Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0716 - Vyrna, die Grausame

0716 - Vyrna, die Grausame

Titel: 0716 - Vyrna, die Grausame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Clement
Vom Netzwerk:
und der Teenager rangen miteinander. Lulu kämpfte völlig hemmungslos, wie ein Berserker.
    Inzwischen waren auch die anderen Schläfer erwacht. Kein Wunder bei dem Kampflärm.
    »Mein Gott!«, rief Monsieur Renard. »Der Junge ist ja völlig außer sich!«
    Das war nicht übertrieben. Vor Lulus Mund hatte sich Schaum gebildet. Seine Augen waren völlig blutunterlaufen. Kalter Schweiß lief ihm in Strömen über Gesicht und Rücken.
    Er aktivierte seine letzten Kraftreserven. Und wirklich schaffte er es, Zamorra zu Boden zu ringen. Mit einem heiseren Triumphschrei holte er aus, um dem Dämonenjäger die Klinge bis zum Anschlag in die Brust zu rammen. Dann würde Vyrna ihm gehören! Dann würde er dieses herrliche Schönheit jede Nacht in seinen Armen halten, für immer!
    Aus Lulus siegreichem Geheul wurde ein schmerzverzerrtes Schreien. Das war auch kein Wunder. Zamorra hatte die zustoßende Messerhand beiseite gestoßen, um sein eigenes Leben zu retten. Lulu hingegen hatte sich mit seinem ganzen Gewicht auf den Dämonenjäger geworfen und den Schwung nicht mehr abbremsen können.
    Lulu war in sein eigenes Messer gefallen!
    ***
    Nicole schrie erschrocken auf.
    Im ersten Moment hatte sie geglaubt, Zamorras Blut würde über den Boden spritzen. Doch schnell verstand sie, dass ihr Gefährte unverletzt war. Es gab ein starkes inneres Band zwischen Zamorra und ihr. Jeder von beiden spürte sofort, wenn dem anderen etwas Ernsthaftes zustieß.
    Und das war zum Glück nicht geschehen.
    Der Dämonenjäger raffte sich vom Boden auf. Er packte Lulu, drehte den Teenager auf den Rücken. Zamorra versuchte, erste Hilfe zu leisten.
    Doch es war vergeblich. Für den Homeboy kam jede Hilfe zu spät. Die Klinge war in der Nähe des Herzens in seine Lunge eingedrungen. Sein Blick war bereits gebrochen. Er tat keinen Atemzug mehr.
    »Was für eine Tragödie!«, rief Gustave Renard.
    Mohammed Takar sagte nichts. Der schweigsame Nordafrikaner in der Stadtreinigungs-Uniform betrachtete nur die Leiche des Homeboys.
    »Was ist eigentlich passiert, Cheri?«, fragte Nicole. »Als ich aufgewacht bin, hast du schon mit Lulu gekämpft.«
    »Ich weiß es selbst nicht. Ich habe von Rob Tendyke geträumt. Auf einmal fühlte ich mich bedroht. Rob hat in meinem Traum etwas von einem Messer erzählt. Ich habe die Augen aufgemacht. Gerade noch rechtzeitig, um unseren jungen Freund abzuwehren.«
    »Ich wette, dass Vyrna ihre Dämonenklauen im Spiel gehabt hat!«, schnaubte Nicole. »Ich meine, besonders sympathisch fand ich Lulu noch nie. Ich traue ihm einiges zu. Aber dass er plötzlich und völlig ohne Grund Nachts seine Gefährten abstechen will…«
    Sie schüttelte sich.
    Zamorra griff nach seinem Amulett.
    »Daran habe ich auch schon gedacht. Aber Merlins Stern gibt keinen Hinweis auf schwarzmagische Aktivität. Das muss natürlich nichts heißen«, schränkte er eingedenk ähnlicher trüber Erfahrungen in anderen Welten und mit anderen Gegnern ein. Hundertprozentige Sicherheit bot das Amulett leider nicht.
    »Eben!«, bestätigte Nicole. »Wer weiß, was für miese Tricks dieses dämonische Biest noch drauf hat!«
    ***
    Vyrna raste vor Wut. Sie konnte es nicht ausstehen, wenn ihre Pläne platzten wie Seifenblasen.
    Soeben hatte sie in ihrer magischen Scherbe mit ansehen müssen, wie sich dieser dämliche Jüngling versehentlich selbst erstochen hatte!
    Sein Tod kümmerte die eiskalte Dämonin natürlich überhaupt nicht. Aber dass Zamorra immer noch lebte…
    Vyrna war sich sehr schlau vorgekommen. Sie hatte längst bemerkt, dass Zamorra durch sein Amulett vor dämonischen Umtrieben gewarnt wurde. Also hatte sie sich nicht selbst dem Schlafraum der Gefährten genähert.
    Sondern war diesem Lulu im Traum erschienen!
    Der Jüngling war in Vyrnas Augen der beste Kandidat für den Mordauftrag gewesen. Er war von Natur aus skrupellos, während dieser ältere Mann erst unendlich lange gezögert hatte, bevor er auf die angreifenden Räuber schoss.
    Solche Zögerer konnte Vyrna nicht brauchen. Sie hatte auf diesen Lulu gesetzt - und verloren!
    Die Dämonin hasste es, wenn etwas schief ging. Seit sie Zamorra mit schwarzmagischen Kräften nach Koda geholt hatte, setzte er sich erfolgreich gegen ihre Angriffe zur Wehr. Vyrna begriff allmählich, warum der Rasak verlangt hatte, dass sie sich ausgerechnet mit Zamorra duellieren sollte.
    Der Rasak!
    Ihr Hass wuchs ins Unendliche, als sie an den Großdämon dachte, den so genannten Obersten Bösen von Koda.

Weitere Kostenlose Bücher