0702 - Die Nacht der bösen Frauen
worden.
Eine gespenstische Kulisse. Gerade richtig für Hexen und auch für Vampire.
Bisher hatte Suko noch keinen Blutsauger gesehen. Sie würden auch im Hintergrund bleiben und bildeten diesmal die große, ferne Bedrohung. Er drehte sich um.
Marek stand neben einer staubigen Leiter. Sie führte zu einer Dachluke hoch.
Das Dach selbst war zwar schräg angelegt worden, aber in einem flachen Winkel. Man konnte sich dort noch gut bewegen, und beide Männer horchten nach irgendwelchen Geräuschen.
Es waren keine Schritte zu hören. Niemand bewegte sich über die rostbraunen Pfannen.
Stille…
Und dazu die dumpfe, stickige Luft, die nach Staub schmeckte und kaum zu atmen war.
Suko zog seine Dämonenpeitsche. Er schlug den Kreis, die drei Riemen rutschten hervor, klatschten auf den staubigen Fußboden, und Marek schaute mit gerunzelter Stirn hin.
»Meinst du, daß du es packst?«
»Ich weiß nicht, Marek. Ich weiß nicht einmal, ob wir es mit schwarzmagischen Geschöpfen zu tun haben, Assunga einmal ausgenommen, aber ich will sichergehen, und du wirst mir auch den Vortritt lassen, mein Freund.«
»Gern.«
»Okay.«
Suko stieg die Leiter hoch. Das Holz hielt nur mühsam. Der Staub kitzelte in seiner Nase. Er hatte Mühe, ein Niesen zu unterdrücken, denn warnen wollte er die Personen auf keinen Fall. Wenn eben möglich, wollte er sie überraschen, die Klappe aufstoßen und wie ein Derwisch aus der Luke hervorschießen.
Er kam bis zur vorletzten Sprosse, reckte sich, legte das Ohr gegen die Luke. Sie war kein Fenster, bestand nicht aus Glas, sondern aus dünnen Brettern.
Kein Geräusch drang an seine Ohren.
»Hörst du was?« zischte Marek.
»Nein.«
»Dann los!«
Suko winkte ab. Er drehte sich etwas nach rechts, schaute noch einmal an der Leiter herab nach unten und sah den Pfähler mit angespanntem Gesicht am Fuß der Leiter warten. Immer wieder wischte Marek über seine Stirn, auf der sich der Schweiß wie eine zweite Schicht abgesetzt hatte.
Um die Luke zu öffnen, mußte Suko einen festgeklemmten Hebel bewegen. Er war noch eingehakt, und der Inspektor drückte ihn hoch, wobei er den Rost knirschen hörte.
Dann hatte er es geschafft.
Die Luke war offen, aber die Luft, die durch sie drang, war kaum besser als im Raum.
Eine dumpfe Wärme lag über dem Haus. Kein Windhauch glitt gegen sein Gesicht.
Schweigen…
Suko drückte den Kopf hoch.
Blitzschnell schaute er nach rechts, ebenso schnell in die andere Richtung.
Er sah nichts.
An den Rändern der Luke stemmte er sich hoch. Das Dach war tatsächlich ziemlich flach, er konnte sich darauf bewegen, ohne Gefahr zu laufen, in die Tiefe zu stürzen.
Keine Hexe zeigte sich. Assunga hielt sich ebenso zurück, wie ihre Dienerinnen.
Das irritierte Suko. Hatte sich der Junge geirrt? Oder war er von den Hexen beeinflußt worden, um ihn auf eine falsche Spur zu locken? Dämonen und deren Helfer sind raffiniert, das war Suko bekannt. Sie griffen zu immer neuen Tricks, um sich ihrer Gegner zu entledigen.
Geduckt blieb Suko stehen. Er kam sich nicht sicher vor. Er wußte nicht, über welche Kräfte die Hexe verfügte. Bestimmt besaß sie einige Begabungen, zu denen auch die Telekinese, zumindest aber die Teleportation gehörte, denn sie schaffte es schließlich, sich dank ihrer geistigen Kräfte von einem Ort an den anderen zu befördern.
Aber war sie auch mächtig genug, um ihre Dienerinnen damit auszustatten? Das wußte Suko nicht, als er über das Dach schritt und nach irgendwelchen Spuren Ausschau hielt.
Die Luke hatte er nicht wieder geschlossen. Aus der Öffnung drangen ihm Tritte entgegen. In die Geräusche mischte sich das Knarren der Holzsprossen. Wenig später streckte Frantisek Marek seinen Kopf aus der Luke und blickte gespannt und neugierig in die Runde.
»Nichts zu sehen?«
»Richtig.«
»Vielleicht hat sich der Junge geirrt?«
Suko hob die Schultern und ging der anderen Seite des Hauses entgegen, von wo aus er in Richtung Bahnhof schauen konnte. Dort brannten längst die Licher. In der Finsternis sah diese Gegend aus wie eine große helle Insel, auf der sich Gestalten bewegten und dabei nie allein gingen, sondern immer in Zweiergruppen, damit der eine für den anderen mitschauen konnte.
Die Männer hatten Furcht. Sie trauten sich nicht mehr aus der Nähe des Bahnhofs weg. Zwei ihrer Vorgesetzten hatten sie verloren. Sicher würden sie sich fragen, wer als nächster an der Reihe war.
Marek war an die andere Dachseite getreten und dort
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