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0729 - Laurins finsteres Reich

0729 - Laurins finsteres Reich

Titel: 0729 - Laurins finsteres Reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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dieses eine Leben. Ich will es nicht wegwerfen.«
    »Hör auf damit, Margot. Das ist ein neues Spiel mit neuen Karten, und ich bin dick eingestiegen.«
    »Ja, das habe ich gesehen. Und es war furchtbar, Karl. So schlimm wie nichts sonst.«
    Er stellte sich vor mich hin und lächelte schief. »Hast du gehört, was mein Weib sagte, nicht?«
    »Sicher.«
    »Stehst du auf Margots Seite?«
    »Sie ist vernünftig. Sie blickt durch, Herr Lechner. Sie sollten sich ändern. Diesen einen Rat kann ich Ihnen nur immer wieder geben. Lösen Sie mir die Stricke und…«
    Sein scharfes Lachen unterbrach mich. Er schlug mit seiner flachen Hand gegen meine Brust.
    »Weißt du eigentlich, daß ich genau darauf gewartet habe, Sinclair? Weißt du das? Daß du ankommst und mich bittest, die Stricke zu lösen. Und kennst du auch meine Antwort? Ich will sie dir sagen, ich habe sie mir schon vorher überlegt. Sie lautet nein und abermals nein. Ich werde dich hier hocken lassen und, wenn es dann soweit ist, meiner Tochter Bescheid geben.«
    »Mit mir allein wird sie sich nicht zufrieden geben, Lechner, glauben Sie das nur nicht.«
    »Na und? Es gibt noch andere im Dorf. Meinetwegen kann sie sich alle holen, verstehst du? Alle sollen ihre Opfer werden, doch ich bin sicher, daß es Ausnahmen gibt.«
    »Sie?«
    »Klar. Ich und meine Frau. Sie wird es nicht wagen, sich gegen ihre Eltern zu stellen, das wollte ich dir noch sagen. Und jetzt halt dein Maul, Polizist. Ich bin der Bürgermeister, ich habe das Schicksal von Glatsch in meine eigenen Hände genommen. Das muß doch in deinen Bullenschädel hineingehen.«
    Himmel, dieser Mann war nicht mehr normal. Er ahnte nicht, was er sich da aufgebürdet hatte. Er würde nie allein gegen diese geballte Macht an Magie ankommen, das war so gut wie unmöglich.
    Auch für mich waren es zu viele Zwerge. Nur wäre ich den direkten Weg zu ihrer Königin gegangen, hätte man mich gelassen.
    Statt dessen hockte ich gefesselt auf dem verdammten Stuhl und schaffte es nicht einmal, die Stricke zu lockern. Lechner hatte mich verschnürt wie einen Schinken. Die Stricke drückten durch die Kleidung und beeinträchtigten zudem den Kreislauf.
    Was konnte ich da noch tun?
    Er hielt Wort und kümmerte sich nicht mehr um mich. Mit einer wütenden Bewegung trat er eine im Weg stehende Fußbank zur Seite, damit er auf das Fenster zugehen und nach draußen schauen konnte. Er blieb so dicht vor der Scheibe stehen, daß deren Glas durch seinen Atem leicht beschlug.
    Er starrte hinaus.
    Waren die Zwerge da? Hoffte er, sie zu sehen? Lange war ich nicht außer Gefecht gesetzt worden, das stand fest, doch ich konnte mir vorstellen, daß wir die Tageswende bereits erreicht hatten.
    Ein alter Ofen verbreitete Wärme. Ich schwitzte, was aber auch an meinem Zustand liegen konnte.
    Margot Lechner hockte am Tisch und starrte ins Leere. Sie war nicht mehr fähig, gewisse Dinge aufzunehmen. Für sie mußte in den letzten Sekunden eine Welt zusammengebrochen sein. Ihr Leben hatte die normalen Bahnen verlassen und war in ein Gebiet gerast, das durchaus in der Hölle münden konnte.
    Lechner wurde unruhig. Er bewegte sich zwar nicht hektisch, schabte jedoch mit den Füßen über den Holzboden, stierte noch immer durch das Fenster, knurrte manchmal eine Verwünschung oder murmelte etwas vor sich hin, das niemand verstand.
    Er lauerte…
    Noch kamen sie nicht.
    Irgendwann war er es leid, drehte sich um, starrte mich böse an und fragte, ob ich etwas zu trinken wollte.
    »Wasser…«
    »Gib es ihm, Margot.«
    Frau Lechner stand auf. Sie trat an das Waschbecken heran wie eine alte Frau, gebückt und ängstlich. Ein Glas stand bereit. Wasser lief wenig später schäumend und eiskalt hinein. Mit dem Glas in der Hand trat sie auf mich zu.
    Ich nickte ihr dankend zu.
    Sie hielt es schräg, verschüttete etwas Flüssigkeit, die auf meine Hose tropfte, dann ließ sie mich trinken. Das kalte Bergwasser tat gut, erfrischte.
    »Alles?« fragte sie.
    »Ja bitte.« Ich leerte das Glas. Beide wurden wir von Karl Lechner beobachtet, der dem Fenster den Rücken zugedreht hatte.
    »Wir sind viel zu gut zu dir!« sagte Lechner und lachte dreckig.
    »Hör doch auf!« schimpfte seine Frau. »Laß ihn in Ruhe. Reicht es nicht, daß du ihn gefesselt hast?«
    »Halt den Mund, Margot! Ich kann es nicht ertragen, wenn du so redest. Ich bin jetzt der Boß. Wenn es dir hier nicht paßt, kannst du ja nach draußen gehen und auf die Zwerge warten. Ich habe nichts dagegen,

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