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0729 - Laurins finsteres Reich

0729 - Laurins finsteres Reich

Titel: 0729 - Laurins finsteres Reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Gibt es überhaupt einen Herrgott?«
    »Ja, du weißt selbst…«
    »Nein, für mich nicht mehr. Der ist in dieser verdammten Nacht gestorben, verschwunden. Man hat uns schon jetzt die Tochter genommen, und man will sie uns auch endgültig nehmen, wenn es nach diesem Polizisten da geht. Begreifst du das denn nicht?«
    »Bitte, Karl, versündige dich nicht. Tu es nicht. Mir zu Gefallen. Es wird alles so kommen, wie es kommen muß. Das weißt du, das weiß ich. Deshalb bitte ich dich…«
    Er stürzte auf seine Frau zu. Den rechten Arm hoch. Es sah so aus, als wollte er sie schlagen.
    Margot zuckte zurück. Gleichzeitig hörte er meinen scharfen Ruf. »Lassen Sie das, Lechner!«
    Der Mann erstarrte. Sein Arm blieb in der Luft hängen. Dann sank er langsam nach unten. »Ach nein, der Bulle. Hast du denn auch schon was zu sagen? Hier in meinem Haus bestimme ich, wo es langgeht.« Er zerrte meine Beretta aus dem Hosenbund, kam auf mich zu und drückte mir die Mündung gegen das Kinn. »Weißt du nun Bescheid, Polizist? Ich habe hier das Sagen, und ich werde mit dieser verfluchten Brut fertig. Sie wird nicht an mich herankommen, das schwöre ich dir. Und, wenn es trotzdem geschieht, dann weiß ich, wie ich mich wehren kann. Dann werde ich ihr dich als Opfer vor die Füße schleudern. Hast du genau gehört, Bulle? Du wirst geopfert, aber nicht meine Trudi.«
    Er zog die Waffe zurück, ging einen kleinen Schritt nach hinten, blieb stehen, starrte mich schwer atmend an.
    Der Bürgermeister stand unter einem immensen inneren Druck. Bei seiner Psyche war das Innere nach außen gedreht worden. Bei ihm lag blank, was nur blank zu legen ging. Die Angst in den Alpen war auch über ihn gekommen und hatte ihm den Sinn für die Realität genommen. Auf mich wirkte der Bürgermeister wie ein von einem bösen Geist besessener Mensch in all seinem Schrecken.
    Sein Haß strahlte mir entgegen,, das Gesicht war verzogen, der Mund stand offen. Wie bei einem Raubtier wehte aus ihm der heiße Atem. Ich wußte, daß ich mit Worten zu diesem Zeitpunkt nichts erreichte. Deshalb sprach ich ihn auch nicht an. Ich wollte warten, bis er sich soweit beruhigt hatte, daß er sich halbwegs normal bewegte.
    Das aber konnte dauern.
    Auch Margot Lechner sagte nichts mehr. Sie saß am Küchentisch und hielt den Kopf gesenkt. Dabei starrte sie auf ihre zum Gebet gefalteten Hände.
    »Wie spät ist es?« fragte ich.
    Lechner grinste: »Für dich fast zu spät.«
    »Seien Sie vernünftig.«
    »Das bin ich«, sagte er und ließ mich wieder in die Waffenmündung blicken. »Ich bin sogar sehr vernünftig, und ich weiß genau, was ich zu tun habe.«
    »Da bin ich mir nicht sicher.«
    »Halt dein Maul, Sinclair. Halt nur deine verdammte Schnauze! Du hast uns doch alles eingebrockt, kein anderer. Du bist es gewesen, und du wirst dafür zahlen. Auch wenn meine Tochter verändert ist und der Geist einer anderen in ihr steckt, so würde es mich interessieren, was sie dann wohl mit dir anstellt, wo du doch ihr verdammter Feind gewesen bist. Nun, was macht sie dann wohl?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Aber ich, Sinclair!« flüsterte er, »aber ich. Sie wird dich vernichten, sie wird dich nicht mehr haben wollen, doch wir, ihre Eltern, werden uns mit ihr arrangieren.«
    Das war seine Meinung, und die war falsch. Nur hatte es keinen Sinn zu versuchen, ihn vom Gegenteil zu überzeugen. Er würde nichts akzeptieren, gar nichts.
    Er drehte sich um. Die Schnapsflasche stand noch immer an ihrem Platz. Diesmal kippte er das Zeug nicht erst ins Glas, Er trank direkt aus der Flasche und schaute mich dabei von der Seite her an. Als er sie absetzte, umzuckte ein kaltes Grinsen seine Lippen. »Was ist, Sinclair? Das gefällt dir wohl nicht - oder?«
    »Ich bin nicht Sie.«
    »Zum Glück nicht. Aber ich habe meine Angst überwunden. Ich werde kämpfen, und ich werde der einzige sein, dem die verdammten Zwerge nichts tun. Alle anderen im Dorf können heulen und mit den Zähnen knirschen, hier aber stoppen sie.« Er zog wieder die Beretta. »Außerdem habe ich Sie noch. Ich kann auch schießen, Bulle. Und wenn die Zwerge mir zu nahe auf den Pelz rücken, dann knalle ich sie ab.«
    »Hör doch auf, Karl!« rief Margot Lechner. »Bitte, du darfst nicht so reden.«
    »Was willst du denn, verdammt?«
    »Ich will, daß es keine Toten gibt. Weder Menschen noch Zwerge. Ich will, daß wir alle gerettet werden. Nicht mehr und nicht weniger. Ist das denn zuviel verlangt? Wir haben nun mal nur

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