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0696 - Im Bann des Verfluchten

0696 - Im Bann des Verfluchten

Titel: 0696 - Im Bann des Verfluchten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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das Gefängnis verlassen zu können.
    Mit zittrigen Schritten übertrat sie die Schwelle und näherte sich dem Licht, das ihre Haut aussehen ließ wie gelbes Rinderfett, über das Öl gestrichen war.
    »Geh!«, sagte er nur.
    Zum ersten Mal hörte sie seine Stimme. Sie klang kratzig, überhaupt nicht angenehm, aber befehlsgewohnt, und Befehle würde er ihr geben, das stand fest.
    Colette redete sich ein, dass alles andere besser war, als in diesem verfluchten Gefängnis zu stecken und irgendwann zusammenzubrechen. Wenn sie den Ort verließ, ging es wenigstens weiter, dann konnte sie etwas Neues erfahren, möglicherweise ergab sich auch eine Chance, aus dem Haus zu entfliehen.
    Auf das Rauschen achtete sie nicht mehr. Wichtig war jetzt ihre unmittelbare Zukunft.
    »Wohin?«, fragte sie.
    Er deutete mit der Hand den Gang hinunter, und zwar in die Richtung, aus der er gekommen war.
    Sie nickte, wagte nicht, in sein Gesicht zu schauen, und setzte sich in Bewegung. Gleichzeitig ärgerte sie sich über ihren ungewohnten und steifen Gang, der ihm wiederum zeigte, wie sehr die Furcht sie umklammerte.
    Er blieb hinter ihr.
    Sehr dicht sogar, und sie hörte seine Schritte. Zuerst das harte Aufsetzen, dann das Schleifen, als würde die Klinge eines großen Messers über ein breites Lederband bewegt, damit sie scharf wurde…
    ***
    Es war ziemlich dunkel zwischen den Wänden der dicht zusammenstehenden Häuser, und dennoch konnten wir von einem grandiosen Blick sprechen, wenn ich das mal so sagen darf.
    Wir hielten uns auch jetzt noch in La Rostelle auf, aber wir waren etwas außerhalb und standen an einer Stelle, von wo aus wir die Rückseite des Hauses sehen konnten, die tatsächlich aus einer imponierenden Glasfläche bestand.
    Bei herrlichem Wetter würde sich der Sonnenschein darauf fangen und das Atelier perfekt erhellen, denn ein Maler brauchte gutes Licht, und dafür war die Provence berühmt.
    Die schmale Straße führte bergauf und in eine Kurve hinein, deren Scheitelpunkt wir als Beobachtungsstandpunkt gewählt hatten. Wir lehnten an einem Geländer, das zu einer Brücke gehörte, die über einen reißenden Bach führte. Das Wildwasser schäumte und sah aus wie grünes Glas, das sich in Wogen hochwellte, wieder fiel, zusammenbrach und sich in zahlreiche kleine Splitter auflöste.
    Unter der Brücke führte eine Felswand fast senkrecht in die Tiefe und tauchte in das schäumende Wasser des Bachbettes.
    Wir hatten auf dem Weg zum Ziel natürlich über verschiedene Pläne gesprochen und uns entschlossen, es nicht auf dem normalen Weg zu versuchen.
    Einfach hingehen, klingeln und dann fragen, das würde nichts bringen. Wenn wir die Überraschung auf unserer Seite haben wollten, dann mussten wir es anders angehen und uns wie zwei Diebe an das Haus heranschleichen.
    Ich hatte mich über das Geländer gebeugt und in die Tiefe geschaut. Der Mistral blies noch immer und fuhr wie eine nie abreißende Windwoge über meinen Rücken hinweg.
    Als ich mich wieder aufrichtete, hörte ich Sukos Frage: »Wie sieht es aus, John?«
    »Nicht gut.«
    »Kann ich mir denken.« Er grinste, was mich wiederum überraschte.
    »Warum grinst du so?«
    »Wir können an einer anderen Stelle hinunter.«
    »Und wo?«
    Er winkte mir. »Komm mit.«
    Ich folgte ihm achselzuckend, nicht sehr von seinen Worten überzeugt, aber Suko hatte sich aufmerksam umgesehen und an der rechten Seite der Brücke eine primitive Treppe entdeckt, die jemand kurzerhand in das Gestein geschlagen hatte.
    Es waren zahlreiche Stufen, die tatsächlich bis zum Fuß der Felswand reichten.
    »Gut?«, fragte er und grinste noch immer.
    »Ich kann nicht meckern.«
    »Dann wollen wir mal.«
    Suko ging vor. Noch folgte ich ihm nicht und schaute hoch zum Himmel, der ein ungewöhnliches Muster zeigte. Vor dem tiefen Blau lagen ungewöhnlich gefärbte Wolkenfahnen. Eigentlich grau, aber durch die gebrochenen Strahlen der hinter ihnen liegenden Sonne flimmerte es bunt an den Rändern, weil die Strahlen von den dünnen Wolken gebrochen wurden.
    Unten aber, wo das Wasser schäumte, war es düster. Nicht direkt finster, aber schon von dunklen Schatten überlagert, die an den Wänden schwebten und sich auch von ihnen zu lösen schienen, um sich über dem Bachbett auszubreiten.
    Wenn wir den Boden erreicht hatten, würden wir genau unterhalb des gewaltigen Wintergarten-Ateliers stehen. Wie es von dort aus weiterging, mussten wir erst einmal sehen.
    Suko hatte schon einen ziemlichen Vorsprung,

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