0698 - Meuterei auf der MEBRECCO
die Triebwerke des Raumschiffes aus. Das bordeigene Antigravsystem schaltete sich ab. Die natürliche Schwerkraft des Planeten wurde wirksam. Sie lag nicht spürbar über lg.
Oberst Germell räusperte sich. Er setzte sich in den Kommandanten-sessel, zog das Mikrophon zu sich heran und erteilte die üblichen Befehle.
„Die Schleusen werden nicht geöffnet, bevor wir eine exakte Analyse der Atmosphäre und die Ergebnisse von Untersuchungen über Pflanzen, Tierwelt und Mikroorganismen vorliegen haben. Richten Sie sich darauf ein, daß noch ein bis zwei Tage vergehen werden, bevor Sie das Schiff verlassen können."
Er schaltete das Mikrophon ab und erhob sich. Jasser Kanscho, der unbemerkt die Zentrale betreten hatte, trat auf ihn zu und streckte ihm zögernd die Hand entgegen.
„Jetzt bleibt uns wohl nur noch eine Zusammenarbeit, Danzien", sagte er.
Germell ergriff die Hand und schüttelte sie.
„Einverstanden, Brille", entgegnete er. „Ich würde mich freuen, wenn Sie auch Vasnotsch zur Vernunft bringen könnten. Habe ich Ihr Versprechen, daß Sie nicht versuchen werden, mit einem Beiboot zu verschwinden?"
„Sie haben mein Wort, Danzien. Ich hätte wohl auch keine Chance, Rhodan zu finden, da mir sämtliche Unterlagen fehlen und die Reichweite der Beiboote wohl auch zu gering ist."
„Auf gute Zusammenarbeit, Jasser."
Als Jasser Kanscho die Hauptleitzentrale zwei Tage später betrat, fand er Oberst Germell allein vor.
„Nanu?" fragte er. „Der oberste Herr aller Mebrecconer ohne seine Untergebenen?"
Der Kommandant erhob sich aus seinem Sessel. Er legte einen Stapel mit bedruckten Folien zur Seite. Er wirkte entspannt, fast heiter.
„Ich bereite gerade eine Mitteilung an alle vor", erklärte er und reichte dem Astronomen die Hand. „Alle notwendigen Daten über Paradise liegen vor."
„Paradise?"
„Haben Sie geschlafen, Brille? Das TV-Center hat gestern abend in den Nachrichten nach einem Namen für diesen Planeten gefragt. Über 70 Prozent haben sich für Paradise ausgesprochen."
„Davon habe ich nichts gehört. Ich habe im Observatorium gearbeitet." Er nahm die Brille ab und massierte die Druckstellen auf der Nase. „Nun, wie sind die Daten? Darf ich es schon wissen?"
„Hervorragend, Brille. Ich glaube, wir haben wirklich das Paradies gefunden. Wir finden hier alles, was wir uns nur erträumen können. Wir können uns von den Pflanzen und Tieren ernähren, die es hier gibt. Bis jetzt sind die Sonden nicht auf ein einziges Tier gestoßen, das uns gefährlich werden könnte. Sie haben nicht einmal ein Pflanzengift entdeckt, vor dem wir uns hüten müßten. Wir hätten es wirklich nicht besser treffen können."
Er nahm die Folien auf.
„Ich gehe in den großen Konferenzraum. Dort sind alle wichtigen ,Männer der neuen Kolonie versammelt. Wir werden darüber beraten, wie wir ohne große Fehler eine eigene Zivilisation und Kultur aufbauen können. Mein Rang gilt bald nichts mehr. Ich werde nur noch für eine Übergangszeit die Verantwortung tragen.
Alles weitere soll von politischen Parteien übernommen werden.
Wollen Sie mich begleiten?"
Jasser Kanscho nahm die Einladung erfreut an. Er hatte ohnehin die Absicht, sich von Anfang an am Aufbau zu beteiligen. Germell gegenüber hatte er zwar - zumindest nach außen hin - kapituliert, dennoch hatte er seine ursprünglichen Pläne nicht aufgegeben.
Er arbeitete mit dem Kommandanten zusammen, weil er darin für den Moment die besten Möglichkeiten sah. Dennoch war er entschlossen, die Männer und Frauen der MEBRECCO irgendwann in naher Zukunft wieder zur Erde zurückzuführen.
Er hatte eine angestrengte Nacht hinter sich. Zusammen mit Kergijin Vasnotsch hatte er alles durchgesprochen und Schritt für Schritt eine neue Strategie entworfen. Sie hatten nicht aufgegeben, und sie dachten auch gar nicht daran, das zu tun.
Das mindeste dessen, was es für sie zu erreichen galt, war, Rhodan über die Existenz und die Position dieser Welt zu informieren.
In dem von Germell bezeichneten Konferenzraum waren Wissenschaftler aller Disziplinen versammelt. Sie warteten auf den Kommandanten. Sie waren die ersten, die erfuhren, daß der Fremde die MEBRECCO wirklich ins Paradies geführt hatte.
„Meine Damen und Herren", begann Oberst Germell, als er sich auf seinen Sessel gesetzt hatte, von dem aus er alle Konferenzteilnehmer sehen konnte. „Die Schleusen der MEBRECCO werden sich in einer Stunde öffnen, und sie werden nie mehr geschlossen werden. Wir
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