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0694 - Eine Falle für Merlin

0694 - Eine Falle für Merlin

Titel: 0694 - Eine Falle für Merlin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Sie säte Furcht auf der einen und Verachtung auf der anderen Seite. Doch diesen Gefühlen konnte er nichts mehr abgewinnen. Er verabscheute sie. Sie waren seiner nicht würdig. Er konnte sich nicht am Leid jener erfreuen, die über die unwahrscheinlich starke Macht der Dunkelheit nicht geboten, die unter ihr litten, deren Seelen ausgesaugt und zerquetscht wurden wie Tiere, die man schlachtet, um von ihrem Fleisch zu leben.
    Was anderes waren die Menschen für die Hölle?
    Zuchttiere, deren Seelen man trank!
    Oder die man dressierte…
    Und Merlin wollte das nicht.
    Er hatte gesehen, wie selbst Dämonen litten in der Knechtschaft der MÄCHTIGEN, der immer währenden Feinde, die nicht zu töten, nur zurückzuschlagen waren. Sie bedrängten die Hölle, wollten die Dämonen zu dem machen, was Menschen für die Teuflischen bedeuteten.
    Während andere Dämonen noch glaubten, die MÄCHTIGEN Zurückschlagen zu können, sah Merlin weiter.
    Und er wusste, dass es einen anderen Weg gab. Er hatte ihn gesehen.
    Dafür musste er aber wieder von vorn anfangen. Er konnte das Erbe der Hölle, das in ihm lebte, nicht mitnehmen auf die Seite des Lichttes.
    Doch, er konnte es, verbesserte er sich. Aber er musste es verkapseln, musste es tief in seinem Inneren verschließen, um es kontrollierbar zu machen. Es durfte nicht die Oberhand gewinnen, niemals wieder.
    Und so verließ er die Hölle.
    Ein Kind des Teufels, das gelernt hatte, nachzudenken.
    Ein mächtiger Zauberer, der seine Kräfte in den Dienst des Ausgleichs stellen wollte.
    Etwas existierte im Multiversum, dass von allen Kräften - mit Ausnahme der MÄCHTIGEN - akzeptiert wurde. Das war die Schicks als waage.
    Sie allein schuf den Ausgleich, ließ das Pendel von Gut und Böse in beide Richtungen gleichmäßig ausschlagen. Eines oder das andere war nichts, und gewann die eine oder die andere Seite die Oberhand, würde das entstandene Ungleichgewicht das Multiversum zerstören, so wie ein Boot kentert, wenn es zu starke Schlagseite bekommt.
    Merlin war bereit, Verantwortung zu übernehmen.
    Er wollte eine Aufgabe.
    Und die konnte ihm nur einer stellen - der Diener der Schicksalswaage.
    Aber ehe Merlin sich ihm anbot, musste er umlernen. Die dunkle Magie - er konnte sie nicht mehr verwenden. Er musste die Kraft des Lichtes erlernen und mit ihr umgehen können.
    Er war sicher, dass es ihm gelingen konnte.
    Denn seine Macht konnte ihm niemand nehmen.
    Er besaß sie, sie lebte und brannte in ihm und erfüllte ihn bis in die bereits weiß gewordenen Haarspitzen.
    Er musste nur lernen, sie anders zu nutzen als bisher.
    Nicht mehr, um zu beherrschen, sondern um zu dienen.
    Und deshalb begann er ein zweites Leben.
    Eines, das ohne den Tod an das erste anschloss.
    Merlin war ein uralter Mann, und doch war er ein kleiner Junge.
    Und als solchen sah man ihn.
    So durchschritt er eine Welt, die ihm fremd und unbekannt war, obgleich er sie einst beherrscht hatte.
    Aber er hatte sie aus der Perspektive der Macht gesehen.
    Jetzt lernte er sie von der anderen Seite her kennen.
    Und er fand lange nicht, was er suchte, aber als er es endlich fand, erkannte er es nicht sofort. Und er ahnte nicht, welche Folgen all dies eines Tages für ihn haben würde.
    Denn der Tod wartete nur.
    Der Tod hatte Merlin niemals vergessen!
    Der Tod - hatte viel Zeit. Mehr Zeit, als Merlin noch verblieb.
    ***
    Seit Tagen hatte es nicht aufgehört zu regnen. Seit Tagen hatte Merlin kaum noch etwas gefunden, wovon er leben konnte. Tiere wichen ihm aus; er war nicht schnell genug, sie zu fangen und zu erlegen, und seiner dunklen Magie hatte er abgeschworen. Er wollte als Mensch unter Menschen lernen.
    Es war eine dunkle und stürmische Nacht, die kalten Windstöße rissen an Gräsern und Zweigen. Kein Stern stand am Himmel, kein Mond. Die Regenwolken verdeckten das Firmament.
    Ringsum war Sumpflandschaft. Wohin genau er geraten war, konnte Merlin nicht sagen. Dadurch, dass er die Macht in sich verkapselte, hatte er einen großen Teil seiner Sinne verloren. Nichts warnte ihn vor den Gefahren. Immer wieder geriet er in weichen Morast, schaffte es jedes Mal knapp, zurückzuweichen, ehe er zu tief einsinken konnte.
    Es war ein anstrengender Marsch.
    Aber er hatte es so gewollt.
    Mehrmals glaubte er, sein Herz würde stehen bleiben, wenn er merkte, nach einem Schritt blitzartig zu versinken, sich gerade noch zurück werfen konnte, um beim Ausweichen gleich wieder einzusinken… Immer wieder musste er umkehren, weil es dort,

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