0728 - Lichter der Verdammnis
waren Zamorra und auch Ombre zuständig. Brack dagegen konnte Ärger bekommen, wenn er jemandem auffiel - entweder zwielichtigen Nachtgestalten, oder auch einem Streifenwagen der Polizei, dessen Insassen sich darüber wundern mussten, dass jemand sich hier die Füße platt stand und eine Ewigkeit lang auf etwas zu warten schien. Wenn ihnen das nicht verdächtig vorkam, waren sie ihr Gehalt nicht wert.
Andererseits - wenn bei Zamorra etwas schief ging, war er jetzt wohl der einzige, der Hilfe organisieren konnte. Nur er wusste, wo genau Zamorra und Ombre verschwunden waren und was sie beabsichtigten, nur er wusste von der Ratte, die sich in Menschenform gezeigt hatte.
Also riskierte er den Ärger.
Zweibeinige Ratten konnte er sich notfalls mit ein paar Schüssen vom Leib halten, und mit den Cops kam er sicher auch noch irgendwie klar.
Also wartete er ab.
***
»Verdammt«, knurrte Cascal. »Es hat nicht funktioniert!«
Zamorra antwortete nicht. Er überlegte, woran es liegen konnte. War die Idee an sich falsch, oder gab es irgendetwas, das sie beide übersehen hatten?
Der Wunsch, der Ratte zu folgen, hatte Zamorra hierher gebracht.
Der Wunsch, Zamorra zu folgen, hatte Cascal hierher gebracht.
Und nun funktionierte es mit dem Wunsch, der Ratte weiter zu folgen, nicht…
Warum nicht?
»Probieien wir aus, ob wir zurück kommen, wenn es schon nicht vorwärts geht!«, schlug Zamorra vor.
Cascal tippte sich mit dem Zeigefinger an die Stirn. »Warum soll das eine funktionieren, wenn das andere nicht klappt?«
»Versuch macht kluch…«
»…und führt zum Fluch…«
Zamorra konzentrierte sich auf den schmalen Durchgang zwischen den Häusern, dachte auch an Roger Brack, der an der Straße auf die beiden Männer wartete, und wünschte sich intensiv dorthin.
Im nächsten Moment befand er sich im Freien. Um ihn herum war nicht mehr das finstere Licht, das Kopfschmerzen erzeugte, sondern die normale Dunkelheit der Nacht.
Es hatte funktioniert!
Aber als Zamorra in jenen Raum zurück wollte und dabei erneut an die Ratte dachte, blieb er, wo er sich gerade befand!
Die Ratte als Ziel funktionierte also nicht?
Hoffentlich kommt Yves nicht ausgerechnet jetzt auf die Idee, mir nach hier draußen zu folgen!, dachte er, weil sein nächster Versuch nur dann Erfolg versprach, wenn Ombre sich noch drinnen befand.
Auf ihn konzentrierte Zamorra seine Vorstellung, wünschte sich dorthin - und tauchte gerade in dem Moment auf, in welchem Cascal ihm nach draußen hatte folgen wollen. Zamorra erkannte es an dem etwas entrückten Blick. »Stopp, Ombre!«, rief er ihm zu. »Nicht nach draußen…!«
Cascal brach seinen Versuch ab. Besorgt sah er Zamorra an.
»Hats dich zurückgeschleudert?«
»Nein. Aber ich glaube, ich weiß jetzt, wie es funktioniert. Ich war draußen vor dem Rattenloch und bin wieder hierher gelangt, aber nicht, weil ich der Ratte folgte, sondern dir.«
»Was soll das heißen?«
»Dass die Ratte keine Spur mehr für uns darstellt«, erklärte Zamorra. »Möglicherweise gibt es sie nicht mehr.«
»Oder nicht mehr in Form einer Ratte«, gab Cascal etwas lahm zu bedenken. »Sie ist doch ein Mensch, nicht wahr? Dann habe ich also richtig gesehen.«
»Es muss noch etwas anderes dahinter stecken, das wir beide noch nicht verstehen. Jedenfalls sollten wir uns auf das Mädchen konzentrieren. - Oder auch auf den Ju-Ju-Stab«, fügte er hinzu.
»Es ist wie bei den Regenbogenblumen, wie?«, vermutete Cascal. »Der Zielort oder die Zielperson müssen in der Nähe anderer Regenbogenblumen tatsächlich existieren… Und da die Ratte sich nicht mehr in diesem Raum befindet, konntest du mit dem Gedanken an sie auch nicht hierher kommen…«
»Richtig«, sagte Zamorra. »Das ist meine Vermutung.«
»Dann ist trotzdem der Wurm drin. Du hättest dort ankommen müssen, wo die Ratte jetzt gerade ist. Also existiert sie nicht mehr, wie du schon angenommen hast. Ich denke, das mit der Rattengestalt war ein magischer Trick. Gut, einverstanden - folgen wir dem Mädchen.«
»Davon rede ich doch die ganze Zeit«, brummte Zamorra und konzentrierte sich auf die Vorstellung der dunkelhaarigen Schönheit.
Er hoffte, dass es diesmal funktionierte. Das dunkle Licht des Bösen verstärkte seine Kopfschmerzen schon wieder, und er begriff nicht, weshalb Cascal kaum etwas davon spürte. »Bring mich zurück in den Raum, in dem dein Herr mit mir redete«, verlangte Seneca.
»Das kann ich nicht«, seufzte das Rattenmädchen.
»Wieso
Weitere Kostenlose Bücher