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072 - Der unheimliche Mönch

072 - Der unheimliche Mönch

Titel: 072 - Der unheimliche Mönch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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retten können. Aber sie wollten den Ruhm für sich allein, O'Shea entdeckt zu haben, und das war ihr Verderben." „Was, O'Shea hat die Beamten hier im Haus umgebracht?" fragte Redmayne bestürzt.
    Inzwischen waren sie wieder beim Haus angelangt, und Hallick klopfte leise an die Glastür. Aber es meldete sich niemand. Auch als er aufs neue klopfte, erhielt er keine Antwort.
    „Ich glaube, wir gehen besser zur Haustür und klingeln Cotton."
    Es dauerte lange, bis dieser die Tür öffnete. „Wo ist Miss Redmayne?" fragte Hallick. „Ich habe sie nicht gesehen. Aber hier im Sessel schläft jemand - er hat sich eine Decke übergezogen. Ich bekam einen schönen Schrecken, als ich hinter den Wandschirm guckte."
    „Das ist Fane, lassen Sie den in Ruhe." Hallick knipste alle Lampen an. Er hatte das eigentümliche Gefühl, daß sich etwas Schreckliches ereignen würde.
    „Suchen Sie vor allem Ihre Tochter", sagte er zum Colonel.
    Redmayne verließ den Raum, und gleich darauf hörte der Chefinspektor ihn im darüberliegenden Zimmer. Fünf Minuten später kam der Colonel bleich und zitternd zurück.
    „Sie ist nicht in ihrem Zimmer. Ich glaube auch nicht, daß sie sich im Haus aufhält. Ich habe überall nachgesehen."
    „Wissen Sie nicht, wo Miss Redmayne ist, Cotton?"
    „Nein."
    „Was ist denn das?" sagte Hallick plötzlich und nahm etwas vom Boden auf. Es war ein Gürtel. Die beiden sahen sich bestürzt an.
    „Dann ist er hiergewesen - das war der Mönch!" sagte Redmayne entsetzt.
    Hallick nahm den Wandschirm fort und zog den Sessel zur Seite.
    „Fane, wachen Sie auf - Miss Redmayne ist verschwunden."
    Er zog die Decke zur Seite, die das Gesicht des Schläfers bedeckte und stieß einen Fluch aus, denn der Mann, der in dem Sessel lag, war nicht Fane, sondern Marks. Und Marks war tot.

15
    Als Mary wieder zu sich kam, fühlte sie sich tief unglücklich. Sie lag auf harten, kalten Steinen, und als sie aufblickte, bemerkte sie eine blaßblaue Laterne, die von einer gewölbten Decke herabhing. Gleich darauf hörte sie Musik - tiefe Orgeltöne. Sie setzte sich auf und sah sich in dem Raum um. Sie befand sich in einer kleinen Kapelle. In einer dunklen Nische stand ein Altar, und im Hintergrund war eine kleine Orgel zu sehen, an der ein Mönch in einer schwarzen Kutte saß. Er hörte, daß sie sich bewegte, schaute sich um und kam dann leise auf sie zu. Vor Furcht und Entsetzen konnte sie sich kaum rühren.
    „Fürchte dich nicht", flüsterte er. „Du brauchst keine Angst zu haben."
    Die Stimme klang gedämpft hinter der Kapuze, die sein Gesicht verbarg.
    „Wer sind Sie denn?" flüsterte sie. „Dein Freund, der dich - liebt - der dich verehrt!" Sie wußte nicht, ob sie wachte oder träumte. War dies ein entsetzliches Trugbild ihrer Phantasie? Aber in dem Augenblick berührte sie mit der Hand die große Steinplatte des Tisches, auf dem sie gelegen hatte, und nun wußte sie, daß dies alles kein Traum, sondern Wirklichkeit war.
    Sie bemerkte, daß zwei Eingänge zu diesem gewölbten, unterirdischen Raum führten. Zu beiden Seiten des Altars führten Wendeltreppen nach oben. „Wer sind Sie?" wiederholte sie. Er zog langsam die Kapuze zurück. Goodman stand vor ihr. Seine grauen Haare waren zerzaust, sein Gesicht schien nicht so heiter und ruhig wie sonst, sondern wirkte eher hart. „Aber, Mr. Goodman!" sagte sie. „Du sollst mich Leonard nennen", erwiderte er leise und geheimnisvoll.
    Dann legte er seine zitternden Hände auf ihre Schultern.
    „Mary - ich habe gewartet - ach, ich habe so lange gewartet auf diesen großen Augenblick, denn ich verehre dich - ich bete dich an."
    Sie ließ sich von der großen Tischplatte herabgleiten und versuchte eine der Wendeltreppen zu erreichen. „Aber Mary, du fürchtest dich doch nicht vor mir?" Sie nahm allen Mut und alle Kraft zusammen und schüttelte den Kopf.
    „Nein, Mr. Goodman. Warum sollte ich mich auch vor Ihnen fürchten? Im Gegenteil, ich freue mich, daß Sie noch leben. Ich fürchtete, daß Ihnen etwas zugestoßen sein könnte."
    „Mir kann nichts passieren", erklärte er und lächelte zuversichtlich. „Dem Mann, der dich liebt, kann niemand etwas anhaben. Gott selber hat ihn beschützt und für diesen Augenblick aufgespart."
    Ihr zitterten die Knie. Nur durch äußerste Willenskraft hielt sie sich aufrecht.
    „Du fürchtest dich vor mir, aber das darfst du nicht. Ich kann dir alles geben - alle deine Wünsche erfüllen."
    Er packte sie plötzlich am Arm und

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