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0731 - Die Blüten-Bestie

0731 - Die Blüten-Bestie

Titel: 0731 - Die Blüten-Bestie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Warmhalteplatte.
    Zwei Lampen brannten.
    Zwei Lichtfächer ergossen sich auf die Schreibtische mit den staubigen Unterlagen, die wir uns brüderlich geteilt hatten. Der Rest des Raumes lag im Düstern, als hätte sich dort Nebel ausgebreitet.
    Es waren stets die gleichen Geräusche, die uns begleiteten. Das Rascheln von Papier, wenn wir wieder eine Seite umschlugen, die durch Räuspern geäußerten Unmutsäußerungen, hin und wieder auch ein Fluch, den ich ausstieß, Suko hatte da mehr Geduld, oder das leise Schlürfen, wenn ich den heißen Kaffee trank.
    Nach gut zwei Stunden intensiven Aktenstudiums tauschten wir uns aus. Suko saß mir direkt gegenüber. Er grinste mir ins Gesicht. »Du bist dran, John!«
    »Womit?«
    »Mit der Zusammenfassung!«
    Mit dem hinteren Ende des Bleistifts kratzte ich über meinen Nacken und stellte einige Haare hoch.
    »Ich kann es in vier Sätzen höchstens sagen. Das ist sehr wenig.«
    Suko nickte. »Ja, die Kollegen haben damals gründlich aufgeräumt. Der Guru wurde erschossen.«
    »Wobei er nicht der einzige Tote war.«
    »Nein.« Suko blätterte zurück. »Zwei seiner Jünger waren schon tot, als die Kollegen die Fabrik stürmten.«
    »Genau.«
    »Selbstmord«, sagte er. »Sie haben sich vergiftet, wie ich im Obduktionsbericht nachlesen konnte. Da sind die Kollegen zu spät gekommen. Und dann gab es noch unsere Freundin Doro Mainland.«
    »Zweiundzwanzig Jahre im Koma. Ausgelöst durch einen Schlag gegen ihren Kopf.«
    »Begreifst du das, John?«
    »Nein. Ich begreife auch nicht, daß dieses Mädchen oder die junge Frau in der Zwischenzeit nicht alterte. Das ist eben das große Rätsel und gleichzeitig der Aufhänger.«
    Er zwinkerte mir zu. »Woran willst du dich denn aufhängen, Alter?«
    Ich hob die Schultern. »Keine Ahnung, Suko. Mit rechten Dingen ist das nicht zugegangen. Es muß eine Kraft gegeben haben, die Doro in ihren Klauen hielt.«
    »Schwarze Magie.«
    »Daran denke ich.«
    »Aber welche?«
    Ich hob die Schultern. »Es gibt nur eine Alternative. Sie steht in einem unmittelbaren Zusammenhang mit dem Guru.«
    »Der ja bekanntlich erschossen wurde.«
    »Natürlich. Aber lassen ausgerechnet wir uns davon täuschen? Hat es nicht schon genügend Fälle gegeben, wo der Körper nicht mehr da war, aber der Geist zurückkehrte? Ich habe das Problem ebenso oft erlebt wie du. Denk nur an dein Schicksal vor einigen Wochen und Monaten, als es dich erwischt hat.«
    »Das war anders«, widersprach er.
    »Ich habe auch nicht behauptet, daß es gleich ist. Einige Parallelen sehe ich schon.«
    »Dann gib dem Blinden mal das Licht zurück.«
    »Wir müssen einfach davon ausgehen, daß der Körper des Gurus vernichtet wurde, sein Geist aber nicht.«
    »Und der hat von Doro Mainland Besitz ergriffen.«
    Ich schlug mit dem Handrücken auf einen Aktendeckel. »Wenn ich mir das hier durch den Kopf gehen lasse, was ich gelesen habe, komme ich nur zu dem Entschluß. Sie fiel in ein Koma, aber dieser Guru oder dessen Geist hat sie überwacht. Das heißt, er hat sie sogar die gesamte Zeit über kontrolliert.«
    Suko runzelte die Stirn. »Das könnte hinkommen, John. Ist wohl die einzige Möglichkeit.«
    »Dann bleiben wir dabei.«
    Er nickte und schaute mich dann fragend an, als ich den Hörer abhob und eine Telefonnummer eintippte. »Ich rufe mal im Krankenhaus an, ob man schon eine Spur gefunden hat.«
    »Vergebene Liebesmüh.«
    »Mal sehen.«
    Ich wurde hin und her verbunden, bis ich schließlich Dr. Fairmonts Stimme hörte. Sie klang müde, als wäre er eben aus einem tiefen Schlaf erwacht. »Ach, Sie sind es.«
    »Ja, Doktor. Was Neues von unserer Patientin?«
    »Nichts, gar nichts. Sie ist und bleibt verschwunden. Sogar im Park haben ihre Kollegen nachgeschaut, ohne etwas entdeckt zu haben. Die hat die Zeit verdammt gut genutzt.«
    »Ja, das kommt mir auch so vor.«
    »Wissen Sie, Mr. Sinclair«, sagte er, und ich hörte auch, wie er einen Schluck trank, »ich glaube nicht daran, daß ich ihr noch einmal die Hand schütteln kann. Ich will das auch nicht, denn ich mache mir jetzt natürlich die größten Vorwürfe.«
    »Sie tragen keine Schuld am Tod der Krankenschwester.«
    »Das lassen wir mal vorne weg, obwohl ich darüber auch anders denke. Es geht um ein anderes Problem oder Phänomen. Ich hätte mich schon längst mit Ihnen in Verbindung setzen müssen, weil eben diese Person nicht gealtert ist. Das ist doch das Phänomen, mit dem ich nicht zurechtkomme. Ich war einfach nachlässig

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