0713 - Das Monster Suko?
Feuchtes, Dickflüssiges zwischen seinen Fingern.
Hexenblut…
Und dazwischen auch die Haut. Sehr weich, sehr Tappig, er konnte sie kneten, als wäre sie eine alte Pelle.
Er dachte an die Zündhölzer, die die Hexe irgendwo an ihrem Körper versteckt hielt.
Rasch suchte er sie ab. Er fand eine schmale Tasche im Rock, wo die Schachtel steckte.
Sekunden später hielt er ein Zündholz in der Hand. Es rutschte zitternd über die Reibfläche, zischte dann auf, und einen Augenblick später konnte er mehr sehen.
Die Hexe lag rücklings neben ihm. Er konnte direkt in ihr Gesicht schauen.
Dort hatte sie die meisten Schläge abbekommen. Dementsprechend sah das Gesicht auch aus.
Der Vergleich mit einem Fleischklumpen hätte gepaßt. Aus zahlreichen aufgerissenen und aufgeschürften Hautstellen war dickes Blut gequollen und lag dort wie Sirup. Bei einem normalen Menschen hätte die Peitsche eine derartige Wirkung nicht erzielen können. Diese Hexe mußte schon unter dem Einfluß des Teufels gestanden haben, denn nur bei dämonisierten Personen ließ die Peitsche derartige Verletzungen zurück. Dämonen selbst vernichtete sie, löste sie auf zu Staub und Rauch.
Suko wußte nicht, ob dieses Wesen noch lebte, er wollte es auch nicht wissen und dachte zunächst einmal an sich selbst.
Er mußte weg.
Die Zündhölzer waren eine gute Beute, ebenso die Peitsche. Damit konnte er sich verteidigen. Dann hatte er noch den Stab. Leider ließ dieser sich nicht mehrmals hintereinander einsetzen, er brauchte immer seine Zeit, um sich zu regenerieren.
Es gab nur den Ausweg in die Tiefe!
Wo der allerdings hinführte, wußte Suko nicht. Wo lag das Ende, was erwartete ihn dort?
Die bangen Fragen überschwemmten ihn wie eine Woge, und zunächst einmal legte er sich an den Rand, riß ein Zündholz an und leuchtete in den Schacht hinein.
Die Flammen flackerten, schufen Helligkeit und Schatten, zauberten Muster an die Schachtwände und rissen auch einen Teil der Sprossen aus dem Dunkel.
Aber nicht genug.
Wo das Ende lag, konnte Suko nicht sehen. Er hatte das Gefühl, die Leiter würde geradewegs in die Hölle führen oder in die Welt, wo immer nur Nacht herrschte.
Und wer herrschte hier? Wem gehörte dieses Haus? Hatte es sich der Teufel unter den Nagel gerissen?
Er zuckte zusammen, als die Flamme einen Schmerz an seiner Fingerkuppe hinterließ. Dann schleuderte er das Zündholz weg, denn er hatte sich vorgenommen, den Weg nach unten ohne Licht zu gehen. Das Holz sah alt aus und war dunkel. Aus der Tiefe stieg ihm ein feuchter Geruch entgegen.
Abwasser oder Brackwasser mochten am Ende der Leiter eine Pfütze oder einen kleinen See bilden.
Er wußte es nicht. Doch er behielt die Nerven. Bevor er völlig verschwand, zog er noch die Klappe über sich zu und verschloß die Luke.
Dann erst war er zufrieden.
Lange- dauerte der Zustand nicht. Nach der fünften oder sechsten Sprosse drang ihm ein Geruch entgegen, den er überhaupt nicht mochte. Es waren stinkende Schwefelgase, und diese wiederum deuteten auf die Existenz einer bestimmten Person hin.
Der des Teufels!
Jane Collins war auf der Fahrt zu Sarah Goldwyns Haus so nervös oder geistesabwesend, daß sie zweimal fast einen Unfall gebaut hätte, obwohl zu dieser Zeit nur sehr wenig Verkehr herrschte.
Zum Glück reagierten die anderen Fahrer besser.
»Ja, bitte…«
»Ich weiß, Sarah, ich weiß…«
»Wir werden es schaffen, Jane, davon bin ich überzeugt. Irgendwie kriegen wir es schon hin.«
»Fragt sich nur, wann und was dann mit Suko geschehen ist. Mögen ihn auch irgendwelche Hexen entführt haben, letztendlich steckte doch der Teufel hinter diesen Dingen, und er wird ihn kaum aus den Fingern lassen. Der kann sich doch an seinen Qualen weiden. So etwas ist ihm noch nie gelungen, darauf hat er nur gewartet. Da kann er jubeln, da kann er…«, sie schüttelte den Kopf.
»Ach, was soll's? Es hat doch keinen Sinn, sich darüber Gedanken zu machen. Wir haben verloren, und dabei bleibt es. Diesmal sind wir zweiter Sieger.«
»So kenne ich dich nicht, Jane. Ich meine, so deprimiert.«
»Aber ich kenne den Teufel, Sarah. Freiwillig rückt er Suko nicht mehr heraus.«
»Da magst du recht haben.«
»Das weiß ich sogar.«
Die Horror-Oma gab keine Antwort. Sie wußte sich ja auch keinen Rat. Bevor sie etwas Falsches sagte, hielt sie lieber den Mund. Sie hatte die linke Seitenscheibe nach unten gekurbelt. Nachtluft wehte in den Golf. Sie roch feucht, als wäre die große Stadt
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