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gehauchten „Ich wünsche euch ebenfalls einen wunderschönen Guten Abend" zuvor.
Meine Freundlichkeit schien ihnen allen den Wind aus den Segeln zu nehmen, nicht nur Sinclair. Ich leerte die Kanne mit Orangensaft zur Hälfte in ein Glas und machte es mir gemütlich, so, als gehörte ich hierhin.
Einfach so in einen Streit hineinzuplatzen konnte heikel sein. Es gab die Methode, bei der man sich mit einem „Oh, mein Gott, tut mir so leid, dass du mich nicht bemerkt hast, dann werde
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ich mal gleich wieder gehen" diskret zurückzog. Die wandte ich bevorzugt bei weiblichen Mitbewohnerinnen an.
Und es gab die offensivere Methode: „He, ihr streitet euch in einem für jedermann zugänglichen Raum - zum Beispiel unserer Küche - und ihr streitet euch über mich, also ratet mal, was ich machen werde? Ich bleibe!" Aber für gewöhnlich hatte ich nicht den Mumm, diese Methode auszuprobieren.
Jessica beäugte meinen Kopf. „Schöne Haare."
„Danke."
„Es ist sehr", sagte Sinclair vorsichtig, „leuchtend." „Ich brauchte eine Veränderung."
„Hmmm. Detective Berry", setzte Sinclair erneut an, dieses Mal in einem ruhigeren Ton, der allerdings für alle, die ihn kannten, nicht weniger Furcht einflößend war, „bitte sprechen Sie nicht in diesem Ton mit meiner Frau in ihrem eigenen Haus."
„Das Haus gehört meiner Freundin", sagte Nick schmollend. Aber wenigstens beruhigte auch er sich.
„Ja, und da Sie es freundlicherweise ansprechen, möchte ich noch einmal darauf hinweisen, dass ich das Haus mit Vergnügen zu einem fairen Marktpreis erwerben würde. Sie könnte dann mit Ihnen zusammenziehen, wenn sie es will und wenn Sie es wollen, und einige Ihrer sogenannten Probleme wären gelöst."
Darauf erwiderte Nick nichts. Warum sollte er auch? Sinclair hatte nur die Wahrheit gesagt. Ich sah Nick an, wie gerne er es gehabt hätte, wenn Jessica diesen Schritt tun würde.
Leider gelang es ihm genauso wenig wie mir, sie zu etwas zu bewegen, was sie nicht wollte. Anders ausgedrückt: Eher wäre es mir gelungen, Ant davon zu überzeugen, nicht so viel Polyester zu tragen. Eigentlich würde er sie nur dazu bringen können auszuziehen, wenn sie stattdessen mit ihm ..
Plötzlich ließ sich Nick auf ein Knie fallen und überraschte 58
damit Jessica, die immer noch mit dem Finger auf die Stelle zeigte, wo vorher seine Brust gewesen war. „Ich mag es nicht, wenn du so .. was zum Teufel tust du?"
Er sah inbrünstig zu ihr auf, griff nach ihrer Hand, die nicht nach ihm piekste, und drückte sie an seine Brust. „Jessica, willst du mich heiraten?"
„Was?"
„Oder wenigstens bei mir einziehen? Jetzt sofort?"
„Tres romantisch", brummte Sinclair und ich blinzelte ihm zu. Ich sah, dass seine grüne Teetasse leer war, stand auf und goss ihm nach. Seine hochgezogenen Augenbrauen ignorierte ich. Möglich, dass ich so etwas noch nie zuvor getan hatte. Was war ich heute Abend gut gelaunt! Das konnte nur bedeuten, dass das Verderben irgendwo hinter der nächsten Ecke lauerte. Das Verderben oder Ant.
„Wie süß von dir zu fragen." Jessica riss ihre Hand aus seinem zweifellos schwitzigen Griff. „Und ich meine das nur zur Hälfte sarkastisch, weil ich weiß, dass du tatsächlich glaubst, du würdest mich beschützen. Aber das ist ein schlechter Start für ein gemeinsames Leben oder für eine Verlobung - nur damit du mich aus dem Haus meiner Freunde hinausbekommst."
„Es ist dein Haus!"
„Das stimmt!", sagte ich und stürzte noch mehr Saft hinunter. „Es ist dein Haus."
„Und du!", sagte er und wandte sich mir zu. Ich hätte mich wohl lieber raushalten sollen. „Jessica ist in Todesgefahr - wieder einmal! Und dieses Mal ist es hundertprozentig deine Schuld, oh Herrscherin über die Blutsauger."
„Hör auf damit", befahl Jessica, während wir alle drei so taten, als hätte er nicht hundert Prozent recht. „Du würdest dich doch freuen, wenn die Biester meine Freundin fressen würden - aber wenn diese Wesen Sinclair und Betsy umbringen ..."
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„Eigentlich", sagte ich, „heißt es Betsy und Sinclair."
„.. was meinst du wohl, was sie mit uns anderen anstel en?"
„Sie werden uns zwingen, Ferienwohnungen mit Zeitwohnrecht in Cabo San Lucas zu kaufen", sagte Tina mit gesenkter Stimme und reichte Sinclair die Zeitung. Ich unterdrückte ein Kichern.
„Wenn sie Sinclair und Betsy töten, wer wird dann noch vor ihnen sicher sein?", fragte Jessica. „Kapierst du das nicht, weißer Junge? Die Hälfte der
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