Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0696 - Im Bann des Verfluchten

0696 - Im Bann des Verfluchten

Titel: 0696 - Im Bann des Verfluchten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Gewissen?
    Kirk ging als Erster. Er war ein Mann, der bei den Leuten besser ankam als der etwas unheimlich wirkende Vaduc, dessen Eltern vom Balkan - aus Rumänien - stammten.
    Kirk rutschte auf den Hocker. Sein Gesicht war sonnenbraun. Bartschatten bedeckten die Wangen.
    Er lächelte, doch seine Augen blieben kalt wie Kieselsteine.
    Auch der Patron versuchte zu lächeln, was ihm kaum gelang. Er konnte seine Verlegenheit nicht unterdrücken und wusste nicht, wie er beginnen sollte.
    »Wollen Sie noch etwas trinken?«
    »Vielleicht.«
    »Nun, ich…«
    »Pssst!« sagte Vaduc, der Kirk gefolgt war und sich neben ihm an die Theke stellte. Dann griff er nach einer in Reichweite stehenden Rotweinflasche, die noch verkorkt war. Er warf sie in die Luft, fing sie wieder auf wie ein Artist seine Keule, warf sie noch einmal hoch, hob dabei die dichten Augenbrauen und gab einen bedauernden Laut von sich, als er bewusst danebengriff.
    Die Flasche fiel zu Boden, zerplatzte dort, und der Rotwein verteilte sich zwischen den Scherben wie dünnes Blut.
    Gustave schloss die Augen. In Sekundenbruchteilen schoss ihm durch den Kopf, dass sich seine Befürchtungen bewahrheitet hatten. Die beiden waren zurückgekommen, um Terror zu machen.
    Kirk sprach. Seine Stimme klang nett, beinahe sanft. »Es ist so!«, sagte er. »Mein Freund hat ein Hobby, das nicht ganz ausgereift ist, wenn du verstehst. Er kann fangen, aber oft genug greift er auch daneben, und manchmal dreht er sogar durch. Das geschieht immer dann, wenn der Mistral weht. Der Wind macht ihn fertig.«
    »Wie meinen Sie das?«
    Kirk deutete an Gustave vorbei. »Da kommt es ihm in den Sinn, Spiegel zu zerschmettern.«
    Der Wirt dreht sich um. Hinter der Theke hing zwischen den Regalen ein alter Spiegel an der Wand, auf den er stolz war. Er wollte nicht, dass er zersplitterte. Schweiß bildete sich auf seiner Stirn.
    »Er schwitzt«, sagte Vaduc und zog seine Nase hoch, die wie eine dicke Knolle in seinem Gesicht saß. Der Mund darunter war schmal, die Lippen fast herzförmig. Im Gegensatz dazu standen die großen, fleischigen Ohren. Sie lagen sehr eng an und wurden zur Hälfte von dem krausen, fettig wirkenden Haar verdeckt.
    Kirk lächelte. »So warm ist es doch nicht.«
    »Finde ich auch.« Vaduc griff nach der nächsten Flasche.
    Der Patron holte tief Luft. »Bitte«, flüsterte er, »bitte, was soll das denn?«
    Vaduc staunte ihn an. »Mann, du kannst ja reden! Das ist aber ein Ding, wirklich.«
    »Ja, ich rede.«
    »Schön.« Kirk bestellte zweimal Wasser. Der Wirt stellte ihnen das Gewünschte mit zitternden Händen hin. Die Gläser klapperten mit den Rändern gegeneinander, als er sie trug.
    Die beiden gossen das Wasser ein und tranken. Dann drehte Vaduc dem Wirt seinen kompakten Rücken zu, blieb so stehen und starrte zur Eingangstür.
    Kirk übernahm das Reden. »Ich freue mich, dass du kooperativ bist, und ich wünsche dir auch, dass du dich weiter daran hältst, sonst machen wir aus deiner Bude hier Kleinholz.«
    »Ja, ja…«
    »Weiter. Weißt du, wen wir zu sprechen wünschen?«
    Der Patron nickte. »Colette…«
    Kirk freute sich. »Wie schlau du bist. Aber sie ist nicht gekommen, auch die anderen beiden hat sie einfach sitzen lassen. Jetzt überlegen wir natürlich, was der Grund sein könnte. Kann sie nicht kommen, oder will sie nicht kommen?«
    »Sie - sie kann wohl nicht.«
    »Ach. Ist sie tot?«
    »Nein, das nicht.«
    »Sondern?«
    Der Wirt räusperte sich und wand sich wie ein Aal. »Es ist so - sie erhielt einen Anruf, als sie hier wartete.«
    »Von wem?«, schnarrte Kirk.
    »Von Edna.«
    Der Wirt zündete sich eine Schwarze an, pustete den Rauch aus und nickte vor sich hin.
    »Willst du nicht weiterreden?«, fragte Vaduc, ohne dass er seine Haltung um einen Millimeter veränderte.
    »Ja, ich…«
    »Wer ist Edna?«, fragte Kirk.
    »Eine ältere Frau. Sie arbeitet bei einem Maler als Wirtschafterin. Sie wohnt in La Rostelle.«
    Kirk breitete die Arme aus. »Na, das ist doch wunderbar, mon ami. Wir verstehen uns.«
    Gustave grinste schief und senkte den Blick. »Ich - ich hoffe es.«
    »Brav«, lobte ihn Kirk. »Sag uns doch, wo wir diese Frau und den Maler finden können.«
    »Das ist ganz leicht, denn der Mann lebt in einem besonderen Haus, das eine große Rückwand aus Glas hat…« Er erzählte ihnen, was sie wissen wollten, und sie hörten sehr genau zu.
    Kirks Gesicht zeigte einen immer zufriedeneren Ausdruck. Er war voll und ganz mit den neuen

Weitere Kostenlose Bücher