0706 - Herr der Vulkane
wollte. »Darf ich ihn sehen, bitte?«
»Der Chef müsste eigentlich Zeit haben«, meinte Nicole schulterzuckend. Sie ging voran, Fooly griff wieder nach Keas Hand und zog die Rothaarige hinter sich her.
In der Halle begegneten sie Butler William. Der distinguierte Brite verfügte über eine vorbildliche Selbstbeherrschung. Darum ließ ihn der Anblick einer wilden Kriegerin mit drei Schwertern äußerlich kalt.
Er meldete seinem Herrn schließlich auch Pferdemenschen oder Affen, wenn diese ihm ihre Aufwartung machen wollten.
»Das ist William«, sagte Fooly schnell, bevor Kea wieder zum Schwert greifen konnte. »Er ist der Diener Professor Zamorras.«
»Ein Sklave also«, vergewisserte sich die Rebellin mit einem mitleidigen Blick auf den älteren Mann in dem dunklen Gewand.
»Wie Mademoiselle meinen«, erwiderte William steif. »Ich lege allerdings Wert auf die Feststellung, dass ich aus freien Stücken dem Herrn Professor zu dienen beliebe.«
Die junge Frau war verwirrt. Auf Zaa war jeder Diener ein Sklave. Einem Mann wie Bador aus freien Stücken zu gehorchen, erschien ihr unvorstellbar. Sie musste sich klar machen, dass sie hier in einer völlig anderen Welt war, die ganz andere Lebensregeln kannte.
Daher senkte sie einfach nur die Augenlider. Und verstummte.
»Haben Sie den Chef gesehen, William?«, erkundigte Nicole sich.
»Er weilt in seinem Arbeitszimmer«, erklärte William, »und möchte nicht gestört werden.«
»Das hier ist ein Ausnahmefall. Könnten wir bitte Kaffee bekommen?«
Der Butler verneigte sich würdevoll, während er innerlich seufzte. In diesem Haushalt schien es nur Ausnahmefälle zu geben.
Doch er hätte um nichts auf der Welt einen ruhigeren Posten haben wollen…
Vor der Tür des Arbeitszimmers klopfte Nicole kurz. Dann traten sie, Kea und Fooly ein.
Zamorra saß in seinem Drehsessel, direkt am hufeisenförmig geschwungenen Arbeitspult mit den drei Computerterminals und Monitoren. Leicht unwillig blickte er auf, nachdem er schnell die aktuelle Anwendung beendet hatte.
Nicole schmunzelte. Probierte der Chef die neuen und erweiterten Möglichkeiten der EDV-Anlage aus, die Olaf Hawk vor ein paar Tagen in Form eines dezentralisierten Server-Systems installiert hatte? Oder hatte sie kurz die Umrisse von Moorhühnern auf dem Bildschirm gesehen?
Als Zamorras Blick auf die fremde Kriegerin fiel, war das Interesse des Parapsychologen sofort geweckt.
»Das ist Kea«, stellte Nicole die Kämpferin vor. »Fooly ist ihr im Garten begegnet. Wir wissen noch nicht so recht, woher sie stammt und wie sie hierher gekommen ist…«
Nicole und die Kriegerin setzten sich, nachdem Zamorra darum gebeten hatte. Fooly nahm auf dem Fußboden Platz. Stühle waren nicht sein Fall. Den Drachenschweif unterzubringen, war immer so mühevoll und zeitraubend.
Nachdem William den Kaffee gebracht hatte, wandte sich Zamorra an Kea. Diese schnüffelte misstrauisch an ihrer Kaffeetasse, die sie mit beiden Händen umklammert hielt.
»Du kannst das ruhig trinken, Kea. Es ist ein anregendes Getränk, das in unserer Welt sehr geschätzt wird. Du kennst es nicht, nehme ich an?«
Die Kriegerin machte eine Bewegung, die Zamorra als Zustimmung auffasste. Vorsichtig nippte sie an dem Kaffee.
Dann begann sie zu erzählen. Zunächst etwas wirr und unzusammenhängend. Doch Zamorra ließ sie reden. Er verfügte zwar nicht über die telepathischen Fähigkeiten, die Nicole aufweisen konnte. Doch seine Menschenkenntnis sagte ihm, dass diese Kea völlig durcheinander war. Vermutlich war es ihre erste Reise in eine fremde Dimension.
Denn diese Welt Zaa, von der sie berichtete, war Zamorra völlig unbekannt. Das musste allerdings nichts heißen. Zwar hatte der Dämonenjäger schon des Öfteren in anderen Welten zu tun, so wie in jüngerer Vergangenheit in der Zentaurenwelt San oder auch in der Spiegelwelt, aus der erst vor wenigen Tagen ein bösartiger Angriff erfolgt war, der nur mit viel Glück hatte abgewehrt werden können. [2]
Und trotzdem war Zamorra sich darüber im klaren, dass es noch unendlich viele weitere Wirklichkeiten im Multiversum gab, die es zu erforschen galt.
Kea erzählte von der Schreckensherrschaft des Masdos, von seiner brutalen Unterdrückung der Menschen und Halbwesen.
»Was ist ein Masdo?«, fragte Zamorra dazwischen. Zwar funktionierte dank einer unbekannten Magie die sprachliche Verständigung zwischen den Château-Bewohnern und der Besucherin. Doch für dieses Wort gab es anscheinend kein
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