0713 - Das Monster Suko?
daß du dich nicht geirrt hast.«
»Das glaube ich nicht.«
»Willst du normal durch das Tor und dann auf das Haus zugehen oder es von der Rückseite versuchen?«
»Wir könnten uns teilen.«
Jane wiegte den Kopf. »Im Prinzip habe ich nichts dagegen. Ich würde aber vorschlagen, daß wir es innerhalb des Hauses so machen. Zuerst einmal müssen wir hinein.«
»Ja.« Shao zog die Maske wieder vor ihr Gesicht. Sie bedeckte nur die obere Hälfte, den Mund, das Kinn ließ sie frei, ebenso die Nasenlöcher. In der dünnen Lederschicht der Maske befanden sich Sehschlitze.
Als Waffe verließ sie sich auf ihre Armbrust. Im Köcher steckten Pfeile, und Shao war in der Lage, blitzschnell zu reagieren und auch zu kämpfen. Das hatte Jane schon einige Male erlebt und sich immer wieder darüber gewundert.
Sie erreichten die Hecke und blieben dort stehen. Schräg über das weiße Tor konnten sie hinwegschauen, aber am Haus selbst hatte sich nichts verändert.
Keiner erwartete sie.
Shao schaute Jane an, nickte und übernahm die Spitze. Jane hatte ihre Handtasche im Wagen zurückgelassen. Die mit geweihten Silberkugeln geladene Astra steckte in der rechten Seitentasche ihrer Jacke. Auch sie beherrschte die Waffe meisterhaft.
Zwischen Hecke und Haus existierte keinerlei Deckung. Da war eine Wiese mit sehr hohem Gras.
Shao drückte das Tor auf. Sie ging sehr schnell, ihre Schritte waren beinahe lautlos, und ihr Körper bewegte sich mit der Geschmeidigkeit einer Raubkatze.
Direkt vor der Veranda blieb sie stehen, die linke Hand gegen einen der Pfosten gestützt. Jetzt befanden sich nur ihre Augen in Bewegung. Jane blieb neben ihr stehen.
»Nichts«, flüsterte Shao.
»Gut oder schlecht?«
»Werden wir gleich wissen.« Mit einem langen Schritt betrat sie die Veranda und hörte, wie sich unter ihrem Fuß das alte Holz bog und wegen seiner in ihm sitzenden Feuchtigkeit beinahe schon schmatzende Geräusche abgab.
Das Dach über ihnen lief schräg. Spuren entdeckten sie ebenfalls. Auf der weichen Oberfläche, des Holzes hatte die Witterung eine Schicht aus Moos und Unkraut hinterlassen. An einigen Stellen war es eingedrückt. Zudem sah es nahe der Tür so aus, als hätte jemand einen Gegenstand über den Boden geschleift.
Jane deutete auf diese Stelle. »Das kann Suko gewesen sein«, sagte sie leise.
»Schätze ich auch.« Shao war vor der Eingangstür stehengeblieben, streckte ihre linke Hand nach dem Türknauf aus.
Jane stand hinter ihr. Sie hatte die Pistole gezogen und zielte an Shao vorbei.
Die Tür schwang nach innen. Sie knarrte in den Angeln und schleifte über den Boden. Zur Hälfte ließ sie sich öffnen, dann hörte der Schwung auf.
Die Frauen schauten in eine Diele oder eine kleine Halle.
Sie war leer.
Kein Stuhl, kein Tisch, kein Schrank. Nur ein schlichter, leerer Raum.
Zwei Treppen führten zu den oberen Etagen, die beide Frauen ebenfalls durchsuchen wollten.
In der Mitte der Halle trafen sie zusammen.
»Nichts«, sagte Jane. Sie hatte die Stimme unwillkürlich gesenkt. »Ein leeres Haus…?«
»Das glaube ich kaum.« Shao war mit zwei Schritten weg von ihr und lief auf eine Tür zu, die sie erst bei genauerem Hinsehen entdeckt hatte. Shao war vorsichtig. Sie wollte in keine Falle laufen.
Mit einer sicheren Bewegung zog sie einen Pfeil aus dem Köcher und legte ihn auf die Armbrust.
Jetzt brauchte sie nur mehr zu spannen, zielen und abzudrücken. Sie war routiniert genug, um die Waffe auch mit einer Hand halten zu können, mit der anderen öffnete sie die Tür.
Ein leerer Raum lag vor ihr. Sie betrat ihn, während Jane an der Tür stehenblieb. Obwohl der Morgen ziemlich hell war, filterten die grauen, schmutzigen Scheiben einen Teil des Lichts und ließen deshalb nur ein graues Dämmer zu.
»Nichts«, sagte Jane.
Shao durchmaß den Raum. Die Holzwände zeigten einen Anstrich, der abblätterte.
»Hier unten werden wir kaum fündig«, sagte Jane.
»Schätze ich auch.« Shao hatte sich gedreht, erstarrte aber mitten in der Bewegung.
Sie und Jane hatten ein Geräusch gehört!
Nicht im Zimmer, sondern draußen, und auch dort nicht in der kleinen Halle. Dafür auf der Treppe.
Jane stand näher zur Tür. Sie huschte auch als erste hinaus, sah nichts mehr, hörte jedoch die Schritte als schnelles Huschen aus der ersten Etage.
»Hin!«
Es war ein Wort, ein Ruf, den Jane ausstieß. Dann jagte sie auf die Treppe zu, nahm die Stufen ohne Rücksicht auf Verluste, erreichte eine Galerie, von der
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