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0709 - Märchenfluch

0709 - Märchenfluch

Titel: 0709 - Märchenfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Stahl
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Kontakt, aber Besuch bekam er doch kaum einmal, schon gar nicht so spät am Tage. Abgesehen davon war doch davon auszugehen, dass sich in Anbetracht der jüngsten Ereignisse niemand nachts aus dem Haus wagte, es sei denn, um Jagd auf den »Killerwolf« zu machen. Aber wer das im Sinn hatte, der würde wohl kaum bei ihm anklopfen.
    Nun, er würde nicht herausfinden, wer da zu ihm wollte, wenn er hier herumsaß und sich den Kopf über unnütze Fragen zerbrach. Also ging er hinunter zur Tür und öffnete.
    Als er dann sah, wer vor ihm stand, glaubte er, seinen Augen nicht trauen zu können!
    »Du…?«, entfuhr es ihm entgeistert. »Aber- das ist- nicht möglich!«
    Das Mädchen vor der Tür konnte doch nicht…
    Es sah ihn an, ein bisschen ängstlich, vor allem aber fragend. Und schließlich stellte sie ihre Frage auch, zaghaft und unsicher: »Ihr… Ihr kennt mich, Herr?«
    Er schüttelte lahm den Kopf, unfähig etwas zu sagen.
    Nein, kennen war zuviel gesagt. Er war diesem Mädchen nie begegnet, hatte es nie wirklich gesehen. Nicht in Fleisch und Blut…!
    ***
    Lester Billings konnte ihnen nichts sagen, was sie des Rätsels Lösung näher gebracht hätte. Nicht allerdings, weil er nichts wusste oder unter partieller Amnesie litt, nein, er konnte ganz einfach nicht. Er brachte nur unzusammenhängende Sätze hervor, die zu wenig Sinn machten, um daraus etwas abzuleiten.
    »Ich werde versuchen, ihn zu hypnotisieren«, erklärte Zamorra. Mit etwas Glück konnte er Billings damit sogar helfen, innerlich zur Ruhe zu kommen oder ihm gar die Erinnerung an das Geschehene nehmen können.
    Sie baten Miss Lucinda, ihnen ein ruhiges Plätzchen im Haus zur Verfügung zu stellen. Die alte Dame war zwar sichtlich enttäuscht, dass sie an der »Seance«, wie sie es nannte, nicht teilnehmen durfte, hatte aber Verständnis dafür, dass der Herr Professor dazu absoluter Ruhe bedurfte. Sie führte sie in den so genannten Gesellschaftssalon und kehrte dann zurück ins Speisezimmer, um schon mal etwas Ordnung zu schaffen.
    Sie halfen Billings, in einem gemütlichen Ohrensessel Platz zu nehmen. Zamorra, der sich zwischenzeitlich umgezogen hatte, setzte das Amulett samt Kette als Pendel ein.
    Es würde die Hypnose zwar nicht magisch begünstigen, weil Hypnose nichts mit Magie zu tun hat, aber als Fixpunkt dienen, auf den Zamorra die Aufmerksamkeit des Mannes lenken konnte.
    Mit ruhiger Stimme sprach er auf Billings ein, dessen Blick der Bewegung des Amuletts folgte. Nach einer Weile hatte er ihn so weit, dass er ihm befehlen konnte, die Augen zu schließen. Dann begann er mit einfachen Fragen, ausgehend von dem, was Freitagnacht passiert war. Und schließlich erreichte der Dialog den Punkt, an dem Billings verschwunden war.
    Zamorra überwand ihn und führte den Hypnotisierten weiter. Stück für Stück erfuhren sie, was danach geschehen war.
    Wohin es Billings verschlagen hatte. Was ihm dort widerfahren war.
    Ein schwieriges Unterfangen, denn er erzählte nicht von sich aus, sondern beantwortete nur Zamorras Fragen. Er musste sie also so stellen, dass Billings' Antworten möglichst umfassend ausfielen.
    Was er da von sich gab, hätte bei den meisten anderen nur Kopf schütteln und Unglauben hervorgerufen. Nicht so bei Zamorra und Nicole. Sie machten sich ihren Reim darauf, und am Ende ergab sich durchaus ein erkennbares Bild.
    Als er keine weiteren Fragen mehr hatte, und Zamorra beendete die Sitzung. »Und jetzt möchte ich, dass Sie vergessen, was in dieser anderen Welt geschehen ist. Sie erinnern sich nicht mehr daran. Sie waren niemals dort, Lester. Sie gingen Freitagnacht mit Ihrem Freund Chip Osway nach Hause. Unterwegs fiel Ihnen nichts auf. Es ist nichts passiert. Alles war wie immer. Haben Sie das verstanden?«
    »Ja.«
    Zamorra stellte eine Frage, die sich auf Billings' Verschwundensein bezog.
    »Ich…«, erwiderte er, »Ich- weiß nicht… Kann mich nicht erinnern.«
    »Gut«, sagte Zamorra. »Und jetzt, Lester, möchte ich, dass Sie schlafen. So lange, bis Sie ausgeruht sind. Wenn Sie dann aufwachen, fühlen Sie sich frisch und munter. Haben Sie mich verstanden?«
    Billings antwortete nicht. Das Kinn war ihm auf die Brust gesunken. Er atmete vernehmlich, tief und gleichmäßig.
    Zamorra wischte sich den feinen Schweißfilm von der Stirn. Die Sitzung hatte ihn angestrengt.
    »Dann war er also in einer«, Nicole zuckte die Achseln, als ihr kein besserer Begriff einfiel, »Märchenwelt?«
    Zamorra wiegte den Kopf. »Ich bin nicht

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