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0715 - Die Söhne des Asmodis

0715 - Die Söhne des Asmodis

Titel: 0715 - Die Söhne des Asmodis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W.K. Giesa
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dafür gewinnen, mit ihm zusammenzuarbeiten. Riker war praktisch nach Tendyke beziehungsweise Seneca der zweitmächtigste Mann der Firma. Er konnte dafür sorgen, dass der Handstreich ohne Probleme gelang.
    Gut, er, Tendyke, war es damals gewesen, der Riker feuerte, und Seneca war es, der Riker in die Firma zurückgeholt hatte. Aber dermaßen dankbar würde Riker sicher nicht sein, dass er deshalb dem Doppelgänger die Treue hielt - zumal er ja ohnehin schon mit Zamorra darüber geredet hatte.
    Zamorras und Ewigks Vorgehen war zu riskant und zu weich. Hier musste knallhart zugelangt werden. Seneca durfte nicht zu einer Gegenreaktion kommen. Es musste so gemacht werden, wie Tendyke schon vor Jahrhunderten vorgegangen war. Damals, als sich in einem früheren Leben Robert deDigue nannte, oder auch deVil…
    »Halten Sie hier«, bat er, drückte dem Taxifahrer ein paar Dollarscheine in die Hand und entließ ihn. Die Dollars stammten noch aus der Spiegelwelt, aber die Scheine waren absolut identisch.
    Tendyke sah dem davonfahrenden Wagen kurz nach. Dann blickte er sich vorsichtig um.
    Rikers kleines Haus lag still in der Dämmerung, die inzwischen eingesetzt hatte. Tendyke störte es nicht, er sah im Dunkeln so gut wie eine Katze. Etwas, das er von seinem Erzeuger Asmodis geerbt haben musste. Er lauschte. Alles klang normal.
    Ein etwa zehn Jahre alter Dodge-Van parkte etwas zu unauffällig schräg gegenüber dem Grundstück. Gut, alte Dodge-Vans gab es zu Tausenden in den USA, aber irgendwie passte dieser hier nicht in die Straße. Hier gab es nur ziemlich neue, teure Autos, und auch Besucher pflegten mit ziemlich neuen, teuren Autos aufzukreuzen. Tendyke wusste es von früheren Besuchen, die er Riker abgestattet hatte, damals…
    Es schien erst Tage her zu sein und lag doch Jahre zurück. Über ein Jahr hatte er allein in der Spiegelwelt zugebracht.
    Schattengleich näherte er sich dem Van. Niemand saß in dem Wagen, und die Motorhaube war kalt, der Dodge stand also schon längere Zeit hier. Er war nicht einmal abgeschlossen. Blitzschnell öffnete Tendyke die Beifahrertür und schwang sich in den Wagen, zog die Tür nahezu lautlos wieder zu. Ein Griff zur verräterischen Innenbeleuchtung - abschalten. Es war so schnell gegangen, dass jemand, der das Licht gesehen hatte, sicher an eine Täuschung glaubte.
    Ein schneller Griff ins Handschuhfach. Da lag eine kleine Plastikkarte. Service. Der alte Dodge wurde von einer Vertragsfirma der Tendyke Industries gewartet.
    Tendykes Finger huschten weiter, tasteten nach anderem verräterischen Material. Das Autotelefon. Es befand sich im stand-by- Betrieb. Tendyke rief den Speicher ab. Da war nichts - doch! Ein vor vier Tagen getätigter Anruf. Die Rufnummer kannte er, es war die Direktdurchwahl zu Shackletons Büro.
    Nein, jetzt Calderones Büro… der verdammte Killer war ja wieder in Amt und würden. Wie Seneca das geschafft hatte, war ihm ein Rätsel. Immerhin hatte Calderone noch eine Gefängnisstrafe abzusitzen! Trotzdem bewegte er sich unbehelligt in El Paso und auch sonst überall auf der Welt!
    Leider waren eingehende Anrufe nicht gespeichert. Aber das besagte nichts. Wenn die Leute aus dem Van sich nur hatten anrufen lassen, gab es keine Spuren. Das Autotelefon war zu alt, um auch die Rufnummern eingehender Gespräche zu speichern.
    Aber Tendyke war jetzt sicher, dass es Calderones Leute waren, die den Van hier parkten. Vermutlich befanden sie sich in Rikers Haus, oder sie bewachten es. Sicher nicht mit Rikers Einverständnis. Wenn der Zamorra um Hilfe bat, würde er sich kaum auf die firmeneigene Security verlassen.
    Da stimmte etwas nicht.
    Tendyke hatte es geahnt, als er den Van sah, der nicht ins Straßenbild passte. Fünfhundert Jahre Leben in ständiger Gefahr schärften alle Sinne. Er ließ sich aus dem Van fallen, drückte die Tür ins Schloss und überlegte.
    Wie kam er ungesehen ins Haus?
    Nicht von der Straße her. Er musste einen Umweg nehmen, es von hinten versuchen, über ein Nachbargrundstück. Übergangslos begann er zu laufen.
    Etwa zur gleichen Zeit, als Zamorra und Monica Peters aus dem Taxi stiegen, erreichte Tendyke die Rückseite des Hauses. Inzwischen war es fast dunkel geworden, und niemand sah ihn. Er schritt die Fenster ab, erreichte die Terrasse. Alles war verschlossen, aber die Alarmanlage schien nicht in Betrieb zu sein.
    Das wunderte ihn nicht. Wenn Leute der Tendyke-Security Riker einen Besuch abstatteten, erübrigte sich das - so oder so.

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