0700 - Assungas Zaubermantel
Lage führen und ihm den Tod näherbringen.
Wer konnte ihm helfen?
Als diese Frage in seinem Gehirn hochschoß, mußte er lachen. Niemand war stark genug, um Lilith die Stirn zu bieten. Sie war das Geschöpf im Hintergrund, nicht grundlos bezeichnete sie sich als die Große Mutter, und sie besaß die besten Kontakte zu Luzifer, dem absolut Bösen, das bereits seit Beginn aller Zeiten existierte.
Menschen waren für Lilith so klein wie Mücken für uns. Man jagte und zerquetschte sie.
Wirklich niemand?
Der plötzliche Gedanke war wie ein feuriger Strahl, als er durch seinen Kopf schoß.
Plötzlich beugte er sich nach vorn, preßte die linke Hand auf seine Körpermitte, als würden sich dort gewaltige Schmerzen ausbreiten, die ihn foltern wollten.
Nein, das ging nicht. Das war unmöglich. Wenn er diesen Gedanken in die Tat umsetzte, konnte er sich wirklich als Verräter fühlen.
So etwas mußte er sich aus dem Kopf schlagen.
So ganz überzeugt davon war er allerdings nicht, denn was hatte er schon zu verlieren?
Nichts, denn sein Leben stand sowieso vor dem endgültigen Aus.
Deshalb wollte er den Versuch wagen.
Lilith selbst hatte ihn im Prinzip auf die Idee gebracht. Von ihr waren die beiden Namen ausgesprochen worden.
Sinclair und Suko.
Hoffnung für ihn?
Kyle nickte so heftig, daß seine Halsmuskeln anfingen zu schmerzen. Ja, er würde es versuchen. Er wollte hingehen, anrufen und mit einem der beiden sprechen.
Als er das Bad verließ, ging es ihm etwas besser. Selbst das Brennen auf seiner Hand war nicht mehr so stark.
***
Wir hatten Juni. Wir hatten Regen. Wir hatten die kühlen Temperaturen, und wir hatten die Laune der Menschen, die sich diesen Bedingungen anpaßten.
Für viele war es schlimm, denn es fehlte einfach die Sonne, die eine positive Energie gab und wieder das Gefühl weckte, endlich einmal leben zu können.
Auf vielen Sendern wurden Experten befragt, die sich über das Wetter ausließen, aber kaum mit exakten Erklärungen aufwarten konnten. Da wurden Statistiken gewälzt, man verglich Durchschnittstemperaturen vergangener Jahre und Jahrzehnte, aber es mehrte sich auch die Meinung, daß bestimmte Umwelteinflüsse mit dem Wetter zu tun hatten. Nicht wenige sahen es als eine Folge der immer noch brennenden Ölquellen am Golf an, und man verwies auch auf den verheerenden Vulkanausbruch auf den Philippinen, der in dieser Region für ein immenses Chaos gesorgt hatte und dessen gewaltige Rauchwolke auch das Klima der übrigen Welt beeinflußte.
Uns normalen Bürgern blieb nichts anderes übrig, als sich mit dem Wetter abzufinden, und auch ich gehörte zu den Menschen, die sich nicht an irgendwelche Strande verkrochen hatten, sondern mitten in der Großstadt blieben, um dort gewissermaßen auf der Lauer zu liegen.
Da ich mich trotz meines ungewöhnlichen Jobs zu den Realisten zählte, mußte ich mir eingestehen, daß wir mit unserem letzten Fall eine Niederlage erlitten hatten.
Es war uns nicht gelungen, das Erwachen der Hexe Assunga zu verhindern – und, was noch schlimmer war, wir hatten Tricia Bell, die junge Grafikerin, leider nicht vor einem schrecklichen Tod bewahren können, denn im Austausch mit der Hexe war sie zu einem mumienhaften Etwas geworden und gestorben.
Im Gegensatz dazu hatte Assunga ihre Jugend und ihre Spannkraft zurückgewonnen. Sie hatte praktisch das Leben der jungen Tricia Bell in sich eingesaugt und war derartig erstarkt, daß sie eine große Gefahr bildete. Besonders was ihre Pläne anging, denn wir hatten erfahren, daß sie sich auf die Suche nach einer ganz bestimmten Person machen wollte.
Nach Will Mallmann, dem mächtigen Vampir, der sich auch Dracula II nannte und danach strebte, die Weltherrschaft der Vampire zu errichten. Er war kräftig dabei, war aber auch von uns und teilweise der Hölle gestört worden, so daß er immer wieder von neuem beginnen mußte. Wenn sich aber Assunga bei ihm einfand, würde seine Kraft noch mehr zunehmen. Sie war mächtig, er war es ebenfalls. Sie würden sich wunderbar ergänzen, und uns war die wieder erwachte Hexe leider entwischt. Wir wußten nur, daß sie sich auf den Weg zu Mallmann machen wollte. Wo er sich aufhielt, war uns allen unbekannt.
Jedenfalls hatten wir uns in gewisser Hinsicht blamiert und auch eine Niederlage erlitten, was Suko und mich sehr wurmte. Wir wollten alles daran setzen, um die Hexe zu finden, und als Ausgangspunkt der Ermittlungen hatte uns dabei eine Sekte gedient, die sich Church of
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