0701 - Duell der Amulette
Universum, sondern das unserer Doppelgänger. Mir gefällt auch nicht, was hier passiert. Trotzdem sollten wir nachdenken, bevor wir etwas anfangen, das wir vielleicht nicht beenden können.«
Zamorra wusste, dass sie Recht hatte. Vielleicht gab es Tausende solcher Welten, in denen unterschiedliche Versionen von ihnen lebten oder gelebt hatten. Es wäre Wahnsinn, das eigene Leben zum Maßstab zu erklären und alles zu bekämpfen, was dem nicht entsprach. Und doch musste er sich eingestehen, dass er in diesem Fall genau das tat.
Aber ich kann nicht anders , dachte er. Ich kann nicht Zusehen, wie er seine Macht so missbraucht.
Doch es gab noch einen anderen, greifbareren Grund.
»Sie wissen jetzt, dass cs uns gibt«, sagte Zamorra. »Willst du das Risiko eingehen, dass sie eines Tages mit einer Armee vor unserer Tür stehen?«
»Nein, aber…«
Nicole stutzte. Sie hatten den Waldrand erreicht und sahen die ersten Häuser des Dorfes. Sämtliche Fenster waren notdürftig mit Plastikplanen abgedeckt, ebenso wie die Scheiben der wenigen Autos, die vor ihnen standen.
»Was ist denn hier passiert?«
Zamorra hob die Schultern. »Vielleicht hat sich die magische Explosion bis hierher ausgedehnt.«
Aber nicht alle Schäden ließen sich durch Magie erklären. Die Straßen waren voller Schlaglöcher, in denen braunes Wasser stand, die Fassaden der Häuser brüchig und renovierungsbedürftig, die Autos alt und rostig. Die Armut der Menschen war unübersehbar.
»Wir können froh sein, wenn wir hier einen Wagen auftreiben, der noch fahrbereit ist«, kommentierte Nicole den Anblick.
Sie gingen die Hauptstraße entlang. Eine ältere Frau, die Zamorra noch nie gesehen hatte, zupfte Unkraut in einem schmalen Vorgarten. Als sie ihn und Nicole bemerkte, ließ sie ihre Harke fallen und ging rasch ins Haus.
Nur Minuten später begegneten ihnen zwei Jugendliche, die ein altes Mofa neben sich herschoben. Die beiden wechselten die Straßenseite. Einer von ihnen kreuzte die Finger, ein Zeichen gegen den bösen Blick.
»Eine innere Stimme«, murmelte Zamorra, »sagt mir, dass wir hier nicht sonderlich beliebt sind.«
»Vielleicht war es doch keine so gute Idee, ins Dorf zu gehen«, stimmte Nicole zu. Sie pflückte ein wenig getrockneten Schleim aus der Kleidung. »Sehr vertrauenerweckend sehen wir auch nicht aus.«
Vor ihnen verbreiterte sich die Straße zu einem kleinen Platz, an dem in ihrer Welt die Dorfkneipe mit dem freundlichen Namen Zum Teufel lag. Die Kneipe gab es hier auch, allerdings hieß sie Im Fass und sah ebenso heruntergekommen wie die anderen Häuser aus.
Ob Mostache der Wirt ist?, fragte sich Zamorra.
Er hatte den Gedanken noch nicht beendet, als sich die Tür der Kneipe öffnete und Mostache nach draußen trat. In den Händen hielt er eine Schrotflinte, die er auf Nicole und ihn richtete. Das Gewehr sah zwar aus, als stamme es aus dem vorletzten Jahrhundert, aber auf diese Entfernung konnte er sie kaum verfehlen.
»Es reicht!«, brüllte der Wirt wütend. »Sie haben lange genug auf uns herumgetrampelt. Jetzt ist Schluss!«
Zamorra hob die Hände. »Hör mir zu. Wir sind nicht die, für die du uns hältst. Ich kann dir alles erklären.«
Mostache grinste. »Sie sind eine feige Ratte, Zamorra. Kaum richtet man ein Gewehr auf sie, werden Sie kleinlaut. Ich hätte gedacht, dass Sie ein bisschen mehr Klasse haben.«
»Das kommt davon, wenn man seine Zeit mit billigen Imitaten verschwendet«, sagte eine schneidende Stimme, die Zamorra nur zu gut kannte. »Nichts geht eben über das Original.«
Sein Doppelgänger trat aus einer Seitenstraße. Pascal, Nicole und drei Leibwächter gingen neben ihm. Zwei von ihnen richteten ihre Waffen auf einen verstört wirkenden Mostache.
Die anderen zielten auf Zamorra und Nicole.
Der Dämonenjäger fluchte leise.
Ihre Flucht war zu Ende.
***
»Jetzt«, sagte Murat Taoln.
Lodev Kolaris nickte und gab den Befehl weiter. Jetzt, wo die Entscheidung getroffen war, stand er hundertprozentig hinter seinem Kommandanten.
Der Beta beobachtete die Mission auf dem Bildschirm. Zwei Kampfflieger vom Typ Hornisse lösten sich aus dem Transporter und schossen der Erdoberfläche entgegen.
Lodev schaltete auf die Schiffskameras um. Einen Augenblick lang war nichts außer grauem Nebel zu sehen, dann verließen die Flieger die Wolkendecke. Rasend schnell näherte sich die hügelige, grüne Landschaft, durch die sich das blaue Band eines Flusses zog.
Sekunden später sah Murat Château
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