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0698 - Der Ghoul aus dem Gully

0698 - Der Ghoul aus dem Gully

Titel: 0698 - Der Ghoul aus dem Gully Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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abstürzen.
    Sie rauchte wieder.
    Gegenüber befand sich das Bett. Eine simple Liege, mit einem dunkelroten Stoff überzogen. Neben ihr, nicht weit von der runden Leuchte entfernt, lagen Papierservietten und Handtücher.
    Ein kleiner Vorhang trennte diesen Teil des Wagens von den privaten Gemächern, wie das Mädchen immer sagte. Hinter dem Stück Stoff befand sich die Dusche, auch der Kühlschrank mit Getränken.
    Wenn möglich, sollten sie Freier noch Sekt trinken. Marke Rotkäppchen und sehr überteuert.
    Das war wieder ein Tag, wo alles klebte. Der Regen, die Luft, der Schmutz. Grau in Grau, geeignet zum Vergessen. Selbst die Wolken heulten über das Elend. Da brauchte man gar nichts zu tun, die Depressionen kamen schon von allein.
    Corinna mochte keinen Dreck, sie haßte dieses Wetter, das ihr körperliches Unwohlsein bescherte.
    Wenn sie dieses Gefühl überkam, dann gab es nur eine Lösung.
    Duschen!
    Wasser über den Körper laufen lassen und das Gefühl bekommen, alles Schlechte auf der Welt wegspülen zu können. Weglaufen konnte sie ja nicht, die Loddels kamen immer sehr überraschend, um nachzuschauen, was sich auf dieser Meile tat.
    Corinna stand auf und ging in den Duschraum. Links vor ihr stand der große Kühlschrank. Ein Waschbecken war auch noch vorhanden, ein chemisches Klo ebenfalls.
    Durch das Fenster mit dem Milchglaseinsatz schimmerte das rote Außenlicht wie ein blutiger Streifen. Corinna hatte sich nicht daran gewöhnt. Ihr kam es immer vor, als würde dort jemand stehen, der langsam verblutete.
    Corinna schob die Tür der Duschkabine zur Seite. Duschgel lag bereit. Sie hatte es aus einem Hotel mitgehen lassen, wo sie hin und wieder auch arbeitete. Aber davon wußte der Zuhälter nichts.
    Sie zog sich aus.
    Die Kleidung legte sie auf den kleinen Hocker. Corinna war dreiundzwanzig, gut gewachsen, mit einem ziemlich großen Busen, starken Oberschenkeln und starken Hüften. Mit ihrer Figur lag sie im Trend. Viele Männer standen nicht mehr auf superschlanke Frauen.
    Corinna schloß die Tür und reckte sich. Ein Schauer rann über ihren Körper. So nackt zu sein, war doch nicht das Wahre. Das Wasser war erst am Morgen nachgefüllt worden. Es reichte immer für drei Duschen - wenn diese nicht zu ausgiebig waren.
    Sie verstellte die Brausetasse noch ein wenig und wollte den Griff drehen, als ihr etwas auffiel.
    Es war der Geruch!
    Corinna verzog das Gesicht, schloß die Augen und schüttelte den Kopf. Das durfte doch nicht wahr sein, so etwas hatte sie noch nicht erlebt. Das war auch kein Geruch mehr, das war ein Gestank, wie sie ihn selbst in Leipzig noch nicht gerochen hatte.
    Kein Industriegestank, wie er fast immer in der Luft hing, dieser hier war anders.
    Und er konzentrierte sich auch nur auf die Dusche. Vorn im Wagen hatte sie ihn nicht wahrgenommen.
    Wieso eigentlich nicht? Warum konzentrierte er sich ausschließlich auf diesen Raum?
    Sie sah nach unten.
    Direkt vor ihren Zehen befand sich der Abfluß. Er war ziemlich groß im Vergleich zum Durchmesser der Duschwanne, kreisförmig und bestand aus grauem Metall. Konnte das im Abfluß stehende Wasser einen derartigen Gestank absondern? Daran wollte sie einfach nicht glauben. Nein, das Zeug roch anders. Wie auf dem Friedhof, so modrig, als hätte jemand ein totes Tier unter den Wagen gepreßt, das allmählich verweste.
    Sie überlegte, ob sie überhaupt duschen sollte und hörte plötzlich ein Geräusch.
    Es war ein Blubbern…
    Und es war aus der Tiefe her an ihre Ohren gelangt. Also unter dem Abfluß.
    Corinna bekam es mit der Angst zu tun. Auf einmal war ihre Kehle trocken geworden, sie merkte, wie sich eine Gänsehaut auf ihrer Schulter festsetzte, und eine unsichtbare Faust schien sich in ihren Magen gebohrt zu haben.
    Das war furchtbar…
    Wieder erklang das Blubbern. Diesmal lauter und von einem Schmatzen begleitet.
    Ein Tier?
    Ein Monster - ein…
    Ihre Gedanken stockten. Wie von selbst schlugen die Zähne aufeinander. Corinna fror nicht nur wegen ihrer Nacktheit, da war noch ein anderes Gefühl, das ihr diesen Zustand bescherte. Sie konnte es nicht richtig fassen, aber es drang aus der Tiefe hoch, es umklammerte sie wie ein Reifen.
    Das Gefühl, bald nicht mehr zu leben…
    Sie atmete durch die Nase, lauschte dem eigenen Schnaufen und dachte daran zu verschwinden. Der Abfluß hatte sich in ihrer Phantasie verändert. Er kam ihr jetzt vor wie ein böses, glotzendes, tödliches Auge, das es allein auf sie abgesehen hatte.
    Weg hier,

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