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0697 - Der Leichenholer

0697 - Der Leichenholer

Titel: 0697 - Der Leichenholer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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gegenüber, denn Gewalt lag ihm fern.
    Und dennoch wurde er hineingezogen.
    Immer wieder…
    Er dachte oft an Zebulon, auch an den Knochenmond und Jericho, wo er sich in einem Einsatz befunden hatte, der kaum zu fassen und zu erklären war.
    Danach hatte er Ruhe gehabt.
    Hin und wieder war es noch zu einem Austritt des Astralkörpers aus dem eigenen gekommen, aber das war niemals wieder so gefährlich gewesen wie der Fall Jericho, als er sich gegen einen mächtigen Dämon gestellt hatte und es ihm trotz allem nicht gelungen war, diese Gestalt zurückzuschlagen.
    Bisher hatte er nichts von ihr gehört, sie schien sich zurückgezogen zu haben, um auf einen neuen Angriff zu lauern, aber Barry glaubte nicht, dass alles vorbei war.
    Er würde sich wieder verwandeln.
    Er würde wieder kämpfen und würde es nicht schaffen, sich dagegen zu wehren.
    Stand er jetzt dicht vor einer Verwandlung? War es wieder so weit? Würde seine Doppelexistenz entstehen, um wieder in einen Kampf zu ziehen? Wenn ja, dann würde er nichts dagegen tun können. Dann kam sie ohne Vorwarnung, einfach übergangslos. Er selbst würde sich nicht mehr wach halten können und war irgendwann eingeschlafen.
    Dann existierte Barry F. Bracht nur noch als Hülle und nicht mehr als Mensch.
    Er stand auf.
    Dabei musste er lachen, weil er sich so anders bewegte. Seine Zigarette verqualmte im Aschenbecher. Er kümmerte sich nicht um sie. Mit schweren Schritten ging er zum Fenster, blieb dicht vor der Scheibe stehen und schaute gegen die Wolken.
    Das wiederum erinnerte ihn an Jericho, denn auch dessen Gestalt hatte aus Wolken bestanden. Ein wie aufgepumpt wirkender mächtiger Dämon, der über allem schwebte und den der Knochenmond damals bestrahlt hatte. Aber diese Wolken waren anders. Sie strahlten nichts Böses aus, sie bildeten eben einen Teil des Wetters.
    Unter ihm bewegte sich der Verkehr. Die Wagen fuhren Stoßstange an Stoßstange, oft genug standen sie, irgendwann würde alles zusammenbrechen, das stand fest.
    Er sah die Dächer der Häuser. Eng standen sie beisammen, manche verziert mit Gauben und Giebeln. Antennen überragten die Schornsteine wie dünne Glitzerarme, und hoch über ihnen schwebte ein Flugzeug durch die Wolken.
    Barry E. Bracht merkte, dass der Druck in seinem Körper parallel mit der Müdigkeit zunahm. Es war ihm kaum möglich, sich auf den Beinen zu halten.
    Tief holte er Luft. Sein Gesicht verzerrte sich dabei, denn er wollte die Verwandlung nicht. Der Lektor war es gewohnt, ein ruhiges Leben zu führen, diese zweite Existenz war ihm nicht nur suspekt, es gab sogar Tage, wo er sie regelrecht hasste.
    Da trieb ihm allein die Erinnerung an sie ihm schon den Schweiß auf die Stirn und machte ihn nervös.
    Die Unruhe blieb - wie das Blei in seinen Knochen. Wenn er ging, hatte er das Gefühl, seine Beine wären doppelt so schwer geworden. Der Weg ins Bad kam ihm so lang vor wie eine Meile, und er dachte daran, dass vielleicht Wasser half.
    Bracht drehte den Kran auf. Das Wasser schoss zuerst kalt aus der Öffnung, wenig später in seine Hände hinein, die er zusammengelegt hatte. Dann schleuderte er das Wasser gegen sein Gesicht.
    Beim ersten Mal zuckte er zusammen, weil die Kälte über seine Haut strich. Danach hatte er sich daran gewöhnt. Er nässte auch seinen Nacken, griff anschließend zu einem Handtuch und trocknete sich ab, darauf achtend, ob die Müdigkeit durch die Kälte aus seinen Knochen getrieben worden war.
    Nein, es gab sie noch.
    Wäre sie verschwunden gewesen, es hätte ihn gewundert, denn er konnte sie nicht als natürliche Müdigkeit bezeichnen, sie war einfach sein Schicksal.
    Er warf das Handtuch fort. Auf dem Rand der Wanne blieb es liegen.
    Er selbst fühlte sich auch wie ein ausgewrungener feuchter Lappen.
    Bracht ging wieder zurück in den Wohnraum, der ihm gleichzeitig als Büro diente.
    Als er aus dem Fenster schaute, sah er die schrägen Spritzer an der Scheibe. Es hatte angefangen zu regnen, und der Regen nahm sogar zu. Er klatschte gegen die Scheibe, er trommelte auf die Fensterbank, als wären irgendwelche Geister dabei, einen Takt zu schlagen.
    Bracht stellte fest, dass dieses Wetter sehr traurig war und einen Menschen auch traurig machen konnte.
    Er setzte sich nicht an seinen Schreibtisch. Plötzlich lockte ihn der Sessel.
    Das Möbelstück war mit grünem Stoff bezogen. Er hatte es vor zwei Jahren bei einem Trödler in der Portobello Road erworben und es zu seinem Lieblingsplatz gekürt.
    Man konnte

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