0715 - Die Söhne des Asmodis
Spencer machte aus seiner Abneigung gegen die übergeordnete Bundespolizei kein Hehl. »Also wenn wir nicht auch ohne diese selbsternannten Genies genug zu tun hätten! Und jetzt machen Sie hier auch noch trouble… Müssen Sie mir das wirklich antun, Professor?«
»Darf ich auch mal was dazu sagen?«, meldete sich Tendyke aus dem Hintergrund.
Spencer winkte ab. »Was läuft hier für ein Spiel, Professor?«, fragte er. »Jedesmal, wenn Sie in El Paso sind, geht alles drunter und drüber.«
»Es ist…«, begann Tendyke erneut.
Spencer winkte wieder ab. »Also, Professor? Haben Sie mir etwas zu sagen?«
Tendyke richtete sich auf. »Wissen Sie überhaupt, wer ich…«
»Nun seien Sie schon still, Seneca, Tendyke, oder wie auch immer Sie heißen«, knurrte der Detective. »Mit Ihnen befasse ich mich noch früh genug. Es gibt einen Toten, einen Verletzten, Sie haben auch was abgekriegt, und der Besitzer des Hauses, in dem sich das alles abspielte, ist verschwunden… Das gibt noch eine Menge Verdruss, verlassen Sie sich drauf, Mister.«
»Notwehr!«, dröhnte Tendyke wütend. »Hätte ich mich von dem Typen, der jetzt ein Loch in der Stirn hat, erschießen lassen sollen? Mann, das waren meine eigenen Leute, die ich hier überrascht habe und die sofort auf mich schossen! Security! Vielleicht sollten Sie sich mal mit dem Sicherheitschef befassen, den mein Doppelgänger engagiert hat - Rico Calderone.«
»Der hat die Leute hierher geschickt?«
»Ich jedenfalls nicht!«, knurrte Tendyke, dem im Gegensatz zu Zamorra nicht aufgefallen war, dass Spencer den Begriff Doppelgänger ignorierte. Zamorra griff ein. »Spencer, wissen Sie, dass Calderone polizeilich gesucht wird? Er ist aus dem Gefängnis ausgebrochen und…«
»Oh nein«, seufzte Spencer. »Warten Sie, lassen Sie mich raten: Das wird eine lange Geschichte, ja?«
»Ja.«
»Warum bin ich nur zur Mordkommission gegangen? Warum bin ich nicht einfacher Streifenpolizist geworden? Oder überhaupt - irgendein Schreibtischfuzzy in der Stadtverwaltung oder sonstwo? Mann, hätte ich ein ruhiges Leben - morgens einschlafen, zum Büro fahren, Pause machen, nachmittags aufwachen, nach Hause fahren und leben…«
Zamorra grinste ihn an.
»Grinsen Sie nicht!«, zischte Spencer wütend. »Das ist tödlicher Ernst! Versprechen Sie mir, die Stadt nicht zu verlassen? Sie alle? Ja? Okay. Dann darf ich Sie morgen gegen elf Uhr in mein Büro bitten! Und zwar vollständig, und mit erstklassigen Erklärungen für das, was hier stattgefunden hat.«
»Geht nicht«, sagte Zamorra.
Spencer starrte ihn an, als wolle er ihn erwürgen. »Und - wa - rum -nicht?« fragte er gedehnt, jede Silbe betonend.
»Wahrscheinlich ist bis dahin der FBI-unterstützte Einsatz noch nicht vorbei, mit dem wir die Chefetage von Tendyke Industries ausräuchern und den Doppelgänger von Mister Tendyke dingfest machen, um ihn unter Anklage stellen zu können.«
Spencer schloss die Augen.
»Nein«, flüsterte er verzweifelt. »Ich will es nicht wissen. Ich will es jetzt nicht wissen. Es ist spät. Ich habe Feierabend. Ich will Sie morgen um elf Uhr vormittags in meinem Büro sehen - SIE ALLE!« brüllte er. »Und keine Sekunde später! Ende der Vorstellung!«
Zamorra sah Tendyke und die Telepathin an.
»Warum hat er uns nicht verhaftet?«
»Weil wir ehrliche und vertrauenswürdige Menschen sind«, sagte Zamorra. »Hoffe ich…«
***
Wo Riker steckte, blieb rätselhaft. »Beseitigt haben können sie ihn nicht, sonst hätten Calderones Leute ja nicht in seinem Haus auf ihn gewartet«, überlegte Monica Peters, als sie mit dem Van zurück zum Hotel fuhren. Der Mann mit den beiden Schultertreffern befand sich im Krankenhaus, Tendyke hatte sich strikt geweigert, sich ebenfalls dort behandeln zu lassen. Er hatte seine Schußwunden vom Notarzt versorgen und sich Verbände anlegen lassen. Dann hatte er ein Papier unterschreiben müssen, dass er auf eigene Verantwortung auf weitere Behandlungen verzichtete.
Wenn er sich ins Hospital hätte bringen lassen, säße er garantiert morgen mittag noch dort, argumentierte er. Und das wollte er unbedingt vermeiden.
»Künftig keine Alleingänge mehr«, warnte Zamorra ihn vorsichtshalber. »Mit etwas Pech ist dein Doppelgänger jetzt schon gewarnt, dass hier nicht alles so läuft, wie er sich das vorstellt.«
»Ich frage mich, was die Burschen hier wollten«, überlegte Tendyke.
»Sie sollten ihm auflauern und ihn krankenhausreif prügeln«, sagte Monica
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