0701 - Duell der Amulette
damit nur Ärger einhandelte. Er war sich jedoch sicher, dass der Zamorra in dieser Welt nicht von solchen Skrupeln geplagt wurde.
Er wandte sich ab und folgte Nicole durch den Korridor in Richtung Pool. Der gesamte Flügel schien verlassen zu sein. Ihnen begegnete kein Leibwächter und auch kein anderer Bewohner des Châteaus. Alles wirkte auf seltsame Weise trostlos, auch wenn keiner der Räume verfallen war.
Sie erreichten den Poolbereich ohne Zwischenfälle.
Nicole blieb so abrupt stehen, dass Zamorra beinahe gegen sie geprallt wäre.
»Das ist der Gipfel!«, stieß sie kopfschüttelnd hervor. »Hast du jemals etwas so Geschmackloses gesehen?«
Im ersten Augenblick wusste er nicht, was sie meinte. Der Poolboreich bestand aus drei Glaswänden und einem ebenfalls verglasten Dach, das an die Fassade des Châteaus anschloss. Der große, beheizte Swimmingpool lag in der Mitte des Raumes. Im Sommer wurden Wände und Dach eingefahren, jetzt im Frühjahr schützten sie den Bereich jedoch noch.
Erst als Zamorra sich umdrehte, verstand er Nicoles Entrüstung. Die einzig feste Wand des Raums wurde von einer Fototapete bedeckt, die eine sonnendurchflutete, postkartenkitschige Südseelandschaft zeigte. Über dem viel zu blauen Meer schwebten einige kleine Wolken, in die man wohl per Fotomontage ein Bild von Château Montagne eingefügt hatte. Es sah aus, als wache das Schloss wie vom Olymp über die Landschaft.
Zamorra schüttelte sich.
»Ein weiterer Grund, so schnell wie möglich von hier zu verschwinden«, murmelte er und stieß die Tür zum Park auf.
»Scheiße«, kam ihm Nicole zuvor.
Er konnte nur zustimmen, denn was in ihrer Welt offenes Gelände war, wurde hier von einer hohen Mauer und Stacheldrahtrollen umgeben. Der Park sah aus wie der Innenhof eines Gefängnisses.
»Ich bin für alle Vorschläge offen«, sagte Zamorra düster.
***
Zum zweiten Mal an einem Tag kam Zamorra auf dem Boden liegend zu sich. Er brauchte einen Moment, um zu erkennen, wo er war, dann setzte er sich auf und schüttelte die Benommenheit ab. Die Schmach, von Nicoles Doppelgängerin besiegt worden zu sein, ließ sich jedoch nicht so einfach loswerden.
Ich bring' sie um, dachte er und stand auf.
Einige Schritte entfernt lag Pascal Lafitte.
»Stehen Sic auf!«, schrie Zamorra ihn an, aber Lafitte rührte sich nicht. Ein Tritt in die Seite brachte immerhin ein leises Stöhnen hervor, aber es sah nicht so aus, als würde er in nächster Zeit zu sich kommen.
»Bin ich denn nur von Stümpern und Idioten umgeben?«, murmelte Zamorra verärgert. Er hörte Schritte über sich und sah auf. Nicole stand auf der obersten Treppenstufe. In einer Hand hielt sie eine Pistole, die sie halbherzig auf ihn richtete.
Zamorra platzte der Kragen. »Nimm das verdammte Ding weg! Wieso zum Teufel tauchst du erst jetzt auf?! Ich hätte dich hier brauchen können!«
»Ich habe dich gesucht«, verteidigte sich Nicole. Sie ließ die Pistole sinken.
»Herzlichen Glückwunsch«, entgegnete er sarkastisch. »Du hast mich gefunden. Glaubst du, ich verleihe dir dafür einen Preis?«
Seine Partnerin antwortete nicht. Sie schien zu erkennen, dass man im Moment nicht mit ihm diskutieren konnte.
»Sag Antoine, dass er nach dem falschen Zamorra gesucht hat«, befahl er. »Er soll seine Leute über das ganze Gelände verteilen. Die beiden werden versuchen, zu Fuß ins Dorf zu gelangen.«
Er nahm Nicole die P-99 aus der Hand und lud sie durch. »Hol dir von oben eine andere Waffe. Dann durchsuch den Ostflügel. Ich kümmere mich um den Westflügel.«
Zamorra wartete ihre Zustimmung nicht ab, sondern lief die Treppe herunter und auf den Korridor zu. Er drehte sich noch einmal kurz um, als ihm etwas einfiel.
»Denk dran«, sagte er. »Ich will sie lebend, also nur auf die Beine schießen!«
Nicole antwortete, aber er hörte nicht zu. Mit langen Schritten ging er durch den Korridor, stieß Türen auf und sah sich in jedem Zimmer kurz um. Er vermutete zwar, dass die Doppelgänger das Château auf dem schnellsten Weg verlassen hatten, aber er wollte nicht riskieren, sie auf einmal im Rücken zu haben. Zumindest Nicole hatte bereits bewiesen, wie gefährlich sie war.
Auf dem Weg zum Poolbereich fragte sich Zamorra, warum er noch lebte. Seine Gegner hatten zwar die Pistolen eingesteckt, aber die günstige Gelegenheit, ihn zu töten, ungenutzt verstreichen lassen. Das ließ auf eine Sentimentalität schließen, die man leicht als Schwäche auslegen konnte.
Er
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