072 - Der unheimliche Mönch
abgesehen, da das nötige Beweismaterial nicht zusammengebracht werden konnte. Zudem wurde das fehlende Geld wieder ersetzt, und man ließ daher die Sache fallen. Man sprach aber viel von ihm, als er Monkshall kaufte.
Die Nachrichten über Redmaynes Laufbahn waren Hallick neu.
„Militärarzt war er also?"
Elk nickte, denn er hatte selbst die Nachrichten über Redmayne gesammelt.
„Er war schon vor dem Krieg im Dienst und ist dann im Laufe der Jahre zum Colonel befördert worden. Es ist merkwürdig, wie stolz diese Leute auf ihren militärischen Rang sind."
Hallick brachte den Abend damit zu, einen großen alten Plan von Monkshall und der nächsten Umgebung zu studieren.
Daneben lag eine Detailzeichnung der Eingangshalle, die bei Connor gefunden worden war. Eins war jedenfalls sicher: Connor war nicht in das Haus eingebrochen. Es mußte also irgend jemand der Hausbewohner ihn heimlich hereingelassen haben. Und wer kam da in Frage? Redmayne selbst hätte es nicht getan - ebensowenig seine Tochter!
Es konnte nur ein Dienstbote gewesen sein, und sicherlich niemand anders als Cotton. Es war nahezu unmöglich, in das alte, gutbefestigte Haus einzubrechen, ohne einen Verbündeten zu haben. Alle Fenster und Türen waren mit elektrischen Alarmanlagen versehen, außerdem war Monkshall so sicher gebaut, daß es eine Belagerung hätte aushalten können. Es schien, als ob Colonel Redmayne früher oder später den Besuch eines Einbrechers erwartet hätte. Hallick ging an jenem Abend todmüde ins Bett. Eigentlich erwartete er einen Anruf, aber es ereignete sich nichts. Er rief Monkshall an, bevor er am nächsten Morgen sein Haus verließ, und Dobie meldete, daß alles in Ordnung wäre. Der Sergeant hatte sich noch nicht zur Ruhe gelegt, und bis dahin war auch noch nichts passiert. Weder hatte er Geräusche gehört noch ein Gespenst gesehen.
„Was reden Sie da wieder für einen Unsinn von Geistern und Gespenstern!" tadelte ihn Hallick. „Haben Sie etwa erwartet, daß Sie dort am hellen, lichten Tag Gespenster sehen?"
„Ich fange tatsächlich an zu glauben, daß es hier etwas gibt, was nicht mit natürlichen Dingen zugeht."
„Ach, das ist Geschwätz", entgegnete Hallick scharf. „Solchen Gedanken dürfen Sie sich nicht hingeben, Sergeant!"
Der Chefinspektor hatte auch noch einen anderen Fall zu bearbeiten und verbrachte zwei Stunden damit, ein wenig intelligentes Dienstmädchen über das geheimnisvolle Verschwinden von wertvollen Schmuckstücken auszufragen. Es war beinahe Mittag geworden, als er zu seinem Büro zurückkehrte. Sein Assistent teilte ihm eine unerwartete Neuigkeit mit.
„Mr. Goodman wartet auf Sie. Er möchte Sie sprechen. Ich habe ihn ins Empfangszimmer geführt."
„Goodman?" fragte Hallick und runzelte die Stirn. Im Augenblick konnte er sich nicht auf den Namen besinnen. „Ach ja, ist das nicht der alte Herr aus Monkshall? Was will denn der von mir?"
„Er sagte nur, daß er Sie sprechen wollte. Als ich ihm erklärte, daß Sie nicht anwesend seien, wollte er warten."
»Bringen Sie ihn herein!"
Mr. Goodman betrat das Büro. Er schien ziemlich ängstlich und zurückhaltend zu sein.
„Ich habe, offen gestanden, erwartet, daß Sie mich nicht empfangen würden, denn ich weiß sehr wohl, wieviel Sie zu tun haben." Er legte seinen Hut und seinen Regenschirm sorgfältig auf einen Stuhl. „Aber da ich eine Besorgung in der Stadt hatte, dachte ich, daß ich auch bei Ihnen vorsprechen könnte."
„Ich freue mich sehr, daß Sie mich hier besuchen, Mr. Goodman", erwiderte Hallick und schob ihm einen Stuhl hin. „Haben Sie sich wieder neue Theorien gebildet über den Mord in Monkshall?" Goodman lächelte.
„Ich habe Ihnen doch schon früher gesagt, daß ich keine Erklärung weiß, aber ich bin besorgt um Miss Redmayne." Er machte eine Pause und zögerte. „Sie haben sie verhört, und sie war sehr bedrückt deshalb," Er machte abermals eine Pause, aber Hallick half ihm nicht. „Sie wissen ja schon, daß ich - Mary Redmayne gern habe; ja, ich darf wohl sagen, daß ich sie verehre. Ich würde alles tun, um diesen mysteriösen Fall aufzuklären, und ich bin fest davon überzeugt, daß ihr Vater mit dieser schrecklichen Angelegenheit nichts zu tun hat."
„Ich habe auch nicht gesagt, daß er in die Geschichte verwickelt ist", unterbrach ihn Hallick.
Mr. Goodman nickte.
„Das verstehe ich vollkommen, aber ich bin schließlich doch nicht ganz so dumm, wie es den Anschein haben mag. Ich weiß wohl,
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