0719 - Myxins Henker
er. »Wäre er krank gewesen, hätte ich es noch verstehen können, aber so komme ich da nicht mit.«
Ich hätte ihm dazu etwas sagen können, ließ es aber bleiben und ging einige Schritte zur Seite. Ein Feuerwehrmann ging mit steifen Schritten an mir vorbei.
Ein junger Mann und ein junges Mädchen weinten. Beide saßen auf der untersten Zuschauerbank.
Das Mädchen hatte seinen Kopf an die Schulter des Mannes gelehnt.
Dann erschien ein Arzt. Zu erkennen an der Tasche, denn einen weißen Kittel trug er nicht. Man machte ihm Platz. Ich schaute auf den Rücken des Mannes und bekam ebenfalls mit, wie er den Kopf schüttelte.
Robson kam zu mir und blieb vor mir stehen. »Was ist wirklich geschehen, Mr. Sinclair?«
»Das haben Sie doch gesehen.«
»Ja, stimmt. Aber es Wundert mich, daß es passierte, als Sie hier waren. Sie sind Polizist. Sie verbringen ja nicht Ihren Feierabend hier. Sie müssen etwas wissen.«
»Nicht viel mehr als Sie.«
Robson wollte sich nicht damit abfinden. »Wie kann man denn nur so zusammenbrechen, verdammt? Das ist unnormal. Haben Sie gesehen, was da aus seinem Mund schoß?«
»Das habe ich.«
»Und?«
»Es war Blut.«
»Okay. Und was noch?«
»Das wird die Untersuchung ergeben. Sind meine Kollegen informiert worden?«
»Ja, Sie werden gleich hier erscheinen und auch schon einen Sarg mitbringen«, flüsterte er. Dann drehte er sich zur Seite und wischte über seine Augen.
Ich ging wieder auf die Gruppe zu, die den Toten umstand. Hörte auch die Stimme des Arztes. »Es tut mir leid«, sagte der dunkelhaarige Mann, »aber so etwas habe ich noch nie erlebt. Der… der Mann hat sein Blut ausgebrochen. Schauen Sie sich mal die Masse an. Und das andere Zeug dazwischen. Es ist bestimmt kein Eiter…«
Die Polizisten erschienen. Nicht Bobbies von der nahe Ecke, sondern die Mordkommission, deren Leiter ich kannte. Es war mein alter Spezie Chiefinspektor Tanner, der Mann in Grau und mit dem alten Filz auf dem Kopf.
Als er mich sah, machte er ein Gesicht, das kaum zu beschreiben war. Am liebsten wäre er wieder weggelaufen, doch mein Ernst ließ auch ihn ernst werden.
»John, was ist geschehen?«
»Der Mann ist tot, Tanner. Er brach während seiner Moderation zusammen. Aus seinem Mund schoß das Blut in Strömen, und es geschah von einem Augenblick auf den anderen.«
»Keine Kugel, kein Messer, kein…«
»Gar nichts, Tanner.«
»Und du bist hier.«
»Wie du siehst.«
»Wo ist denn dein Schatten?«
»Zu Hause.«
»Aha, aber du reichst aus. Dann hat es etwas mit magischen Kräften zu tun.«
»Das ist möglich.«
Tanner war heute sauer. »Ja oder nein?«
»Ich weiß es nicht genau. Verdammt, Tanner, bei diesem Fall stehe ich am Beginn.«
Er brummte irgend etwas, schob wütend seinen Filz zurück und ging auf den Tatort zu, den seine Männer bereits abgesperrt hatten. Für mich gab es zunächst nichts zu tun. Ich war ein Zeuge, ich würde verhört werden, bis das jedoch soweit war, dauerte es noch was.
Deshalb nahm ich wieder auf einer der Bänke Platz, wo ich keinen störte.
Die anderen Mitwirkenden der Sendung standen neben der großen Kamera dicht zusammen und unterhielten sich miteinander. Sie sprachen mit leisen Flüsterstimmen und störten meine Gedankengänge nicht, die sich zwangsläufig um Eisners Tod drehten.
Wieso, warum, weshalb?
Was hatte sein Sterben mit dem Henker des Schwarzen Tods zu tun, mit einem alten Fluch, einer alten Rache aus dem längst versunkenen Kontinent?
Ich kam auf keine Lösung, doch ich wußte, daß es da eine Verbindung geben mußte.
Nur war der Faden durch den Tod des Moderators zerrissen. Ihn aber neu wieder aufzunehmen, würde unheimlich schwierig werden, das stand für mich fest.
Ich beobachtete Tanner und seine Leute. Viel gab es für sie nicht zu tun. Sie würden den Fall auch nicht mehr weiter verfolgen müssen, dafür war ich zuständig.
Zwei Träger brachten den primitiven Sarg aus Kunststoff. Er glich mehr einer Wanne.
Tanner traf ich auf halber Strecke zwischen Zuschauersitzen und Tatort. Die Luft war schlecht und trocken. Ich verspürte Durst. Tanner schwitzte unter seinem Hut, nahm ihn aber nicht ab. »Und was hattest du dir jetzt gedacht, John?«
»Nicht viel.«
»Das überrascht mich nicht.«
»Soll ich lachen? Jedenfalls suche ich den Schlüssel, um das Schloß zu knacken. Es muß einen geben, davon bin ich überzeugt. Ich weiß nur nicht, wo ich suchen soll.«
»Bei mir nicht.«
Ich deutete auf die Wanne. »Aber
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