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0708 - Der Höllenkerker

0708 - Der Höllenkerker

Titel: 0708 - Der Höllenkerker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W.K. Giesa
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wenn auch noch Fenrir dazu käme, wär's perfekt. Mit den Druiden und dem Wolf werden Senecas Leute so schnell nicht fertig.«
    »Vorausgesetzt, Gryf und Teri haben dafür Zeit«, wandte Nicole ein. »Aber du hast Recht. Fragen kostet nichts. Hoffentlich sind sie überhaupt erreichbar.«
    Sie aktivierte das Visofon, die computergesteuerte Bildtelefonanlage, und wählte eine Rufnummer an, die es eigentlich gar nicht gab.
    In einer kleinen Hütte auf der walisischen Insel Anglesey klingelte ein Telefon, das nur über Magie an das weltweite Telefonnetz angeschlossen war.
    Aber niemand hob ab.
    ***
    Carl Ranseier stoppte den Rolls-Royce, als er sah, dass er hier selbst mit größtem fahrerischen Geschick nicht weiter kam. Und Achsen, Radaufhängungen, Kardanwelle und Ölwanne wollte er keinesfalls aufs Spiel setzen. Den Rest des Weges musste er also klettern.
    »Mist, dreimal vermaledeiter«, murmelte er. Körperliche Anstrengungen waren ihm verhasst, vor allem solche dieser Art. Mit der Goldhaarigen, von der er nicht einmal den Namen kannte, wie ihm jetzt erst auffiel, hätte er sich körperliche Anstrengungen hier allerdings sehr gut vorstellen können. Zu allem Überfluss bewölkte sich auch noch der Himmel. Es sah nach Regen aus.
    Er hoffte, dass er rechtzeitig vorher entweder wieder im Auto oder in der Höhle war, in der dieses dämliche Ei liegen sollte. »Bin ich Indiana Jones oder was?«, murrte er.
    »Für die lumpigen paar Dollars turne ich hier zwischen den Felsen rum, um dieses verdammte Ei zu… Und wenn ich mir die Gräten dabei breche, wer bezahlt mir das?«
    Für Kranken- und Unfallversicherungen hatte er nie Geld übrig gehabt, auch nicht für die Rente. Von so etwas konnte er nur träumen. »Ich bin gut«, redete er seinen Auftraggebern immer wieder ein. »Ich bin der beste, den Sie kriegen können!« Und die Honorare waren nicht einmal schlecht. Aber sie kamen einfach zu selten. Sie reichten immer gerade, um von Auftrag zu Auftrag leben zu können.
    Um seinen Auftraggebern Erfolg vorzuspielen, hatte er sich für rund zwanzigtausend Mark einen alten Rolls-Royce Silver Shadow gekauft. Luxus pur. Defekte zahlreich.
    Inzwischen hatte er mehr als das Dreifache in Reparaturen gesteckt. Die Ersatzteile waren schweinisch teuer und die Legende, dass die Herstellerfirma einen Hubschrauber mit Teilen schickte, wenn irgendwo auf der Welt ein Rolls mit einem Defekt liegenblieb, war vermutlich genau das - eine Legende. Carl hatte diesen Service nie in Betracht ziehen können, weil er sicher war, nicht auch noch die Flugkosten bezahlen zu können. Der Kleinkram war auch so schon teuer genug.
    Auspufftopf einen Tausender, Wasserpumpe um die 1300, Bremsen rundum annähernd zweieinhalbtausend, alles zuzüglich der Werkstattkosten - Carl hatte zwei linke Hände und schaffte es nicht mal, eine einfache Schraube richtig fest zu ziehen.
    Dazu kamen hohe Versicherungskosten und hohe Benzinpreise - und der Rolls schluckte bei Carls Fahrweise lässige 25 bis 30 Liter Super auf knappe hundert Kilometer. Auch der Bremsverschleiß war bei eben seiner Fahrweise nicht gerade gering -den schweren Wagen, auf halbwegs akzeptables Tempo gebracht, vor der Radarfalle wieder auf legales Tempo herunterzubremsen, ließ die Bremsen nach nur wenig mehr als einem Jahr funktionsuntüchtig werden. Und Rost gab's auch, zwar nicht außen an der Karosserie, wo's sichtbar geworden wäre, aber dafür am Bodenblech. Dazu wurden die Scheibendichtungen der Fenster immer wieder zu Undichtungen, und die Elektrik zeigte bisweilen skurrile Eigeninitiative…
    So fraß das Statussymbol ebenfalls an Carl Ranseiers Honoraren. Aber er war sicher, dass er jetzt nicht mehr zurück konnte. Umsteigen auf Mercedes? Unmöglich. Die Modelle, die er sich leisten konnte, waren steinalt. Ein Rolls-Royce dagegen zeitlos. Und in die alten Mercedes-Modelle würde er wohl auch eine Menge Geld hineinbuttern müssen, abgesehen davon, dass die wirklichen Klassiker, mit denen man sich sehen lassen konnte, ohne wie »will-aber-kann-nicht« zu erscheinen, ebenfalls schweinisch teuer waren.
    Immer noch hoffte er darauf, einmal den richtigen Job zu erwischen und endlich reich zu werden. Aber er kannte auch das Sprichwort »Hoffen und Harren hält manchen zum Narren.« In gewisser Hinsicht war er ein Narr. Manchmal überlegte er, den ganzen Kram hinzuschmeißen, in seinem Alter noch mal eine Lehre zu beginnen und einen langweiligen Beruf zu ergreifen, der aber wenigstens sicheres

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