0730 - Wege ins Nichts
festsetzen, bevor er uns alle vernichtet."
„Schon gut", sagte Kosum besänftigend. „So schlimm ist es nicht. Er wird schon wieder zur Besinnung kommen."
Als hätte er diese Worte endlich begriffen, richtete Tolot sich auf und schüttelte sich. Er grunzte behaglich und rieb mit den Handlungsarmen seinen gewaltigen Leib.
„Vielleicht kann ich jetzt eine Erklärung bekommen?" erkundigte Kosum sich säuerlich. „Sie regen mit Ihrem Benehmen die ganze Besatzung auf, abgesehen davon, daß wir jetzt bis zur Rückkehr zur SOL gezwungen sind, von Konserven zu leben."
Tolot schubste Kosum zur Seite und schob sich aus der Kombüse. Die Terraner draußen im Gang wichen vor ihm zurück.
Er kümmerte sich nicht um sie, sondern entfernte sich zum Hauptkorridor.
Kosum warf einen Blick auf den zerstörten Raum.
„Räumen Sie auf", befahl er Cartuhse. „Das wird Ihnen helfen, Ihre Nerven zu beruhigen."
Cartuhse sah ihn wütend an.
„Er wird wiederkommen!" prophezeite er. „Ich bin doch nicht verrückt, daß ich für diesen Unhold wieder alles in Ordnung bringe."
„Ich rede mit ihm", versprach der Emotionaut.
„Er spricht mit ihm!" wiederholte Cartuhse und warf den anderen Männern im Gang bedeutungsvolle Blicke zu.
Kosum konnte den Ärger des Mannes verstehen, aber er konnte darauf jetzt keine Rücksicht nehmen. Tolot hatte noch niemanden direkt bedroht. Seine plötzlich erwachte Gier nach terranischer Nahrung bedeutete keine unmittelbare Gefahr.
Der Raumfahrer folgte Tolot und traf ihn in einer Ecke vor einem Lagerraum.
Er sah ihn eine Zeitlang stumm an.
Als Tolot nicht sprach, sagte er zu ihm: „Wollen wir darüber reden?"
„Nein", antwortete Tolot gelassen. Er schien wieder völlig normal zu sein. Der seltsame Anfall war vorüber.
„Warum nicht?" drängte Kosum hartnäckig. „Vielleicht kann ich Ihnen helfen."
„Es gibt Dinge, über die ein Haluter nicht spricht."
„Tabus?" Kosum zuckte mit den Schultern. „Ich bin Ihr Freund."
„Es gibt Dinge, über die ein Haluter auch mit guten Freunden nicht spricht!" gab der Riese zurück.
Kosum sah ein, daß er gegen diese sture Haltung nichts unternehmen konnte. Neben allen anderen Problemen kam nun offenbar auch noch eine schlimme psychische Krise Tolots auf sie zu.
Der Emotionaut seufzte.
„Ich kehre in die Zentrale zurück, um Dobrak zu helfen. Rufen Sie mich, wenn Sie mich brauchen."
Er wandte sich ab, insgeheim damit rechnend, daß Tolot ihn noch einmal ansprechen würde. Doch in der Ecke blieb alles still.
Kosum stieß auf ein paar Raumfahrer, die ihm gefolgt waren.
„Laßt ihn in Ruhe!" befahl er schroffer als beabsichtigt.
„Er will jetzt allein sein."
Unter der Voraussetzung, daß alle Besatzungsmitglieder Schutzanzüge anlegten, hätte Alaska Saedelaere Py an Bord der MARIACHI bringen können. Anders hätte es jedoch bei einer Rückkehr zur SOL ausgesehen. Es war einfach nicht durchführbar, daß alle Terraner an Bord des Riesenschiffs nach der Ankunft der Spezialistin der Nacht in Schutzanzügen herumliefen. Das hätte in vielerlei Hinsicht eine unerträgliche Belastung dargestellt.
Solange Py die Emotio-Strahlung verbreitete, stellte ihre Nähe ein großes Risiko dar, auf das Perry Rhodan sich niemals einlassen würde.
Alaska entschloß sich schweren Herzens, Py damit vertraut zu machen.
„Wir sind selbst in einer gefährlichen Situation", erklärte er ihr.
„Uns ist daran gelegen, möglichst bald aus dem Zwischenraum zu entkommen und unsere Heimatgalaxis zu erreichen."
„Das bedeutet, daß Sie mich hier zurücklassen wollen!" stellte Py fest. Alaska wich ihren Blicken aus. Er war sich darüber unschlüssig, was er tun sollte.
„Wenn Olw draußen im Tunnel auf Sie wartet, werden Sie ihn nur schwer wiederfinden", sagte Py. „Auch die Rückkehr zu Ihrem Schiff wird nicht einfach sein."
Der Transmittergeschädigte preßte die Lippen aufeinander.
Er hatte bereits an die Möglichkeit gedacht, daß er Olw und die MARIACHI verfehlen konnte. Bis zu seinem Tod würde er dann im Tunnel umherirren oder von einem erneuten Ener-gieschub mit in die Rute gerissen werden.
Py hatte genau erkannt, wo Alaskas Schwächen lagen.
„Es macht Ihnen nichts aus, wenn Sie mich mitnehmen - wenigstens bis zu Olw!" flehte sie ihn an.
Julia schaltete sich ein.
„Vielleicht gibt es eine Möglichkeit, diesem Wesen zu helfen", sagte der Roboter. „Wir können es an Bord der MARIACHI operieren."
„Wer sollte diese Operation durchführen?"
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