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0696 - Im Bann des Verfluchten

0696 - Im Bann des Verfluchten

Titel: 0696 - Im Bann des Verfluchten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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blitzende Reflexe schuf.
    Minutenlang rührte sie sich nicht, ließ sich von der Stille einfangen, spitzte plötzlich die Ohren, als sie in der Ferne etwas hörte, das sie zunächst nicht identifizieren konnte.
    Es war ein Brummen oder Rauschen, als würde etwas durch einen Kanal gepresst.
    Wasser!
    Ja, das musste Wasser sein, und Colette, die in La Rostelle aufgewachsen war, erinnerte sich wieder daran, dass es zahlreiche Wildwasserbäche gab, die aus den Bergen nach der Schneeschmelze ins Tal donnerten und durch die steinigen Betten schäumten, wobei sie manchmal sogar über die Ufer traten, sodass die Fluten durch den kleinen Ort rauschten.
    Sie waren nicht überall zu sehen, nur hin und wieder verließen sie die Tiefe und gelangten ans Tageslicht, um sich weiter zu winden. Irgendwo talwärts mündeten sie dann in einen Fluss, der das Wasser in Richtung Meer trug.
    Das Rauschen blieb gleichmäßig. Man konnte sich daran gewöhnen und es überhören, wenn man lange genug gelauscht hatte. Ihr erging es schon sehr bald so, dass sie dieses Geräusch vergaß, aber sie holte es sich wieder zurück, denn sie wollte herausfinden, wo der Fluss verlief.
    Unter ihr, neben ihr?
    Egal wie, es brachte ihr nichts. Höchstens ein winziges Stück Hoffnung, das allerdings wieder zerfiel, denn es gab wohl keinen Weg, der sie zum Wasser geführt hätte.
    Also würde sie weiter warten müssen. Aber auf wen? Bestimmt nicht auf Edna.
    Der Maler fiel ihr ein. Der Patron hatte davon gesprochen, und sie wusste auch noch mehr.
    Im nächsten Augenblick war sie froh, sich festhalten zu können, denn ihr waren schlimme Dinge eingefallen.
    Sie dachte an die verschwundenen Mädchen.
    Drei waren es insgesamt.
    Und sie hatte mit einem Fremden darüber gesprochen, mit dem Deutschen, dem sie nicht traute, der den Typ Sonnyboy gespielt hatte und jetzt tot war.
    Und die Mädchen?
    Niemand wusste über die Verschwundenen Bescheid. Selbst die Bullen hatten aufgegeben, nach ihnen zu suchen. Und wer sagte ihr denn, dass es bei den drei verschwundenen Personen bleiben würde? Dass nicht noch eine vierte, eine fünfte…
    Sie stöhnte auf, als sie daran dachte, dass sie möglicherweise die vierte sein könnte.
    Verdammt auch.
    Ihr Gesicht verzerrte sich. Sie war einmal als zweibeinige Raubkatze bezeichnet worden, so fühlte sie sich jetzt nicht mehr. Sie kam sich eher vor wie eine gefangene Katze, die in ihrem Korb steckte, damit sie zum Tierarzt gebracht wurde.
    Nach dem Fluch drang ein Zischen aus ihrem Mund. Dann fing sie an zu schreien.
    Wild, laut und kreischend.
    »Ich will hier raus! Verdammt, ich will hier raus!« Immer und immer wieder peitschte der Satz hervor, untermalt von einem harten Schütteln und Klappern, als sie an den Gitterstäben rüttelte, es aber nicht schaffte, diese zu lockern.
    Sie blieben fest verankert.
    Es dauerte eine Weile, bis sie feststellte, dass es keinen Sinn hatte, so zu reagieren.
    So verlor sie nur Kraft, und es brachte nur die harten Stiche zurück, die durch ihren Schädel zuckten. Ohne es zu wollen, sank sie in die Knie. Ihre Handflächen glitten an den Stäben hinab. Rost rieselte auf den Boden vor ihren Füßen.
    Schreien war sinnlos, das wusste sie, es kostete sie nur Kraft. Sie zwang sich, wieder logisch zu denken. Colette riss sich zusammen, machte sich selbst Mut, indem sie sich ausschimpfte und sich sagte, dass sie doch keine Memme wäre.
    Sie gehörte einer mächtigen Organisation an, die es nicht untätig hinnehmen würde, wenn sie spurlos verschwand.
    Auch würde man sie hier unten nicht verhungern und umkommen lassen. Irgendwann musste jemand kommen.
    Nichts geschah ohne Motiv.
    Und es kam jemand.
    Sofort richtete sie sich wieder auf.
    Irgendwo rechts im Hintergrund hörte sie ein Quietschen und Knarren, wie es nur eine alte Tür abgeben konnte, die geöffnet wurde. Es war ein Laut, der auf ihrem Körper eine Gänsehaut erzeugte, sie wieder frieren ließ, aber gleichzeitig die Spannung wie ein Netz in ihr aufbaute.
    Gleich passierte etwas - bestimmt sogar…
    Tief holte sie Luft. Plötzlich fing sie an zu zittern. Sie konnte sich nicht mehr halten. Ihre Beine wollten nachgeben, sie musste sich beherrschen, um den Ankömmling nicht laut anzuschreien.
    Er kam näher.
    Seine Schritte erzeugten einen seltsam dumpfen Klang. Sie pochten auf, dann schleiften sie über den Boden, und das Pochen begleitete sie noch als Echos.
    Immer näher kamen sie…
    Colette Mercier wartete, die Hände noch immer um die beiden

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