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0719 - Myxins Henker

0719 - Myxins Henker

Titel: 0719 - Myxins Henker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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hob noch einmal den Kopf und sah das Gesicht seines Kollegen wie einen grinsenden Mond schräg über sich schweben.
    »Feige, Soones?«
    »Nur vorsichtig.«
    »Was soll bei einem Toten schon passieren?« flüsterte Spencer Garlett. Falls er tot ist. Das aber sprach Raff Soones nicht aus. Er wollte sich nicht lächerlich machen.
    »Wie lange willst du noch warten? Bis wir beim Yard sind?«
    »Nein, ich mache es.« Seine Finger umfaßten den Deckel, der fugendicht mit dem Unterteil abschloß. Ein kurzes Andrücken, dann ein knapper Ruck, und schon konnte der Deckel angehoben werden.
    Soones machte alles richtig. Er hörte das leise Schwappen, als er den Deckel abhob.
    Spencer Garlett schaute ebenfalls genau hin und konnte erst alles genau sehen, als Soones den Deckel zur Seite drückte und die Sicht somit freigab.
    Er rutschte ihm aus der Hand, polterte zu Boden, denn was die beiden Männer sahen, war einfach so ungeheuerlich, daß sie ihren eigenen Augen nicht trauten…
    ***
    Der Tote hatte sich verändert!
    Er war zwar noch derselbe geblieben, trotzdem sah er anders aus. Die bleichgelbe Masse hatte sich überall verteilt, sie war sogar hart geworden, sie wuchs auch weiter und gab dabei die Geräusche ab, die Soones aufgefallen waren.
    Aus dem Toten entstand eine völlig neue Gestalt. Ein anderer, ein Wesen, ein Fremder, einer, der aussah wie ein Mensch aber trotzdem keiner war, denn es entwickelte sich eine schaurige Figur, die so wirkte, als wäre sie aus Metall geschaffen worden.
    Ein Gesicht war entstanden.
    Sehr breit, sehr flach wirkend, trotz der dünnen, vorstehenden Nase und dem überbreitem Mund, auf dem keine Lippen zu sehen waren. Dieses Gesicht strahlte eine wahnsinnige Bösartigkeit aus, und in den Augen stand ein unbeschreiblicher Haß.
    Ob diese Gestalt tatsächlich eine Kleidung trug, war nicht festzustellen, es sah aber so aus, denn am gesamten Körper zeigten sich Stellen von unterschiedlicher Dicke. Es war ein widerliches Bild, und es strömte zugleich etwas aus, das den beiden Angst machte.
    An den Beinen rann noch diese seltsame Flüssigkeit hinab. Auf dem Weg zu den Füßen erstarrte sie.
    Sie waren bereits fest geworden und sahen aus wie gelbe Metallklumpen.
    Der Wagen rollten weiter, was die beiden Männer kaum mitbekamen. Sie fühlten sich eher wie Gefangene in einem Käfig, und sie schauten zu, wie der Mund dieses Wesens zuckte.
    Dann hörten sie das Röhren.
    Furchtbar und finster hörte es sich an. Für beide klang es wie ein Schicksalsgong.
    Sie hatten Angst. Sie hockten wie festgewachsen. Sie schauten sich nicht an, sondern starrten einzig und allein auf die so ungewöhnliche und sich verändernde Leiche.
    Tot oder nicht?
    Die Frage schwebte unausgesprochen zwischen ihnen und peitschte die Angst noch höher.
    Bisher hatte sich die Gestalt nicht geregt, nur eben das Zeug, das sich noch in Bewegung befand und sich allmählich erhärtete. Das spielte sich im unteren Teil des Körpers ab.
    Der obere war starr.
    Innerhalb dieser Wanne wirkte er wie festgeklemmt. Eigentlich hätte er bei seiner Größe nicht hineingepaßt, aber in diesem Fall paßte so einiges nicht zusammen.
    Noch lag er starr.
    Es bewegten sich eigentlich nur die Augen, und die wiederum ließen die Furcht der beiden Männer kochen.
    Das war Grauen pur, das sie erlebten. Es war Soones, der als erster einen leisen Schrei ausstieß und sich zurückdrückte, um nicht zu sehr in der Nähe des Toten zu bleiben.
    Vergebens!
    Der Tote war nicht tot, er war verflucht lebendig und bewies es einen Lidschlag später.
    Blitzschnell griff er zu. Sein Arm schnellte in die Höhe. Er wurde lang und länger, und die Hand verwandelte sich in eine metallene Zange, die keiner entwischen sollte.
    Auch Soones nicht.
    Die Kralle umklammerte seinen Hals. Sie würgte ihm die Luft ab. Soones hatte das Gefühl, innerlich zu explodieren. Er wollte schreien, um sich schlagen, trampeln, aber die Gestalt aus dem Sarg war einfach zu grausam und rigoros.
    Sie tötete ihn!
    Spencer Garlett schaute zu, wie sein Arbeitskollege zur Seite fiel. Er hatte so gut wie keinen Hals mehr. Die Reste klebten noch in der Klaue des Killers.
    Während der Tote langsam zur Seite fiel, glaubte Garlett, verrückt zu werden. Er kam sich vor wie jemand, der aus der normalen Zeit kurzerhand hinauskatapultiert worden war und sich nun in einer anderen, alptraumhaften Ebene bewegte, in der die Realitäten verschoben waren. Das konnte nicht stimmen, das erlebte er doch nicht

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