0730 - Wege ins Nichts
unglücklich, denn auf diese Weise bekamen sie die Gelegenheit, die Operation an Py innerhalb des Dimensionstunnels auszuführen.
Alaska wunderte sich, daß auch Olw einer solchen Operation sofort zugestimmt hatte. Der Gefährte Pys war durch ein doppeltes Schutzaggregat gegen die Impulse aus dem Gehirn der Spezialistin immunisiert worden, denn man brauchte unbedingt seine Hilfe bei der Operation.
Sogar Dobrak glaubte, daß für die Verwirklichung des Planes gute Erfolgsaussichten bestanden. Er war bereit, seine Fähigkeiten zu diesem Zweck einzusetzen.
Die Operation sollte in der Krankenstation der MARIACHI ausgeführt werden.
Romeo und Julia würden die Chirurgen sein.
Py hing in einem Fesselfeld und konnte sich nicht bewegen.
Sie nahm eine Art Hockstellung ein, ihr Kopf war nach hinten gedrückt. Angestrahlt von einem großen Deckenscheinwerfer, erinnerte sie Alaska Saedelaere an einen versteinerten Riesenfisch. Auf Antigravpaletten schwebten alle Utensilien, die man vielleicht im Verlauf der Operation brauchte, in Höhe von Pys Kopf.
Dobrak kauerte auf einem Sitz über der Zgmahkonin.
Von seinem Platz aus konnte er Py selbst und den Operationsbildschirm beobachten. Olw saß ihm gegenüber in einem ähnlichen Sitz. Sie konnten beide jederzeit mit Romeo und Julia in Verbindung treten.
Das Robotpärchen war einsatzbereit.
Das Ziel der Operation lag nicht darin, die manipulierbare Zellkernmasse zu zerstören, sondern lediglich auszuschalten.
Niemand wußte, ob das erreicht werden und ob Py eine solche Operation überhaupt überleben konnte.
Romeo und Julia sollten das Feinstrahl-Hochenergieskalpell steuern, mit dem der Eingriff durchgeführt wurde. Mit diesem Instrument konnte man Pys Schädelknochen mühelos durchtrennen und gezielte Schnitte von unglaublicher Feinheit ausführen. Ein geschickter Chirurg konnte mit dem Skalpell siganesischer Mikrotechnik Zellkerne spalten und sogar schälen.
Der vom bloßen menschlichen Auge nicht erkennbare Feinstbündelstrahl des Skalpells wurde mit Hilfe einer Positronik auf einen Bildschirm übertragen und millionenfach vergrößert.
Der Energiestrahl des Skalpells war strom-und bildführend.
Romeo und Julia trugen sogenannte Brillenbildschirme, die mit dem Skalpell verbunden waren. Dobrak und Olw beobachteten einen Bildschirm neben dem Operationstisch.
Theoretisch war es bei diesem Verfahren möglich, Zellen zu korrigieren, ohne das benachbarte Gewebe zu beschädigen.
Die Temperatur in der Krankenstation war auf vier Grad plus Celsius gesenkt worden. Bei dieser Einstellung waren keine Veränderungen durch thermische Einflüsse in Pys Zellenhaushalt zu erwarten.
Die Spezialistin der Nacht war bereits ohne Bewußtsein.
Obwohl es in der Krankenstation kühl war, schwitzte Alaska Saedelaere vor Aufregung.
„Ich glaube, daß wir jetzt anfangen können!" hörte er sich sagen.
Seine Worte fielen wie Tropfen in die unheimliche Stille des sterilen Raumes.
Er sah, daß die an Romeo und Julia angeschlossenen Shetanmargtteile stärker aufglühten, ein sicheres Zeichen dafür, daß sie von dem Robotpärchen jetzt voll ausgenutzt wurden.
Auf dem Bildschirm war ein Ausschnitt von Pys Schädel zu sehen, der vier Quadratmillimeter große Flek-ken war dort vierzig mal vierzig Zentimeter groß. Das Skalpell erschien auf dem Bild, in der Vergrößerung einem gewaltigen Bohrer nicht unähnlich.
Die Schnittstellen waren zuvor gekennzeichnet worden.
Julia führte das Skalpell, Romeo assistierte ihr.
Alaska hörte Olw aufstöhnen. Der Spezialist fürchtete um das Leben seiner Gefährtin.
„Es ist alles in Ordnung", sagte Dobrak bedächtig. „Sie können weitermachen."
Ein Energiestrahl, der so dünn war, daß man ihn mit bloßem Auge nicht gesehen hätte, strömte aus der Spitze des Skalpells.
In Pys Schädeldecke bildete sich eine Rille.
Julia kannte keine menschliche Nervosität. Sie führte das Instrument mit unnachahmlicher Sicherheit. Romeo kontrollierte die Anzeigetafeln, auf denen die Tätigkeit von Pys Organen aufgezeichnet wurde. Die Amplituden, die von Pys Gehirn ausgelöst wurden, waren schwach, aber regelmäßig und ähnelten denen eines schlafenden Wesens.
Die Öffnung des Schädels war der einfachste Teil der schwierigen Operation und nahm nur eine knappe halbe Stunde in Anspruch. Alaska sah ab und zu nach Olw. Das Mienenspiel des Spezialisten verriet deutlich, daß er all die Qualen erlitt, die Py erlebt hätte, wenn sie bei Bewußtsein gewesen
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