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0709 - Märchenfluch

0709 - Märchenfluch

Titel: 0709 - Märchenfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Stahl
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wie es bei eindeutig schwarzmagischen Präsenzen oft der Fall war.
    Zamorra wartete nicht, bis der Wolf angriff. Er drosch ein weiteres Mal zu. Diesmal führte er den Hieb waagrecht. Die Amulettkante schnitt dem Ungeheuer quer übers Brustfell. Der stechende Gestank verbrannten Haares wehte ihn an.
    Wieder jaulte das Biest auf, vor Schmerz und Wut.
    Es sprang. Mit vorgestreckten Krallen flog es auf Zamorra zu.
    Er duckte sich, passte den Moment ab, in dem der Schatten des heranrasenden Körpers über ihn fiel, dann ruckte er hoch. Stemmte den Wolf in die Höhe, nutzte dessen Schwung und schleuderte ihn hinter sich.
    Schwer schlug das Untier gegen die Wand. Zierrat fiel von Haken und Borden, zersprang auf dem Boden.
    Zamorra schlug wieder zu, führte mit dem Amulett zwei Hiebe über Kreuz, die dem Wolf ein klaffendes X in den Rückenpelz schnitten.
    Der Wolf war angeschlagen, unübersehbar. Aber das machte ihn nicht weniger gefährlich - im Gegenteil! Was er auch sein mochte, er war in jedem Fall Tier genug, um in dieser Situation sämtliche Kraftreserven zu mobilisieren und diese Energie rücksichtslos zu nutzen.
    Er stieß sich von Wand und Boden ab, raste abermals auf Zamorra zu. Zu tief und flach dieses Mal, als dass der Professor die Attacke hätte abducken können. Er holte zu einem weiteren Schlag mit Merlins Stern aus, aber der Wolf war schneller.
    Wie ein Rammbock stieß das Tier gegen ihn, trieb ihn nach hinten. Zamorra stolperte über Trümmer des Tisches, stürzte. Er versuchte, den Kopf zwischen die Schultern zu ziehen, dennoch prallte er mit dem Hinterkopf so hart auf den Boden, dass er für eine halbe Sekunde Sterne sah.
    Eine halbe Sekunde, die dem Wolf genügte !
    Als Zamorra wieder halbwegs klar sah, hatte ihn der Wolf förmlich am Boden festgenagelt, indem er ihm die Vorderläufe gegen die Schultern stemmte. Die Schnauze des Tiers befand sich allenfalls eine Handbreite von seinem Gesicht entfernt, der Wolfsschädel wirkte von nahem noch riesiger, als er es ohnedies war.
    Das Amulett…!
    Zamorras Hand war leer. Er musste Merlins Stern beim Sturz verloren haben.
    Der Kopf des Wolfes schien sich förmlich zu spalten, als er das Maul aufriss. Zamorra nahm denselben seltsamen Geruch wahr wie in Rumford, als sich »Rotkäppchens«
    Leichnam aufgelöst hatte.
    Plötzlich füllten nur noch mörderische Reißzähne Zamorras Blickfeld aus, und dahinter gähnte ein tiefroter Schlund, in den er hineinzustürzen meinte, als das Maul auf ihn nieder raste und die Kiefer um sein Gesicht zuschnappten!
    ***
    Kurz zuvor…
    Sie wusste weder, woher noch wie sie an diesen vollkommen fremden und unheimlichen Ort gekommen war. Er war dunkel und unangenehm kühl. Die Kleidung hing ihr schwer und tropfnass am Leibe. Sie fror, vor Furcht wie auch der Kälte wegen.
    »Hallo?«, rief sie zaghaft. »Ist da jemand?«
    Doch nur die eigene Stimme antwortete ihr, irgendwo aus dem Dunkeln zurückgeworfen und zersplittert in verzerrte, flüsternde Echos.
    Vorsichtig tat sie einen mühsamen Schritt, dann den nächsten. Sie bewegte sich durch Wasser. Sie konnte es nicht sehen, nur spüren und hören. Es reichte ihr bis zu den Knien. In der Finsternis um sie her schwappten kleine Wellen, verursacht durch ihre Bewegung, gegen Wände.
    Schließlich erreichte sie eine solche Wand. Unter den vorgestreckten Händen fühlte sie auf einmal feuchtes Mauerwerk. Daran tastete sie sich entlang, wahllos in eine Richtung, bis ihre Hände ins Leere fuhren.
    Ein Durchgang. Sie trat hindurch, ging wieder ein paar Schritte und fand eine weitere Mauer. Auch darin entdeckte sie eine Öffnung. Sie schien sich in einem regelrechten Labyrinth aus Gängen und Räumen zu befinden.
    Irgendwann langte sie an einer Stelle an, wo die Geräusche des Wassers lauter klangen, anders widerhallten.
    Und es gab Licht.
    Zwar nur von kaum nennenswerter Stärke, aber nach der tintigen Finsternis, durch die sie sich bisher hatte bewegen müssen, schien ihr selbst diese trübe Grau, mehr war es nicht, wie das frühe Licht eines strahlenden Tages.
    Es dauerte einen Moment, bis sie in dem vagen Schimmer auch wirklich etwas erkennen konnte. Doch schließlich sah sie, dass sie sich in einem weiten Gewölbe befand, dessen Decke irgendwo über ihr unsichtbar im Dunkeln lag. Stützpfeiler ragten auf, und auch deren Ende war nicht auszumachen. Gänge und weitere Gewölbe zweigten von diesem ab, Treppen unterschiedlicher Breiten führten nach oben und irgendwohin. Und vom Ende einer

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