072 - Der unheimliche Mönch
mehr in Ruhe gelassen. Aber ich interessiere mich auch für Verbrechen, und ich bin fest davon überzeugt, daß der ermordete Connor mit dem Goldraub etwas zu tun hatte."
„Meinen Sie wirklich?"
Goodman lächelte.
„Sie bestärken mich nur in meiner Ansicht, weil Sie so unschuldig tun. Es war bestimmt derselbe Connor, der damals verurteilt wurde."
„Haben Sie mit Mr. Hallick darüber gesprochen?" fragte Dobie.
Goodman verneinte.
„Nun, Scotland Yard hat ohnehin bereits die Presse informiert, darum kann ich Ihnen ruhig verraten, daß Sie mit Ihrer Vermutung recht haben."
„Hm." Goodman runzelte die Stirn. „Ich überlege mir nur, wie lange er im Gefängnis gesessen hat. Meiner Meinung nach kann er doch erst kürzlich entlassen worden sein?"
„Vor einem Monat. Er und Marks wurden kurz nacheinander entlassen."
Mr. Goodman strahlte.
„Ich wußte doch, daß ich recht hatte. Für Namen und Tatsachen habe ich ein sehr gutes Gedächtnis."
Dobie hatte eigentlich nichts mehr in der Halle zu tun, aber er blieb noch ein wenig.
„Sie werden doch wahrscheinlich nicht mehr lange hier in Monkshall wohnen?" fragte er. „Es ist doch gewöhnlich so, daß die Gäste fortziehen, wenn in einer Pension ein Mord passiert."
Goodman schüttelte den Kopf.
„Ich wüßte nicht, warum ich fortziehen sollte. Ich bin ein alter Junggeselle und hasse jede Veränderung. Vielleicht bin ich ein wenig gefühllos, aber mich hat die Geschichte weniger beunruhigt als die anderen."
Dann kam er wieder auf seine Theorie zurück.
„Nehmen wir einmal an, dieser Mord steht in Zusammenhang mit dem Raub des Goldtransports -"
Aber nun verhärteten sich die Züge des Sergeanten. Er zeigte sich nicht bereit, diese Angelegenheit mit Goodman zu besprechen, und er sagte das auch.
„Allerdings, Sie haben vollkommen recht", entschuldigte sich Goodman schnell. „Es tut mir leid, daß ich nicht darauf Rücksicht nahm."
„Nun, so schlimm ist es doch nicht", entgegnete Dobie, und Goodman spürte, daß der Sergeant gern alles erzählt hätte, was er wußte. „Vielleicht sind Sie der Wahrheit näher als Sie glauben."
In diesem Augenblick wurden sie in ihrer Unterhaltung durch Mrs. Elvery und deren Tochter gestört, die in die Halle kamen. Mr. Partridge folgte ihnen und trug einen Wollknäuel.
Mrs. Elvery war gerade nicht sehr zurückhaltend. Sie zitterte vor Erregung, weil sie Goodman etwas Neues mitzuteilen hatte.
„Jetzt habe ich aber eine Überraschung für Sie!"
Goodman schloß resigniert das Buch, das er eben aufgeschlagen hatte.
„Wissen Sie auch, daß Mr. Partridge eine Autorität auf dem Gebiet des Spiritismus ist?"
„Und ich bin eine Autorität in der Zubereitung guten Kaffees", entgegnete er mißmutig und nahm eine Tasse von dem Tablett, das Cotton eben hereinbrachte. „Wenn Sie hier guten Kaffee zu trinken bekommen, so haben Sie das nur mir zu verdanken. Ich habe das der Köchin erst mühsam beigebracht, und es hat einige Jahre gedauert, bis sie es richtig begriffen hat. Jetzt schmeckt der Kaffee wenigstens nicht mehr wie Spülwasser. Und nun kommen Sie ausgerechnet mit Spiritismus! Davon will ich nichts wissen."
Mr. Partridge entschuldigte sich sofort.
„Sie haben aber auch etwas übertrieben", wandte er sich an Mrs. Elvery. „Ich habe mich zwar mit Spiritismus beschäftigt, aber doch nur als Laie. Eine Autorität bin ich auf diesem Gebiet keineswegs."
„Dann haben Sie also nichts dagegen, wenn es hier im Hause spukt?" fragte Goodman lächelnd.
Der Pfarrer sah ihn halb vorwurfsvoll an und nahm dann ebenfalls eine Tasse von dem Tablett, das ihm Cotton reichte.
Mary kam ins Zimmer, als Mr. Partridge gerade ausführlich über die Ermordung Connors sprach.
„Ich begreife wohl, wie schrecklich es für Sie alle gewesen sein muß, daß Sie unmittelbare Zeugen dieses furchtbaren Verbrechens waren -"
Veronika schaute aus dem Fenster, wurde blaß und sprang auf.
„Ich habe ein Gesicht am Fenster gesehen!" rief sie atemlos.
„Ziehen Sie doch die Vorhänge zu", riet Goodman.
Ein paar Minuten später kam Fane ins Zimmer, und Mary sah, daß Regentropfen an seinem Mantel hingen.
„Sie sind ausgewesen?"
„Ja, ich habe mich im Park umhergetrieben", entgegnete er.
Mary glaubte, daß er wieder getrunken hatte. Er sprach langsam und schleppend, und er schien auch nicht ganz sicher auf den Füßen zu stehen.
„Haben Sie den Mönch gesehen?" fragte Veronika.
Ferdie grinste.
„Wenn das der Fall gewesen wäre, hätte ich
Weitere Kostenlose Bücher