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0716 - Vyrna, die Grausame

0716 - Vyrna, die Grausame

Titel: 0716 - Vyrna, die Grausame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Clement
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Vyrna träumte schon lange davon, seinen Platz einzunehmen. Natürlich erst, nachdem sie ihn genüsslich zu Tode gemartert hatte…
    Doch vorerst beherrschte der Rasak noch die Tieferen Künste. Und sie selber nicht. Wenn Vyrna von ihm eingeweiht werden wollte, dann musste sie schleunigst diesen Zamorra im Duell besiegen.
    Allerdings gab es da ein Problem.
    Insgeheim fürchtete sich Vyrna vor einem offenen Kampf mit dem Dämonenjäger. Zamorra war stark. Das hatte sie feststellen müssen, seit sie ihn mit ihren heimtückischen Angriffen überzog. Außerdem - Zamorra kannte sich zwar in Koda nicht aus. Aber er hatte ja diesen verfluchten Sekundanten, der ihm…
    Vyrna verharrte einen Moment bei diesem Gedanken.
    Ein teuflischer Ausdruck erschien auf ihrem oberflächlich betrachtet so schönen und anziehenden Gesicht.
    Madhod, der eingeweihte Phagdor des Wappens von Arat.
    Warum war sie nicht gleich darauf gekommen?
    Ein neuer Plan nahm in ihrem durch und durch boshaften Verstand Gestalt an…
    ***
    Madhod lief durch das Wehrdorf. Der sprechende Wolf war von der Ältestenversammlung um einige Ratschläge gebeten worden.
    Der Wolf hatte den würdigen Greisen Rede und Antwort gestanden. Schließlich gehörte es zu seinen Aufgaben als Madhod, den Menschen zu helfen. Die Madhods von Koda waren nicht nur edle Kämpfer, sondern auch eine Art weise Priesterkaste, die man zu allen Problemen des Lebens und des Todes befragen konnte.
    Gerade deshalb, weil sie selbst keine Menschen, sondern Tiere waren, hatten sie oft erstaunlich passende Antworteruund Weisheiten parat.
    Madhod wollte zum Haus von Cedio zurückkehren. Dort arbeitete der Schuster unter Hochdruck an den Schaftstiefeln für Zamorra. Der Wolf war nicht lange fort gewesen. Andererseits würde es nicht nötig sein, sich zu beeilen. Vor dem Mittagessen würden die Stiefel auf keinen Fall fertig werden.
    Und dafür stand die Sonne noch nicht hoch genug.
    Madhod trabte an einigen nackten kleinen Kindern vorbei, die ihn ehrerbietig grüßten. Selbst die kleinsten Bewohner von Koda wussten von dem hervorragenden Ruf, den Madhod und die anderen Phagdoren genossen.
    Der Wolf ließ ein Stück seiner Zunge sehen und nickte den Kleinen zu. Das war seine Art, zu lächeln.
    Manchmal träumte Madhod selbst davon, mit einer schönen Wölfin ein eigenes Rudel zu zeugen. Doch als Phagdor musste er lebenslang in strenger Askese verharren. Das gehörte zu seinen vielen Selbstverpflichtungen.
    Madhod bog gerade um eine Häuserecke. Er hatte die Werkstatt von Cedio schon fast erreicht. Der Brandgeruch vom Vortag hing immer noch ein wenig in der Luft.
    Plötzlich erstarrte der eingeweihte Phagdor vor Ehrfurcht.
    Ein Pferd stand ein Stück weit vom Eingang zu Cedios Werkstatt. Es war ein herrlicher Rappe, mit glänzendem Fell, kräftigen Muskeln, üppigem Schweif und langer Mähne.
    Doch für Madhod und seinesgleichen bedeutete der Anblick dieses Pferdes noch viel mehr.
    Der Rappe hieß Bhudat. Und er war der Großmeister aller Phagdoren-Wappen von Koda!
    Madhod streckte die Vorderpfoten aus und drückte seinen Oberkörper als Zeichen der Unterwerfung zu Boden.
    »Ich grüße dich, edler Großmeister!«
    Es war eine ungewöhnliche Wertschätzung, dass der Großmeister aller Wappen bei einem einfachen Phagdor wie Madhod erschien.
    Doch das Pferd ging nicht auf die Höflichkeit ein.
    »Ich bin sehr unzufrieden mit dir, Madhod«, verkündete der Großmeister.
    »Warum, wenn die Frage gestattet ist?«, erwiderte Madhod. Er fiel sozusagen aus allen Wolken. Unwillkürlich begann er mit seiner Rute zu wedeln.
    »Weil du als eingeweihter Phagdor einem Außenweltler wie Zamorra als Sekundant dienst.«
    »Verzeihe mir, edler Großmeister! Aber ist es nicht ein Grundsatz unserer Wappen, den Menschen zu helfen und…«
    »Nicht den Außenweltlern!«, schnaubte das Pferd. »Willst du mit mir streiten? Mit mir, deinem Großmeister?«
    Madhod senkte den Kopf.
    »Nein, natürlich nicht.«
    »Dann wirst du Zamorra sofort verlassen! Er soll alleine sehen, wie er…«
    »Nein!«
    Das Wort aus Madhods Schnauze kam hart und kalt wie Eis. Er hatte jetzt den Kopf wieder gehoben und schaute das Pferd unverwandt an.
    »Du wagst es, mir zu widersprechen? Ich…«
    Nun unterbrach der Wolf das Pferd.
    »Für einige Momente konntest du mich tatsächlich hinters Licht führen, Vyrna!«, knurrte er. »Ich weiß nicht, wie du es geschafft hast, meine magische Seherkraft zu täuschen. Aber diesmal hast du den Bogen

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