0725 - Der Satan von Sachsen
war durch den Einschlag der Kugel zurückgeschleudert worden und mit seinem Rücken in den Vorhang hineingeprallt, wo er sich regelrecht verheddert hatte. Mit hochgerissenen Armen versuchte er, Halt zu finden, aber da war nur der Stoff, der ihm diesen Halt bot.
Sein Gewicht war noch zu schwer. Er riß den Ballen herab, der ihn unter sich begrub.
Aus dem Augenwinkel sah Stahl das Zucken und die Wellenbewegungen des Stoffes, die den Todeskampf der unheimlichen Gestalt wiedergaben. Der zweite existiert noch.
Er sprang fauchend und mit weit geöffnetem Maul auf den Kommissar zu. Und er sprang in die Klinge.
Stahl hatte sie ihm in den Körper gestoßen. Sie glitt in die Brust hinein, sie zerstörte ihn. Er kippte zurück, und Harry stieß ihn noch mit einem Tritt zur Seite.
Dann hatte er freie Bahn.
Für ihn war das Fenster wichtig. Es gab keinen anderen Fluchtweg, und es kam auf jede Sekunde an. Ein Atemzug nur würde ihn fertigmachen.
Mit einer Hand schnappte sich der Kommissar einen Stuhl, wuchtete ihn hoch und schleuderte ihn auf das Fenster zu.
Die Scheibe ging in Trümmer.
Der Weg war frei.
Stahl hechtete beinahe hinaus. Die Kälte umfing ihn, und er freute sich wie ein kleines Kind. Es machte ihm auch nichts aus, daß er auf dem harten Boden sich die Schulter prellte, Hauptsache, er war dieser verdammten Gashölle entkommen.
Er rollte sich herum, kam wieder auf die Füße und merkte erst jetzt, daß er blutete.
An der Stirn hatte ihn eine Glaskante erwischt und dort einen langen Streifen gezogen. Das Blut rann ihm der Nase entgegen und stellte noch einen zusätzlichen Reiz für die verfluchten Blutsauger dar.
Er lief erst einmal weg, erreichte den VW-Transporter lehnte sich dagegen und war froh, Rückendeckung und einige Sekunden Pause bekommen zu haben.
Er lud seine Waffe nach.
Währenddessen schaute er zurück. Das Gas war nicht zu sehen und auch nicht zu riechen gewesen.
Ein Teufelszeug aus der Stasi-Hexenküche.
Und John hatte es erwischt.
Harry hätte ihm gern geholfen und einiges dafür gegeben, nur traute er sich noch nicht in den Raum hinein. Er konnte sich nicht vorstellen, daß die gesamte Ladung schon durch das zerstörte Fenster abgezogen war. Also mußte er warten.
Zudem war es vielleicht ganz gut so, daß einer von ihnen noch voll einsatzfähig war. So konnte er den anderen heraushauen. Harry grinste bitter, als er daran dachte. Zweimal schon hatte er es geschafft. Würde es auch ein drittes Mal klappen?
Er wartete.
Die Sekunden verstrichen. Seinen Blick hielt er auf das Gemäuer gerichtet.
Die Fenster zeichneten sich sehr deutlich ab. Nur war nichts zu erkennen, selbst die zerstörte Scheibe ließ keinen Einblick zu.
Er konnte es nur ahnen, und diese Ahnungen waren mehr als Böse. Nach ungefähr einer Minute war Harry Stahl wieder bereit. Zwar nicht zu allen Schandtaten, aber er wollte auch den Blutsaugern nicht das Feld überlassen.
Zwei Waffen hatte er. Sie mußten einfach ausreichen, um sich die Vampirpest vom Hals zu halten.
Der Burghof war leer. Die Untoten hielten sich innerhalb der Mauern auf. Bisher waren ihre Pläne nicht so in Erfüllung gegangen, wie sie es sich gern vorgestellt hatten. Er konnte, wenn er wollte, also noch etwas reißen.
Das Fenster lockte ihn. Harry mußte auch sehen, was mit seinem Freund John Sinclair geschehen war. Er glaubte nicht daran, daß sie ihn einfach liegenlassen würden. Der Schwarze hatte deutlich genug zu verstehen gegeben, daß er das Blut des Geisterjägers wollte.
Diese Vorstellung trieb nicht gerade den Keim der Hoffnung in dem Kommissar hoch, doch er gehörte zu den Typen, die nicht aufgaben, sondern weitermachten. Selbst wenn das Ende für ihn sehr bitter aussehen konnte.
Er hörte auch keine Geräusche aus dem Haus, was für ihn ein schlechtes Omen war. Auch wußte er nichts über die Wirkung des Gases. Es konnte auch tödlich sein.
Der Gedanke daran trieb ihn weiter. Harry verließ die Deckung des Fahrzeugs. Über den leeren Burghof rannte er auf sein Ziel, das Fenster, zu.
Hoffentlich hatte sich das verfluchte Gas so weit verflüchtigt, daß es keinen Schaden mehr anrichten konnte.
Sehr vorsichtig legte er die letzten Schritte zurück, blieb am offenen Fenster stehen und mußte sich recken, um einen Teil des Raumes überblicken zu können.
Vom Gas spürte er nichts. Er konnte normal atmen, ohne daß ihm schwindlig wurde.
Sein Sichtfeld war eingeschränkt. Er mußte schon den Kopf drehen, um die Stelle zu sehen, wo
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