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07 - Asche zu Asche

07 - Asche zu Asche

Titel: 07 - Asche zu Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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das, was du für Liebe hältst, vielleicht nur ein Sturm im Wasserglas ist. Fändest du es nicht klug, diese Möglichkeit auf jeden Fall in Erwägung zu ziehen? Denn wenn wir wirklich heiraten sollten und dann entdecken, daß unsere Gefühle füreinander niemals mehr waren als -«
    Er warf die Bettdecke zurück, sprang aus dem Bett und schlüpfte in seinen Morgenrock. »Jetzt hör mir ausnahmsweise mal zu, Helen. Und zwar von Anfang bis zum Ende. Ich liebe dich. Du liebst mich. Wir heiraten, oder wir heiraten nicht. Das ist alles, was es zu sagen gibt. In Ordnung?«
    Unterdrückt vor sich hin schimpfend, ging er durchs Zimmer, zog die Vorhänge auf, um das helle Frühlingslicht hereinzulassen, das den Garten hinter seiner Stadtvilla zum Strahlen brachte. Er schob das Fenster hoch und atmete die Morgenluft tief ein.
    »Tommy«, sagte sie. »Ich wollte doch nur wissen ...«
    »Genug«, unterbrach er sie und dachte: Frauen! Frauen! Diese Gedankensprünge. Diese Fragen. Dieses Bohren. Diese infernalische Unschlüssigkeit. Gott im Himmel. Da war ja das Mönchsleben vorzuziehen.
    Vorsichtiges Klopfen an der Schlafzimmertür riß ihn aus seinen Gedanken. »Was gibt's?« rief er scharf.
    »Verzeihen Sie, Milord«, sagte Denton. »Draußen ist jemand, der Sie sprechen möchte.«
    »Jemand - wie spät ist es?« Noch während er die Frage stellte, ging er zum Nachttisch und griff nach dem Wecker.
    »Fast neun«, antwortete Denton im selben Moment, als Lynley die Zeit ablas und laut fluchte. »Soll ich ihm sagen -«
    »Wer ist es überhaupt?«
    »Mr. Mollison. Guy Mollison. Ich habe ihm gesagt, er solle im Yard anrufen und mit dem diensthabenden Beamten sprechen, aber er ließ nicht locker. Er behauptete, Sie würden hören wollen, was er zu sagen habe. Ich soll Ihnen ausrichten, er habe sich an etwas erinnert. Seine Telefonnummer wollte er nicht hinterlassen. Er behauptet, daß er Sie persönlich sprechen müsse. Soll ich ihn weiterschicken?«
    Lynley war schon auf dem Weg zum Bad. »Bringen Sie ihm Kaffee, Frühstück, was er eben haben möchte.«
    »Soll ich ihm sagen -«
    »Zwanzig Minuten«, unterbrach Lynley. »Und rufen Sie Sergeant Havers an, Denton, ja? Sagen Sie ihr, sie möchte so schnell wie möglich herkommen.« Er fluchte zum Abschluß noch einmal kräftig, dann knallte er die Badetür zu.
    Er hatte bereits geduscht und war beim Rasieren, als Helen sich zu ihm gesellte.
    »Sag ja nichts mehr«, warnte er ihr Spiegelbild, während er das Rasiermesser über die eingeschäumte Wange zog. »Ich habe die Nase voll von diesem Unsinn. Wenn du nicht die Ehe als normale Folge der Liebe akzeptieren kannst, sind wir fertig miteinander. Wenn das da« - mit einer kurzen Kopfbewegung zum Schlafzimmer - »für dich nichts weiter ist als eine heiße Nacht, dann kannst du's vergessen. Okay? Denn wenn du - au! Verdammt!« Er hatte sich geschnitten. Wütend zog er ein Papiertuch aus dem Behälter und drückte es auf die blutende Wunde.
    »Du machst das viel zu schnell«, sagte sie.
    »Hör bloß auf! Hör bloß damit auf! Wir kennen uns seit deinem achtzehnten Lebensjahr. Wir waren jahrelang Freunde. Wir sind -«
    »Ich meinte doch, beim Rasieren«, unterbrach sie ihn.
    Er starrte sie verständnislos an. »Beim Rasieren«, wiederholte er.
    »Du machst beim Rasieren zu schnell. Du wirst dich gleich wieder schneiden.«
    Er senkte den Blick zu dem Rasiermesser in seiner Hand. Es war ebenfalls mit Schaum bedeckt. Er hielt es unter den Hahn und ließ das Wasser darüber laufen.
    »Ich lenke dich zu sehr ab«, stellte Helen fest. »Das hast du Freitag abend selbst gesagt.«
    Er wußte, worauf sie mit ihrer Bemerkung hinauswollte, aber er versuchte nicht gleich, ihr diesen Weg zu versperren. Er dachte über das Wort »ablenken« nach; über seine Verheißung und seinen tieferen Sinn. Endlich hatte er die Antwort.
    »Genau das ist der springende Punkt.«
    »Was?«
    »Die Ablenkung.«
    »Ich verstehe nicht.«
    Er rasierte sich fertig, spülte sich das Gesicht und trocknete es mit dem Handtuch, das sie ihm reichte. Er antwortete erst, nachdem er sich Rasierwasser ins Gesicht gespritzt hatte. »Ich liebe dich«, sagte er zu ihr, »weil ich, wenn ich mit dir zusammen bin, nicht an Dinge denken muß, an die ich sonst denken müßte. Vierundzwanzig Stunde am Tag. Sieben Tage die Woche.«
    Er drängte sich an ihr vorbei ins Schlafzimmer und begann seine Kleider aufs Bett zu werfen. »Dazu brauche ich dich«, stellte er fest, während er sich

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