0715 - Die Söhne des Asmodis
plötzlich. »Da waren Gedankenfetzen in dem Angeschossenen. Irgendwie verschwommen und von Schmerz, Wut und Furcht überlagert, aber je länger ich mich damit befasse, um so deutlicher wird das Bild. Warum er verprügelt werden sollte, weiß ich nicht. Das scheint auch der Angeschossene nicht zu wissen.«
»Und der andere, falls der etwas wusste, ist tot«, sagte Zamorra düster. »Notwehr? Dafür hast du ihn verdammt gut getroffen, Rob.«
»Ein ärgerlicher Zufall. Ich wollte ihn nicht umbringen.«
»Wenn du wieder glâubst, auf Menschen schießen zu müssen, nimm eine von diesen Waffen.« Er zog den E-Blaster, der sich wahlweise auf Betäubungs- oder Lasermodus schalten ließ. »Damit paralysierst du deinen Gegner, das reicht völlig.«
Tendyke streckte die Hand nach der Waffe aus, die Zamorra sofort wieder verschwinden ließ. »Denkste, mein Lieber. Du bringst es fertig und schaltest auf Laser… Außerdem brauche ich das Ding morgen vielleicht selbst.«
Tendyke seufzte. Seine Waffe war erst einmal sicher gestellt worden.
Wenig später erreichten sie das Hotel. Zamorra ließ den Van in die Tiefgarage bringen. »Einen Vorteil hats immerhin - wir sind mobil geworden. Ob Spencer nicht an den Wagen gedacht hat? Eigentlich hätte er den auch beschlagnahmen müssen.«
»Uns kanns egal sein, falls nicht heute nacht ein Sonderkommando auftaucht und den Wagen doch noch holt. Schließlich wird er sich denken können, dass wir ihn mitgenommen haben«, sagte Tendyke. »Ich muss mir die technische Ausstattung mal näher ansehen. Da der Van von einer unserer Vertragsfirmen gewartet wird, muss er auch zu unserem Fuhrpark gehören, und dann hat er wahrscheinlich auch noch ein paar Gimmicks mehr an Bord, zum Beispiel einen Sender, der ihn am Tor identifiziert, so dass eine eingehende Fahrzeugprüfung entfallen kann. Dann wird man nur noch die Insassen unter die Lupe nehmen.«
»Gut, schauen wir uns den Wagen mal genauer an. Morgen früh«, schränkte Zamorra ein. »Ich möchte nicht, dass du noch einen solchen Alleingang machst.«
»Verdammt, warum schickst du mich nicht gleich nach Florida zurück?«, knurrte Tendyke. »Allmählich komme ich mir vor wie ein kleines Kind, das von seinem Vater herumkommandiert wird! Was soll das, Zamorra?«
»Ich will nicht, dass du ungewollt Seneca warnst oder sonstwie für Schwierigkeiten sorgst! Der ganze Ärger vorhin - den hätten wir nicht gebraucht! Aber du musstest ja unbedingt zu Riker… Und jetzt haben wir auch noch einen Toten!«
»Sie froh, dass ich nicht direkt zu Seneca gefahren bin! Aber vielleicht wäre die ganze Aktion jetzt bereits abgehakt und wir hätten ein Riesenproblem weniger!«
»Und einen anderen Toten - oder deren zwei«, sagte Zamorra. »Was, wenn ihr - du und Seneca - nicht mal mehr nach Avalon könnt, weil nicht nur der Rückweg, sondern auch der Weg dorthin versperrt ist?«
»Das werden wir beizeiten sehen«, sagte Tendyke schroff. »Sonst noch was?«
Zamorra schüttelte den Kopf. Er schrieb es der Spiegelwelt zu, dass sein Freund sich so sehr verändert hatte. Fast konnte man glauben, es nicht mit Robert Tendyke, sondern mit Ty Seneca zu tun zu haben…
***
Calderone begriff, dass etwas schiefgegangen war. Seine beiden Leute meldeten sich nicht mehr. Er konnte sich zwar nicht vorstellen, dass Rhet Riker mit ihnen fertig geworden war - Riker war Stratege, kein Kämpfer-, aber seit der letzten Meldung, dass Riker immer noch nicht eingetroffen war, waren jetzt zwei Stunden vergangen, und es kam nichts mehr. Drei Rückmeldungen fehlten, die vierte stand in Kürze an und würde auch nicht mehr kommen, da war er sicher.
Er überlegte, ob er sich in den Polizeifunk einschalten sollte. Aber vermutlich würde gerade dann nicht über diesen Fall geredet werden, wenn er lauschte - sofern es denn überhaupt ein Fall war.
Ich fahre hin und sehe mir das aus der Nähe an, beschloss er.
In diesem Moment meldete sich sein Handy. An der Ruf anzeige sah er, dass es einer seiner beiden Leute war, der sich doch endlich meldete!
***
Tendyke freute sich darüber, dass man in diesem Hotel dermaßen rückständig war, dass unverheiratete Paare kein Doppelzimmer erhielten. Deshalb waren die Zwillinge in einem anderen Raum einquartiert. Auf der einen Seite bedauerte er das, er wäre liebend gern mit ihnen zusammen gewesen und hätte das Wiedersehen ausgiebig mit ihnen gefeiert - andererseits aber war niemand da, der ihn jetzt störte oder überraschte.
Er hatte sein
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