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0702 - Das Stummhaus

Titel: 0702 - Das Stummhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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überbevölkerten Erde.
    „Kennst du dort jemanden, Kathleen?"
    „Ich habe einen Sohn, den ich zum ersten Mal sah, als er bald vierzig war. Er gab mir Quartier und Essen für einen Tag. Dann schickte er mich weiter. Er wird uns aufnehmen. Aber er darf nicht erfahren, daß wir auf der Flucht sind. Er ist der Polizeichef der Siedlung."
    „Bist du verrückt, Kathleen? Er wird uns nach Melbourne zurückschicken. Sie haben Listen von jedem, der vor dem Stummhaus geflohen ist. Wir sind nicht die einzigen."
    „Sie haben Listen von jedem, der verdächtig ist, ich weiß.
    Wir müssen es trotzdem versuchen. Er wird nicht auf den Gedanken kommen, ausgerechnet meinen Namen auf der Liste zu suchen."
    Er folgte ihr den Abhang hinab. Als sie die ersten Häuser erreichten, wurden ihnen zwar einige neugierige Blicke zugeworfen, aber niemand stellte eine Frage. Kathleen steuerte zielsicher auf ein flaches Gebäude mit zwei vergitterten Fenstern zu, klopfte gegen die hölzerne Tür und trat ein. Kervin folgte ihr in den halbdunklen Raum dahinter.
    Ein Mann mit dunklem Bart sah ihnen entgegen, dann glitt so etwas wie Erkennen über seine Züge, aber keine Freude.
    ,Du, Kathleen? Wieder auf der Wanderschaft?"
    „Eine letzte Wanderschaft, Ben, bevor ich ins Stummhaus muß.
    Ich wollte mir die Gegend noch einmal ansehen."
    „Und wer ist dein Begleiter?"
    „Ihm ergeht es ähnlich. Ich hoffe, wir können hier schlafen."
    Er nickte.
    „Die beiden Zellen sind frei, etwas anderes kann ich dir nicht anbieten. Ich würde Arger kriegen, wenn jemand erfährt, daß ich meine Mutter beherberge. Ich nehme euch für eine Nacht fest, das ist die beste Lösung."
    „Vielleicht hast du recht, Ben. Morgen ziehen wir weiter, am Gebirge entlang nach Süden, bis wir wieder in Melbourne sind.
    Hast du auch was zum Essen?"
    „Die übliche Ration für Gefangene. Dort ist die Tür. Ich werde euch nicht einsperren."
    Als sie gingen, bemerkte Kervin Kathleens verstohlene Blicke zu dem Waffenschrank, der an der Wand neben dem Schreibtisch hing. Der Polizeichef besaß drei Gewehre uralter Bauart und einige Pistolen. Bei ihnen handeltes es sich allerdings um Energiewaffen.
    Ein Wächter brachte ihnen das Essen und verschwand wortlos.
    Sie schliefen in dieser Nacht getrennt, und am anderen Morgen kam Ben, um sie zu wecken. Es war noch sehr früh.
    „Macht euch auf den Weg, bevor die anderen euch sehen und Fragen stellen. Ich weiß selbst nicht, warum ich euch helfe, aber nun verschwindet. Ich kann keine Schwierigkeiten gebrauchen.
    Laßt euch nicht wieder hier sehen."
    Als die Siedlung hinter ihnen lag und das Gebirge vor ihnen immer größer wurde, meinte Kathleen: „Hast du die Waffen gesehen? Ich glaube, wir werden ein Gewehr bald nötig haben, oder glaubst du, mit deinem Messer Kaninchen erlegen zu können?"
    „Meinst du, dein Sohn würde uns eins schenken?"
    „Natürlich nicht. Wir müssen es stehlen. Aber das hat noch Zeit.
    Weiter jetzt, Kervin! Vielleicht finden wir noch heute die Höhle."
    Wieder marschierten sie den ganzen Tag, aber diesmal machten sie mehr Pausen als gestern. Auch Kathleens Kräfte ließen nach. Mit hundertdreiundfünfzig Jahren war man kein junges Mädchen mehr.
    Der Weg wurde immer beschwerlicher. Oft ging es steil bergan, dann kam wieder ein Stück Steppe oder ein Tal. Menschen oder Siedlungen sahen sie keine mehr. Dafür würden die Gipfel der nahen Berge immer größer und höher.
    Sie wanderten durch ein enges Tal, in dem ein Bach floß. Das Gras wuchs dicht und saftig hier, und Losung verriet, daß es noch Wild gab. Vielleicht war das einmal ein Naturschutzpark gewesen, als die Menschen noch Sinn dafür hatten.
    Am Ende des Tales begann noch einmal eine anstrengende Kletterpartie. Dann erreichten sie total erschöpft ein kleines Plateau, das von Baumgruppen und Felswänden fast eingeschlossen wurde. Durch die Mitte plätscherte der kleine Bach, der auch das Tal weiter unten gebildet hatte.
    Kathleen ließ sich auf einen Stein sinken und stöhnte.
    „Puh, das war anstrengend. Oft möchte ich den Weg auch nicht machen müssen."
    Kervin warf sich einfach in das hohe Gras.
    „Ich auch nicht, Kathleen. Sind wir am Ziel?"
    „Gefällt es dir nicht? Wir haben ein kleines Paradies, ganz für uns allein. Dort drüben hinter dem kleinen Wald müßte eine Höhle sein, wenigstens wurde es mir so beschrieben."
    „Von wem?"
    Sie seufzte.
    „Manchmal kannst du einem mit deiner Fragerei wirklich auf die Nerven gehen. Sei froh, daß

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