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0719 - Sargasso-Tod

0719 - Sargasso-Tod

Titel: 0719 - Sargasso-Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Clement
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der Küste stecken bleiben, verhungern kläglich, bevor ihre Kähne endlich an Land gedrückt werden. - Oder sie verspeisen sich gegenseitig«, fügte er genüsslich hinzu. Er blickte Nicole direkt an, die ihren Abscheu nicht verbergen konnte. »Aber wenn die Überlebenden dann an Land torkeln, sind sie ohnehin bereits wahnsinnig.«
    »Wir sind jedenfalls noch gut beisammen.«
    »Das sehe ich, Fremder. Verfügt ihr über Waffen?«
    Zamorra schüttelte den Kopf.
    »Keine Waffen.«
    Die Schwerter hatten sie auf dem antiken Schiffswrack zurückgelassen.
    »Ich kann auch keine an euch bemerken. Trotzdem müssen wir uns vergewissern…«
    Die Soldaten nahmen bei Zamorra und Nicole eine flüchtige Leibesvisitation vor. Wie nicht anders zu erwarten, fummelten sie an der attraktiven Französin wesentlich länger herum als an dem Schlossherrn von Château Montagne.
    Schließlich hörten sie auf.
    »Zivilisten dürfen in Nudraka keine Waffen tragen«, erklärte der Kommandant der Torwache. »Ihr dürft nun die Stadt betreten. - Möge der großmächtige Gedankenfürst mit euch sein!«
    Die beiden riesigen Torflügel öffneten sich auf seinen Befehl hin.
    ***
    Nudraka.
    Die Hafenstadt an der Sargasso-See war ein seltsamer Ort. Einerseits wirkte ihre Atmosphäre vertraut. Das pulsierende Leben in den engen Gassen erinnerte an andere Städte im Mittelmeerraum. Eselbesitzer und Kameltreiber bugsierten die Tiere durch die engen Gassen, Handwerker arbeiteten bei offenen Türen praktisch auf der Straße, Basarhändler boten ihre Ware an.
    Aber andererseits war Nudraka eine völlig fremde Welt.
    Die Einwohner waren keine Araber, Berber oder Schwarzafrikaner. Und normale Europäer konnten sie auch nicht sein. Ihre Kleidung erinnerte zwar ein wenig an die Tunikas des antiken Rom, doch waren sie von einem Schnitt, den weder Zamorra noch Nicole jemals zuvor gesehen hatten.
    »Nudraka muss eine unbekannte Zivilisation sein«, brummte der Dämonenjäger, während er sich an der Seite seiner Gefährtin durch eine Gasse drängelte, in der Töpfer ihre Waren anboten. »Ich bin kein Kunstexperte, aber diese Vasen sind weder griechisch noch römisch.«
    Er deutete auf einige bauchige Gefäße, deren Glasur mit seltsamen Figuren verziert war.
    In diesem Moment sprang ihnen ein halb nackter Straßenbengel vor die Füße. Der Kerl drehte Zamorra eine lange Nase. Dann flankte er über einige weitere Vasen auf die nächste Gasse zu.
    Ein Bärtiger mit einem langen Knüttel verfolgte ihn.
    »Dich werde ich lehren, in meine kostbaren Vasen zu pinkeln! Strolch! Möge der großmächtige Gedankenfürst deine Seele verspeisen!«
    Nicole kicherte, während der knüppelschwingende Ladenbesitzer an ihnen vorbeiraste.
    »Derbe Scherze gibt es in Nudraka jedenfalls auch!« Doch gleich darauf wurde die Dämonenjägerin wieder ernst. »Was sagst du zu dieser Verwünschung, Chef?«
    »Möge der großmächtige Gedankenfürst deine Seele verspeisen.« Zamorra wiederholte den Fluch des Bärtigen, als wollte er ihn auswendig lernen. »Ich habe da einen bestimmten Verdacht.«
    »Ich auch. Dieser Kabor wird sich schon was dabei gedacht haben, uns ausgerechnet hierher zu schaffen.«
    Zamorra und Nicole liefen weiter ziellos durch die belebten Gassen. Niemand schenkte ihnen Beachtung, obwohl sich ihre Kleidung und ihr Aussehen erheblich von dem der Einheimischen unterschied.
    Allerdings fiel ihnen auf, dass auch noch andere Passanten ungewöhnlich angezogen waren.
    Manche Männer hatten weißgepuderte Perücken auf den Köpfen. Andere trugen Zwei- oder Dreispitze als Hüte. Gehröcke waren ebenso zu sehen wie die typischen blauen Blusen der britischen Marine. Manche waren in togaartige Gewänder gekleidet. Und ein schwarzer, muskulöser Mann mit tätowierten Wangen hatte nur einen ledernen Lendenschurz am Leib.
    Seeleute aus allen Zeiten und Nationen bevölkerten die Straßen dieser seltsamen Stadt Nudraka. Doch im Gegensatz zu den einheimischen Nudrakanern wirkten die Matrosen und Offiziere seltsam blass und unbeweglich. Ihre Körper bewegten sich so ruckartig wie die von Marionetten.
    Die meisten von ihnen trugen Lasten, hackten Holz oder waren sonst wie mit harten Arbeiten beschäftigt.
    »Zombies«, zischte Zamorra halblaut.
    Nicole nickte. Diese Männer waren auf jeden Fall durch ruchlose Rituale ihres freien Willens und ihres eigenen Selbst beraubt worden. Man musste kein Dämonenjäger sein, um das zu erkennen.
    Möge der großmächtige Gedankenfürst deine Seele

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