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072 - Die Schlangengöttin

072 - Die Schlangengöttin

Titel: 072 - Die Schlangengöttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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meinem Bruder Wams und Hemd aus. Die Dienerin neben uns schrie auf, als sie Marinos nackten Oberkörper sah. Auch ich und selbst der hartgesottene Pablo konnten einen Aufschrei nicht unterdrücken.
    Es war das Gräßlichste, was ich je gesehen hatte. Auf und in Marinos Körper nisteten Schlangen.
    Sie hoben die Köpfe, als das Licht auf sie fiel, und zischten. Sie waren weiß und augenlos, lagen zwischen Marinos Rippen und hatten sich teilweise sogar in seinen Körper eingefressen. Wovon sie sich nährten, war klar: Vom Körper meines Bruders.
    Ich schickte die Diener hinaus. Nur Pablo blieb zurück. Er bekreuzigte sich mehrmals.
    „Heilige Mutter Gottes!" stammelte er fassungslos.
    „Wir müssen die Biester töten", sagte ich. „Die Schlangengöttin hat sie Marino auf der Schlangeninsel eingepflanzt. Seitdem trägt er die Brut mit sich herum. Er muß furchtbar gelitten haben."
    Pablo ging zum Kamin und nahm die Feuerzange. Ich holte ein Messer aus der Tischschublade und nahm einen Stiefelknecht. Marino lag jetzt ruhig da. Seine Hände strichen liebkosend über die widerlichen Schlangenköpfe, und er murmelte unzusammenhängende Worte.
    „Kinder Ophits", verstand ich. „Meine Lieblinge!"
    Der Baske packte die erste zischende Schlange mit der Feuerzange und riß sie von Marinos Körper. Mein Bruder stöhnte auf. Ich zerschmetterte das weißliche Schlangenbiest mit dem Stiefelknecht. Die zweite Schlange kam an die Reihe, die dritte und vierte.
    Marino begann, sich hin und her zu werfen und zu schreien, als wären es Teile von ihm, die vernichtet wurden, als würden wir seine Glieder abhacken.
    Ein paar Diener und einige von meinen Gästen schauten herein. Ich sagte ihnen, sie sollten draußen bleiben und die Tür schließen.
    Der Sohn des Gouverneurs wollte sich nicht abweisen lassen.
    „Ich muß wissen, was hier vorgeht", beharrte er. „Handelt es sich etwa um ein Verbrechen oder um eine Seuche?"
    „Der Schlangenkult hat seine Hand im Spiel", antwortete Pablo. „Geht jetzt, junger Herr!"
    Der Sohn des Gouverneurs bedachte die zerschmetterten Schlangenleiber und den brüllenden Mann auf dem Bett mit einem letzten Blick, dann schloß er die Tür.
    Auch ich hatte von dem Schlangenkult munkeln hören.
    Scheußliche und furchtbare Dinge wurden über den Kult und seine Anhänger erzählt. Man fürchtete ihn mehr als eine Invasion der Osmanen. Die Türken waren immerhin Menschen, die Herrscher des Schlangenkults aber Kreaturen der tiefsten Hölle, wie es hieß.
    Marino gebärdete sich derart, daß Pablo ihn mit einem Kinnhaken betäuben mußte. Dann konnten wir die letzten beiden Schlangen töten. Ich mußte mit dem Messer nachhelfen, sonst wären wir ihrer nicht habhaft geworden.
    Wir verbrannten die Schlangenleiber im Kamin. Ein stinkender Qualm entstand und verbreitete sich im Zimmer.
    Der Arzt kam. Er war ein kleiner Grieche mit olivfarbenem Gesicht und flüsterte fast nur. Als er genau erfuhr, was Marino geschehen war, bekreuzigte er sich mehrmals, machte Zeichen zur Abwehr von Dämonen und bösen Kräften und leierte Bannsprüche herunter, die ihn schützen sollten.
    Er wollte mit Marino nicht viel zu tun haben und riet uns, Marinos Wunden mit Essigessenz auszuwaschen und am Anfang jeden Tag mit einer Quecksilberpaste zu bestreichen. Außerdem sollten wir Heilkräuterumschläge machen. Er schrieb alles auf ein Schiefertäfelchen auf.
    „Wenn der Patient die erste Woche übersteht, wird er sicher am Leben bleiben", sagte der Arzt. „Ob es allerdings gut für ihn ist... "
    „Was wollen Sie damit sagen?" fragte ich scharf.
    „Er gehört Ophit. Er wird immer der Sklave der Großen Schlange bleiben."
    „Wer ist Ophit? Erzählen Sie Näheres, Doktor!"
    Der Arzt raffte seine Instrumente zusammen und verschloß die Tragetasche.
    „Ich habe schon zu viel gesagt. Ophit hat große Macht auf dieser Insel. Ein kleiner Heilkundiger darf es nicht wagen, aufzubegehren, sonst kann der Arzt sich selbst nicht mehr heilen. Ich habe Euch gesagt, was mit dem Kranken zu tun ist. Wenn Ihr meinen Rat noch einmal braucht, schickt einen Boten. Ich werde Euch schriftlich Nachricht geben, denn ich will dieses Haus nicht mehr betreten, mit Verlaub gesagt."
    Ich gab ihm zwei Goldstücke für seine Dienste, und er ging. Diener holten, was wir für Marinos Wundbehandlung brauchten. Die Feierlichkeiten zu Ehren meines Geburtstages hatten ein abruptes Ende gefunden. Ich hing sehr an meinem Bruder und wollte mich selbst um ihn

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