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072 - Die Schlangengöttin

072 - Die Schlangengöttin

Titel: 072 - Die Schlangengöttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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mich in einem Vorstadtcafe hätte treffen wollen. Er wollte mir einiges über die Schlangenbändiger erzählen, die einem Kult angehören sollten. Er wäre aber nicht gekommen, und jetzt wäre ich müde und wollte schlafen.
    Ich wußte nicht, ob sie mir meine Geschichte glaubten. Am Morgen sollte ich mit Thomas Becker und Peter Plank ins Polizeipräsidium kommen und dort eine Aussage machen.
    Ich suchte Thomas Becker und Peter Plank auf.
    Mit Becker und Plank besprach ich, was ich erlebt hatte, nachdem ich das Hotel verließ. Am nächsten Morgen wollten wir nach dem Besuch auf dem Polizeipräsidium mit Xenia zu den Hippiehöhlen am Hephaistos-Berg fahren.
    Ich zog mich bald auf mein Zimmer zurück, schloß die Tür ab, schloß auch das Fenster und legte mich aufs Bett. Meine Gedanken durcheilten die Jahrhunderte. Ich war wieder Michele da Mosto und befand mich im Iraklion des Jahres 1557.
    Vergangenheit
    Februar 1557. Sechs Monate befand ich mich nun schon im Regno di Candia, dem venezianischen Inselbesitz im Mittelmeer. Die Zeit auf der Insel hatte mir gutgetan. Die gräßlichen Erinnerungen an die Geschehnisse in Venedig, an Alraune, die mich als Selva Farsetti erzogen und geliebt hatte, und an die fürchterlichen Werwölfe waren verblaßt. Lange schon konnte ich nachts wieder durchschlafen, ohne von Alpträumen geplagt mehrmals aufzuwachen. Auch meinen Liebeskummer hatte ich überwunden. Ich war jung und leicht zu beeindrucken. An einem Tag konnte ich himmelhoch jauchzend sein, am nächsten zu Tode betrübt. Was mir im Moment so schlimm erschien, daß ich glaubte, ein Leben lang darunter zu leiden, kam mir ein paar Tage später nicht mehr so wichtig vor.
    So war es auch mit meiner Liebe zu Alraune. Es plagte mich zwar noch die Gewißheit, daß sie sich meinetwegen dem Bösen zugewandt hatte und zu einem Dämon geworden war; aber auch das war nicht mehr so schlimm; schließlich hatte ich nur das Beste gewollt, und Alraune oder Selva Farsetti trug auch ihren Teil Schuld an dieser Entwicklung.
    Jedenfalls sah ich keinen Grund, mir deswegen das Leben zu verdüstern. Es gab eine Menge anderer Mädchen in Kandia. Als Sohn der reichen und angesehenen Familie da Mosto war ich in allen Häusern hoch willkommen. Geld hatte ich auch genügend. Was wollte ich also mehr?
    In dieser Zeit auf Kandia hatte ich mein erstes echtes Liebesabenteuer. Mit Alraune-Selva Farsetti war es anders gewesen.
    Das Mädchen auf Kandia hieß Oriana Dali. Sie war ein hübsches leidenschaftliches Geschöpf, das über den Jungfräulichkeitskult, der von vielen anderen betrieben wurde, nur lachen konnte. Wir erlebten helle, milde Wintertage und heiße, leidenschaftliche Nächte. Ich pflegte um Mitternacht an einem Traubenbaum an der Seitenwand der Villa der Dalis zum Fenster meiner Geliebten hochzuklettern. Meist ging ich erst wieder, wenn der Morgen schon graute, und schlief dann bis in den Tag hinein.
    In dieser Zeit vertilgte ich ungeheure Nahrungsmengen, so daß der besorgte Verwalter unseres Besitzes auf Kandia mich vom Arzt auf Bandwürmer untersuchen ließ. Ich war aber gesünder als je zuvor in meinem Leben. Ich blieb dürr, soviel ich auch aß, aber das Klima, die Ritte in die Berge und vielleicht auch Oriana taten mir gut. Ich wurde sehnig, meine Haut bräunte und meine Haltung wurde straffer. Der bleiche, kränkliche Stubenhocker, der ich in Venedig gewesen war, war tot. Meinem Bruder Marino ging es nicht so gut wie mir. Er war nicht mehr in See gestochen, seit wir im Hafen von Iraklion eingelaufen waren. Der Erste Offizier Giacomo hatte die Galeasse Gentile Bellini nach Venedig zurückgebracht.
    Der Baske Pablo war bei uns geblieben. Er war ein früherer Söldner, ein Mann, der dreinzuhauen verstand und zuverlässig war. Ich vermutete, daß mein Vater ihm den Auftrag gegeben hatte, auf mich aufzupassen. Und als er hörte, was mit Marino los war, hatte er diesen Auftrag brieflich sicher auch auf meinen älteren Bruder ausgedehnt.
    Marino ging mit düsterer Miene umher. Jedes laute Geräusch ließ ihn zusammenschrecken. Er magerte erschreckend ab. Nachts, wenn ihn Alpträume plagten, weckte sein Geschrei manchmal das ganze Haus auf. Er wollte sich aber niemandem anvertrauen, und des Nachts blieb seine Kammer immer abgeschlossen. Während er früher ein großer Schürzenjäger gewesen war, schaute er jetzt keine Frau und kein Mädchen mehr an. Dafür trank er unmäßig. Er wurde aber nie betrunken, mochte er an Wein und Schnaps in sich

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