072 - Der unheimliche Mönch
glaube, daß uns die Sache gelingen wird", fügte er zuversichtlich hinzu. „Der kleine William sieht so aus, als ob er tatsächlich zahlt."
Er wies mit einer Kopfbewegung nach dem Eingang des Hotels. Ein elegant gekleideter Herr stand dort auf der breiten Treppe. „Man kann schon von hier aus sehen, daß der Kerl ziemlich viel Wolle hat. Eine Bekanntschaft mit dem ist so gut wie Bargeld."
„Wie heißt er eigentlich? Ich sah, daß du gestern abend im Kasino mit ihm sprachst."
„William Ford. Sein Alter hat mit Erdölaktien schweres Geld verdient. Als er starb, ließ er seinem Willie eine ganze Wagenladung Geld zurück. Und der will sich nun erst austoben, vorher scheint er nicht viel vom Leben gehabt zu haben."
„Wofür hast du ihn denn interessiert?"
„Ich habe ihm von der Montana-Silbermine erzählt. Er war sofort Feuer und Flamme. Wir wollen zu ihm gehen, damit ich dich vorstelle."
Mr. Ford hatte die Hände in den Taschen und rauchte eine Zigarette. Die Schönheit der Palmen und der Gegend schien keinen Eindruck auf ihn zu machen. Langsam ging er über die breite Straße, durch die Anlagen, kaufte sich bei dem kleinen Kiosk eine Zeitung und kehrte zur Gartenterrasse des Hotels zurück, die dem Kasino gegenüberlag. Dort sprach ihn Reddy an.
„Guten Morgen, Mr. Ford. Ich möchte Sie mit meinem Freund Mr. Kennedy bekannt machen. Er kommt aus Texas, besitzt dort große Farmen." Mr. Ford kniff die Augen zusammen und sah den Fremden an, dann reichte er ihm nachlässig die Hand.
„Guten Morgen", sagte er zu Reddy, „es ist sündhaft heiß, und ich kann diese blödsinnigen französischen Zeitungen nicht lesen. Verstehen Sie diese Sprache?"
„Gewiß, Mr. Ford."
Reddy nahm die Zeitung und sah flüchtig hinein. „Es steht aber heute nichts Besonderes darin. Höchstens wenn Sie sich für die französischen Rennen interessieren, können Sie interessante Nachrichten finden."
„Nein, ich mag keine Rennen. Das ist auch so ein Blödsinn", erklärte Mr. Ford, während er umständlich das Glas ins Auge klemmte. „Ich bin, wie Sie wissen, ein Geschäftsmann, Mr. Redwood. Wetten mag ich nicht. Ich habe zwar ein paar tausend Dollar beim Roulette riskiert, aber im Grunde genommen langweilt mich das Spiel."
„Da haben Sie auch vollkommen recht", meinte Redwood. „Es ist eine ganz dumme Art, sein Geld zu vertun."
„Selbstverständlich", entgegnete Mr. Ford etwas von oben herab, „kann ich es mir leisten, Geld zu verlieren. Ich habe eine Million Franc in barem Geld mitgebracht."
„Hoffentlich haben Sie die im Hotelsafe einschließen lassen", warnte ihn Reddy. „Es gibt eine Menge zweifelhafter Existenzen in Monte Carlo."
„Ach, da mache ich mir keine übertriebenen Sorgen. Ich sage immer: Wenn ein Mann nicht einmal auf sein bißchen Geld aufpassen kann, dann verdient er auch nicht, es zu besitzen. Nein, ich verwahre mein Geld stets in meinem Hotelzimmer."
Mr. Reddy holte tief Atem.
„Ich bin nicht nach Monte Carlo gekommen, um erst zu lernen, wie man sich gegen Diebstähle sichert", fuhr Mr. Ford fort. „Aber nun sagen Sie mir einmal, was Sie für ein fünftel Anteil an Ihrer Mine haben wollen."
„Ich habe mir noch nicht recht überlegt, ob ich verkaufe", entgegnete Reddy. „Eigentlich bin ich nach Monte Carlo gekommen, um mich zu erholen und nicht, um mit Aktien zu handeln."
„Ja, das tun Sie zu Hause schon zur Genüge, Mr. Redwood", mischte sich Jimmy ein, weil er glaubte, etwas zur Unterhaltung beisteuern zu müssen. „Mr. Redwood ist von Colorado bis nach Montana als der bedeutendste Mineninteressent bekannt. - Ich habe gehört, daß Sie im Jahr bis zu fünf Millionen Dollar in Aktien umsetzen - stimmt das, Mr. Redwood?"
„Ja, ungefähr, vielleicht nicht ganz so viel."
Der junge Mann sah ihn freundlich lächelnd an. „Mich können Sie nicht bange machen, wenn Sie mit den Millionen nur so um sich werfen. Soviel ich weiß, beträgt der Wert Ihrer Montana-Mine etwa eine Million Dollar, das sind zweihunderttausend Pfund. - Und Sie wollen vierzigtausend Pfund für ein Fünftel haben?"
Mr. Redwood nickte.
„Die Aktien stehen auf zwei fünfzig am offenen Markt, und der fünfte Teil ist bedeutend mehr wert als das Geld, das ich dafür haben will. Ich habe mich schon zu sehr abgearbeitet in meinem Leben und möchte mich einmal ausruhen und etwas erholen. Deshalb habe ich die Absicht, alle meine Aktien abzustoßen. - Jimmy", wandte er sich an den Großfarmer, „dieser Herr möchte einen
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