0711 - Die Psycho-Bombe
der Teufel es so wollte. Ja, er ist es gewesen, der mich zu dir geschickt hat.«
»T…teufel…?«
»Genau.«
Nico fühlte sich beengt, wie eingesperrt in einer schmalen Kiste, die von allen Seiten gegen ihn drückte. Der Führerstand wurde immer mehr zu einer Falle.
Er fragte sich, wie Menschen so etwas behaupten konnten. Natürlich hatte er schon einiges über den Teufel gehört, auch im Heim war davon gesprochen worden, aber nicht so wie jetzt. Das hier war etwas völlig anderes, da kam er mit dem menschlichen Verstand einfach nicht mehr mit.
Und noch etwas berührte ihn unangenehmes.
Es war so echt…
Er schluckte, wollte seine Furcht hinunterwürgen, doch auch das klappte nicht. Immer wieder stieg sie hoch, wühlte sich vom Magen her in seine Kehle und…
Der Fremde beugte sich vor. Und Nico tat nichts.
Er schaute, wie der andere seine Arme vorstreckte, als wollte er eine Schiene bilden, aus der nur sein Kopf hervorragte. Das Gesicht näherte sich dem des Jungen, und Nico hielt die Augen weit geöffnet, weil er so viel wie möglich von diesem Gesicht erkennen wollte, das einfach schrecklich war.
Man konnte es nicht mit den Monstervisagen der negativen Comic-Helden vergleichen, das auf keinen Fall, es war glatt, es war einfach grau wie der Pelz einer Maus, und es war schief, denn nicht einmal die Augen standen auf gleicher Höhe.
Ja, es war furchtbar.
Und dann die Hände, deren Innenflächen auf Nicos Wangen lagen. Er spürte sie genau, aber sie strahlten weder Kälte noch Wärme ab. Das war nichts, sie waren nur neutral.
Einfach glatt, so ohne Funktion und auf eine schreckliche Art und Weise neutral.
Das Gesicht bewegte sich, als der Fremde nickte. Er hatte nicht einmal seinen Namen genannt, und Nico wagte auch nicht, ihn danach zu fragen, denn er mußte einfach den Worten lauschen, die zischend aus dem breiten Mundspalt drangen.
»Ich werde dir den Kuß geben, mein Kleiner, und danach wird nichts mehr so für dich sein, wie es einmal gewesen ist. Dann wird sich alles verändert haben, und du wirst glücklich sein, daß ich genau dich zu meinem Schützling erwählt habe.«
Nico kam damit nicht zurecht. Er fühlte sich so wie jemand, der einfach ins Wasser geworfen worden war, ohne schwimmen zu können. Es fiel ihm schwer, eine Frage zu stellen, aber er überwand sich und flüsterte: »Warum ich? Warum gerade ich?«
»Weil du vom Schicksal getreten worden bist, Kleiner.«
Die Antwort klang zwar nicht sehr kindesgerecht, zudem fühlte sich Nico auch nicht mehr als ein Kind und dachte daran, daß er am nächsten Tag schon dreizehn wurde, aber das alles spielte keine Rolle. Er hatte begriffen.
Warum wollte jemand Gutes tun?
Nico konnte sich dies nicht vorstellen. In den letzten Jahren hatte er keinen Menschen erlebt, der ihm einen derartigen Vorschlag gemacht hätte. Er stand den Menschen mehr als mißtrauisch gegenüber, und jetzt erschien dieser angsteinflößende Fremde, um ihm so etwas wie Mut zu machen. Das wollte nicht in seinen Kopf.
»Du glaubst mir nicht.«
»Nein.«
»Du wirst schon merken, wenn ich dich mit einer Kraft ausgestattet habe, die dich fast unbesiegbar macht. Du sollst so etwas wie eine Bombe auf zwei Beinen werden, eine Psycho-Bombe, das haben wir uns vorgenommen, und du wirst dich auch nicht dagegen wehren können.«
»Wer ist das - wir?«
»Der Teufel und ich!«
Jeder Mensch fürchtete sich vor dem Teufel. Da machte auch Nico keine Ausnahme. Im Heim hatte er einige Erzieher stets mit dem Teufel verglichen, aber das alles interessierte ihn jetzt nicht. In diesem Augenblick fing er an, den Teufel aus ganz anderen Augen zu sehen. Der Name jagte ihm keine Furcht mehr ein, er sah ihn auch nicht als Verbündeten an, er war nur gespannt darauf, ob diese Person vor ihm ihr Versprechen erfüllen würde.
»Du… du kennst ihn?«
Der Mundspalt wuchs seitlich um fast die doppelte Größe an. »Und ob ich ihn kenne. Er ist einfach wunderbar, und seine Pläne sind weltumspannend. Er hat mich zu seinem Verbündeten gemacht, und ich habe versprochen, ihm weitere Verbündete zu besorgen, damit er den großen Kampf aufnehmen kann. Ich habe mich für dich, einen unauffälligen Menschen entschieden, und ich werde auch weitersuchen, aber mit dir mache ich den Anfang. Ich habe dich schon länger beobachtet und kenne sogar deinen Namen. Du heiß doch Nico?«
»Das stimmt.«
»Gut, Nico.«
»Und wer bist du?«
Da lachte der Fremde. »Mit meinem Namen wirst du nicht viel anfangen
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