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07 - Asche zu Asche

07 - Asche zu Asche

Titel: 07 - Asche zu Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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dafür bezahlen müssen, für diesen einen Moment, als er Livie mit ihren Tüten voller Sexspielzeug zu Füßen auf ihren Freier hatte warten sehen und sich beiläufig gefragt hatte, ob diese harten, scharfen Kanten sich glätten lassen würden. Dafür sah er nun, wenn ihm nicht ein Holzweg einfiel, auf den er die Polizei führen konnte, Konsequenzen entgegen, die er sich solcher Art nicht hätte träumen lassen. Und dabei war es im Grunde so ein verdammter Witz.
    Denn zum allerersten Mal hatte er überhaupt keine Schuld - und zugleich jede.
    »Mist«, stöhnte er.
    »Alles in Ordnung, Chris?« rief Livie.
    Er hatte seine Pyjamahose vom Boden aufgehoben, war hineingeschlüpft und dann in ihr Zimmer gegangen. Daran, wie die Gehhilfe stand, konnte er erkennen, daß sie versucht hatte, allein aufzustehen, und eine neue Woge von Schuldgefühlen überfiel ihn. »Livie, warum hast du mich nicht gerufen?«
    Sie hatte mit einem blassen Lächeln geantwortet. Sie hatte es geschafft, ihren gesamten Schmuck anzulegen - außer den Nasenring, der auf einem Buch mit dem Titel Die Frauen von Hollywood lag. Er betrachtete das Buch stirnrunzelnd und schüttelte nicht zum erstenmal den Kopf über ihre Bereitschaft, im Trivialen und Oberflächlichen zu schwelgen.
    Wie als Antwort meinte sie: »Ich hol mir da eine Menge neuer Tips. Die treiben stundenlang Bettakrobatik.«
    »Hoffentlich macht's ihnen Spaß«, knurrte Chris.
    Er setzte sich auf ihr Bett und schob Panda zur Seite. Die Hunde kamen ins Zimmer und liefen ruhelos zwischen Bett, Kommode und offenstehendem Kleiderschrank hin und her.
    »Sie wollen raus«, sagte Livie.
    »Verwöhnte Kerle. Ich geh gleich mit ihnen. Bist du soweit?«
    »Ja.«
    Sie umfaßte seinen Arm, und er schlug die Decke zurück, drehte ihren Körper und ließ ihre Beine aus dem Bett zum Boden gleiten. Er stellte die Gehhilfe vor ihr auf und half ihr auf die Füße.
    »Den Rest schaffe ich schon«, sagte sie und begann den qualvollen Marsch zur Toilette, indem sie schlurfend die Gehhilfe vor sich herschob und ihre Füße dann hinterherzog. Es war die einzige Form des Gehens, die ihr jetzt noch möglich war. Ihr Zustand hatte sich, wie er sah, verschlimmert; sie konnte die Füße nicht mehr gerade auf den Boden setzen. Statt dessen ging sie - wenn man ihre schwerfällige Vorwärtsbewegung so nennen konnte - auf jenem Teil des Fußes, der zuerst den Boden berührte, sei es Knöchel, Ballen, Ferse oder Zehen.
    Er mußte immer noch aufs Klo. In der Zeit, die sie von ihrem Zimmer zur Toilette brauchte, hätte er das leicht erledigen können. Doch er blieb, wo er war, auf ihrer Bettkante, und zwang sich, zu warten.
    Er hatte sie in der Küche zurückgelassen, damit sie ihren Teil zum Frühstück beitragen konnte, der darin bestand, daß sie die Cornflakes in Schalen gab und dabei die Hälfte auf den Boden verschüttete. Er war in der Zwischenzeit mit den Hunden gelaufen und mit der Sunday Times zurückgekehrt. Sie hatte schweigend den Löffel in ihre Schale getaucht und angefangen, die Zeitung zu lesen. Seit Donnerstag abend hielt er jedesmal, wenn sie eine Zeitung aufschlug, den Atem an. Stets dachte er, es wird ihr auffallen, sie wird anfangen zu fragen, sie ist ja nicht dumm. Aber bisher hatte sie weder etwas bemerkt noch Fragen gestellt. So sehr absorbierte sie das, was in der Zeitung stand, daß ihr bis jetzt nicht aufgefallen war, was nicht darin stand.
    Als er gegangen war, hatte sie gerade einen Artikel über die Suche nach einem Auto gelesen. Auf seine Bemerkung: »Ich bin an Deck. Ruf mich, wenn du mich brauchst«, hatte sie nur mit einem vagen Murmeln geantwortet. Er war nach oben gegangen, hatte einen Liegestuhl aufgeklappt, sich hineinfallen lassen und versucht, gleichzeitig zu denken und nicht zu denken. Darüber nachzudenken, was er tun sollte. Nicht daran zu denken, was er getan hatte.
    Etwa eine Stunde lang hatte er so in der Sonne gesessen und sich verschiedene Möglichkeiten durch den Kopf gehen lassen, als ihm zum erstenmal die Polizeibeamten auffielen. Sie waren auf dem Boot der Scannels, das der Brücke an der Warwick Avenue am nächsten lag. John Scannel stand vor einer Staffelei. Seine Frau hatte sich, fast nackt, auf dem Kajütendach in Pose gelegt. Den Fußweg entlang hatte Scannel frühere Gemälde seiner üppigen Ehefrau zum Kauf für den kundigen Sammler ausgestellt und gab sich zweifellos der falschen Hoffnung hin, die beiden Männer, die nun zu ihm aufs Boot kamen, seien Kenner seiner

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