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072 - Der unheimliche Mönch

072 - Der unheimliche Mönch

Titel: 072 - Der unheimliche Mönch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Minuten gesprochen. Er ist mit einem Auto fortgefahren und fragte mich -" sie brach plötzlich ab.
    „Hat er Sie eingeladen, mitzufahren? Der junge Mann hat vielleicht Nerven!"
    „Er war aber wirklich sehr nett", sagte sie schnell. „Ich war nur nicht in der Stimmung, eine Spazierfahrt zu machen. Soviel ich weiß, ist er soeben zurückgekommen. Oder waren Sie es, der mit dem Auto vor Monkshall hielt?"
    Er erzählte ihr, daß er unterwegs Ferdie Fane getroffen hätte, und Mary lachte zum erstenmal an diesem Tage.
    „Es ist merkwürdig. Manchmal ist er vernünftig, und dann kann ich ihn recht gut leiden. Cotton scheint ihn zu hassen, er sagte mir heute, daß er kündigen würde, wenn Mr. Fane das Haus nicht verließe." Goodman lächelte.
    „Sie scheinen ja recht viel Mühe und Sorgen in Ihrem Haushalt zu haben. Hoffentlich ist Mr. Partridge nett und liebenswürdig?" Sie lächelte ein wenig.
    „Ja, er ist reizend. - Heute habe ich ihn noch nicht gesehen", fügte sie dann hinzu.
    „Sie können das jetzt nachholen", erwiderte er und zeigte zum Rasen hinüber.
    Dort stand Mr. Partridge in seinem schwarzen Rock, aber man konnte ihn kaum vor dem dunklen Hintergrund der Bäume erkennen. Langsam ging er auf und ab und las dabei ein Buch. Aber allem Anschein nach war seine Aufmerksamkeit nicht vollkommen bei seiner Lektüre, denn er schloß das Buch und ging auf die beiden zu.
    „Das ist doch hier ein herrliches Fleckchen Erde, meine liebe Miss Redmayne, ein wundervoller Platz, ein Paradies auf Erden!"
    Bei Tageslicht sah sein Gesicht nicht so sanft und freundlich aus, im Gegenteil, seine Züge waren hart und scharf, und seine dunklen Augen hatten einen stechenden Ausdruck. Seine Stimme klang allerdings nach wie vor liebenswürdig, nur etwas zu salbungsvoll. Irgendwie mißfiel er Mary vom ersten Augenblick an, und jetzt erschien er ihr noch abstoßender als zuvor.
    „Ich sah Sie mit einem Wagen kommen, Mr. Fane saß am Steuer", wandte sich Partridge vorwurfsvoll an Goodman. „Dieser Mr. Fane ist doch ein merkwürdiger junger Mann. Leider scheint er sich dem Alkohol zu sehr ergeben zu haben!"
    „Ich kann aber tatsächlich bezeugen", unterbrach ihn Mr. Goodman, „daß Fane heute vollkommen nüchtern ist. Er hat mich mit außerordentlicher Geschicklichkeit nach Hause gefahren. Er ist nur leicht erregbar, und vielleicht tut man ihm manchmal unrecht wegen seines seltsamen Verhaltens."
    Der Pfarrer warf den Kopf zurück. Er konnte Fane nicht leiden und hielt nicht viel von dessen Charakter. Man konnte aber an Fanes Benehmen nichts aussetzen, als er kurz darauf zum Tee in der Halle erschien. Er hätte allein gesessen, wenn Goodman ihn nicht in den kleinen Kreis eingeladen hätte, der aus Mrs. Elvery, Mary und den beiden Herren bestand. Er war sehr ruhig, und obwohl er mehrere Male Gelegenheit gehabt hätte, in die Unterhaltung einzugreifen, hielt er sich zurück und blieb liebenswürdig und bescheiden.
    Mary beobachtete ihn heimlich. Sie interessierte sich bereits mehr für ihn, als sie sich eingestehen wollte. Es fiel ihr auf, daß er älter sein mußte, als sie anfangs geglaubt hatte. Auch ihr Vater hatte das bemerkt. Fanes Haare waren an den Schläfen schon leicht angegraut, und obwohl das Gesicht sonst glatt und ohne Falten war, zeugten doch die entschlossenen, etwas harten Züge davon, daß er die Dreißig überschritten haben mußte. Vielleicht war er auch schon älter als vierzig.
    Er hatte eine tiefe, etwas brüske Stimme. Mary fand, daß er ziemlich nervös war, denn ein- oder zweimal, als sie ihn ansprach, schrak er heftig zusammen, und er mußte sich Mühe geben, den Tee nicht zu verschütten, als er die Tasse gerade in der Hand hielt.
    Nachdem sich die Gesellschaft zerstreut hatte, sprach Mary ihn an.
    „Sie scheinen heute ein wenig geistesabwesend zu sein, Mr. Fane."
    „So, ist Ihnen das aufgefallen?" Er versuchte zu lächeln, aber es gelang ihm nicht. „Es ist merkwürdig, daß die Gegenwart von Pfarrern mich immer ganz niedergeschlagen macht. Vielleicht meldet sich mein Gewissen, das ist sehr unangenehm."
    „Was haben Sie denn den ganzen Tag gemacht?" fragte sie.
    Das ging sie eigentlich nichts an, und sie erkundigte sich schließlich auch nur, um die Unterhaltung fortzuführen.
    „Ich habe nach Gespenstern gejagt", erwiderte er. Als er aber bemerkte, wie bleich sie wurde, taten ihm seine Worte leid.
    „Entschuldigen Sie vielmals, das hätte ich nicht so unvermittelt sagen sollen."
    Aber trotz alledem

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