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weiß.
Sie ist eine Expertin. Mit der solltest du dich mal unterhalten."
„Nein, danke", sagte er und damit war unser Gespräch erst mal beendet.
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Nick setzte mich um halb drei Uhr wieder zu Hause ab, nicht im Mindesten entmutigt, obwohl es mir so schien, als hätten seine Hinweise ins Leere geführt. Wenigstens war er wieder (relativ) freundlich, also sagte ich nichts, um ihn nicht zu verstimmen. Ich winkte nur zum Abschied und stapfte ins Haus.
Wo ein grimmiger Sinclair und eine grimmige Jessica auf mich warteten.
„Waaaaas denn?", jammerte ich und zerrte mir übellaunig meine Herrera-Stiefel von den Füßen. „Was habe ich angestellt? Ich habe nichts gemacht. Ich bin ziemlich sicher, dass es Marc war. Nein, Moment! Cathie." Cathie, der Geist, der sich in Luft aufgelöst hatte und mir eigentlich mit Ant hätte weiterhelfen können. Für gewöhnlich war es sehr praktisch, ihr die Schuld in die Schuhe zu schieben. Wenn sie anwesend gewesen wäre, hätte ich mir das niemals ungestraft leisten können.
Sie war von einem Serienkiller ermordet worden (der später von meiner Schwester Laura getötet worden war, die im Keller des Killers einen spektakulären Wutanfall gehabt hatte) und auch nach seinem Tod als meine, wenn man es so nennen konnte, geisterhafte Sekretärin geblieben. Wenn Geister auf der Suche nach Hilfe auftauchten, versuchte Cathie ihnen zu helfen .. und nur wenn ihr das nicht gelang, gestattete sie den Geistern, sich an mich zu wenden. Außerdem war sie superlustig und nett. Ich vermisste sie.
Vor allem jetzt, wo mir Ant auf die Nerven ging.
„Sinclair hat mir alles erzählt", sagte Jessica ohne Einleitung.
„Worüber?", fragte ich, ratlos. Junge, ich brauchte wirklich 52
bald ein bisschen Blut. Ich wurde mit jeder Minute begriffsstutziger.
„Uber Nicks kleines Projekt", sagte sie und ich zuckte zusammen.
„Das war nicht nett", sagte ich zu Sinclair, mit deutlichem Vorwurf in der Stimme.
„Ob das ,nett' war, interessiert mich nicht. Er will, dass du dabei umkommst, oder zumindest interessiert es ihn wenig, ob du zu Schaden kommst. Wenn ich seinen Vorgesetzten informieren könnte, ohne unser Geheimnis zu verraten, würde ich es tun."
„Du würdest ihn beim Chef verpetzen? Das ist aber wirklich gemein!" Ich ging ins Wohnzimmer und ließ mich vorsichtig auf eine altersschwache Couch fallen, die wahrscheinlich jemand von der Mayflower geschleppt hatte.
„Um den kümmere ich mich später", versprach Jessica und mir tat der Mann jetzt schon leid. „Ich wollte nur sicher sein, dass du gut nach Hause gekommen bist."
„Natürlich bin ich das. Und ich habe mich noch nicht einmal nützlich machen können. Eigentlich sind wir nur durch die Gegend gefahren. Mir tut Nick leid, weil er die ganze Zeit mit mir in einem Auto sitzen musste." Tatsächlich hatte er ein paarmal das Fenster geöffnet und den Kopf in den Wind gehalten, wie ein Hund, und geschrien. Haha.
„Und ich", sagte Sinclair, „würde gerne noch einmal den Versuch wagen, dich davon zu überzeugen, Polizeiangelegenheiten der Polizei zu überlassen. Wir müssen uns um andere Dinge kümmern."
„Oh, als wenn ich Tina und dir heute Abend eine Hilfe gewesen wäre."
Sinclair hob die Schultern einen halben Zentimeter, was für ihn so gut wie ein zustimmendes Schulterzucken war.
„Wie ich schon sagte, der Abend war langweilig und völlig un-53
gefährlich. Keine Probleme. Und", fügte ich hinzu und sah mich in dem kleinen, ganz in Pfirsichfarbe gehaltenen Wohnzimmer um, „ich nehme an, die Biester sind nicht zurückgekommen?" „Nein, Gott sei Dank."
„Habt ihr, du und Tina, etwas herausgefunden?"
„Oh, so dies und das", sagte Sinclair unbestimmt, was heißen konnte a) er hatte Infos, mit denen er aber vor Jessica nicht rausrücken wollte, b) er hatte nichts oder c) er wusste mehr, aber er wollte nicht, dass ich mir Sorgen machte.
„Also, was jetzt? Sollen wir ins Bett gehen?"
„Tut das", murmelte Jessica, drehte sich militärisch zackig auf dem Absatz um und marschierte aus dem Zimmer. „Ich muss Nick anrufen."
„Pfui, wie gemein", sagte ich zu meinem Gatten, als ich ihm die Treppe hinauf folgte. „Nick zu verpetzen wie ein Drittklässler, dem man den Kakao geklaut hat. Sehr nett!"
Wieder zuckte Sinclair mit den Schultern. Ich zog unsere Schlafzimmertür zu und hüpfte auf seinen Rücken.
„Hä?", war alles, was er hervorbrachte. Er sah sich nach einem Anzugbügel um.
„Ich sterbe vor Hunger", schnurrte
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