Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0716 - Vyrna, die Grausame

0716 - Vyrna, die Grausame

Titel: 0716 - Vyrna, die Grausame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Clement
Vom Netzwerk:
dem Messer in der rechten Faust, näherte er sich dem Lager von Zamorra und Nicole.
    Er bemerkte nicht, dass Vyrnas Gestalt an seiner Seite platzte wie eine Seifenblase. Denn sie war nur eine Traumgestalt gewesen…
    ***
    Zamorras Unterbewusstsein witterte die Gefahr.
    Der Dämonenjäger befand sich gerade in einer leichten Schlafphase. In seinem Traum gerieten wirkliche und unwirkliche Gestalten und Szenen durcheinander. Sie überlappten sich.
    Zamorra sah Fooly, seinen kleinen Drachenhausgenossen daheim im Château Montagne. Fooly ließ gerade ein paar wertvolle Teller fallen. Das war ein sehr realistischer Traum. Zamorra erblickte auch seinen Freund Rob Tendyke, der an einem Flussufer saß und eine Flöte schnitzte. In dem Fluss tummelte sich eine Seeschlange. Doch diese Seeschlange hatte eine Art Bandenwerbung auf den Flanken, wie im Fußballstadion. Es war ein sehr merkwürdiger Traum.
    Tendyke beachtete die Schlange überhaupt nicht. Er hob seinen ledernen Cowboyhut und zog daraus ein Hühnerei hervor. Dann nahm er eine Prise Salz aus der Brusttasche seines Lederhemdes und bestreute damit das Ei.
    Zuletzt stopfte er es in den Mund.
    Das Messer und die halb fertig geschnitzte Flöte hatte er auf einen großen flachen Stein am Ufer gelegt.
    Die Seeschlange trällerte den Werbeslogan eines großen französischen Autoherstellers.
    Doch Tendyke ignorierte sie.
    Stattdessen warf er einen Blick auf sein Schnitzmesser. Er öffnete selbst den Mund. Seine tiefe Stimme klang warnend und eindringlich.
    »Das Messer, Zamorra. Das Messer!«
    Die Seeschlange war beleidigt. Sie verwandelte sich in ein Sozialbau-Hochhaus, das nun aus dem Fluss aufragte.
    »Das Messer. Zamorra!«
    Der Traum wurde unangenehmer, bedrohlicher. Obwohl Tendyke friedlich an dem hart gekochten Ei kaute, machte sich in Zamorras Unterbewusstsein eine Vorahnung akuter Lebensgefahr breit.
    Er blinzelte, verließ seine Traumwelt. Innerhalb von Sekundenbruchteilen erwachte er allmählich.
    Unter halb geschlossenen Lidern sah Zamorra, wie eine Messerklinge auf ihn zuraste!
    ***
    Der Dämonenjäger verdankte sein Leben nur seinen erstklassigen Reflexen. Da sein Geist noch halb im Traum war, übernahm der Körper das Kommando.
    Die Messerspitze war auf Zamorras Herz gerichtet. Er lag auf dem Rücken, Nicole war an seine Seite gekuschelt. Sie schlief noch fest.
    Zamorra stieß beide Fäuste gekreuzt gleichzeitig nach oben!
    Mit diesem uralten Kung-Fu-Trick blockte er den Messerarm. Außerdem zog er unter der Decke das linke Bein an und stieß es dann vor. Rammte es dem Angreifer in den Bauch.
    Dieser taumelte zurück. Das verschaffte Zamorra einen Moment Atempause. Genug, um die Bettdecke endgültig wegzuschieben und aufzuspringen.
    Im matten Licht der qualmenden Funzel erblickte Zamorra den Mann, der ihn töten wollte.
    Es war Lulu, dieser großmäulige Homeboy aus Pantin.
    War der verrückt geworden?
    Warum wollte er den Dämonenjäger plötzlich killen?
    Darüber konnte sich Zamorra später Gedanken machen. Er musste zunächst überleben. Das war das Wichtigste.
    In den Knien eingeknickt, die Arme ausgebreitet, erwartete er die nächste Attacke.
    Inzwischen war auch Nicole erwacht.
    »Bei der Kreischmilz der Panzerhornschrexe! Was ist hier los?«
    Die Frage beantwortete sich im nächsten Moment von selber. Lulu griff wieder an.
    Mit einem heiseren Schlachtruf stürzte er sich auf Zamorra. In seinen Pupillen glitzerte es irrsinnig. Hatte er Drogen eingeworfen? Oder - stand er unter dämonischem Einfluss?
    Zamorra beherrschte die meisten gängigen Kampfsportarten. Daher fiel es ihm nicht schwer, sich mit bloßen Händen gegen einen Angreifer mit Messer zu verteidigen.
    Lulu war zwar vermutlich ein echter Pariser Straßenbengel, der sich schon in so manchem Gangfight behauptet hatte. Doch Zamorra konnte auf eine ganz andere Kampferfahrung zurückblicken. Er hatte mächtigen Dämonen in allen nur denkbaren Welten die Stirn geboten.
    Lulu erwies sich trotzdem als erstaunlich zäh.
    Zamorra bretterte ihm eine Messerabwehr gegen den Unterarm, der vielen Gegnern einfach das Handgelenk gebrochen hätte.
    Aber der Homeboy schien den Schmerz nicht zu spüren. Immer deutlicher wurde Zamorras Überzeugung, dass der Teenager unter der Fuchtel eines Dämons stand. Und er musste auch nicht lange raten, wie dieser Dämon hieß.
    Vyrna!
    Lulu riss wieder die Messerhand hoch, als wäre Zamorras Abwehr völlig verpufft. Zamorra packte das Handgelenk mit eisernem Griff.
    Der Mann

Weitere Kostenlose Bücher