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0732 - Monsterklauen

0732 - Monsterklauen

Titel: 0732 - Monsterklauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W.K. Giesa
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Teil der Traumzeit mit.
    »Aber er versteht die Traumzeit nicht«, sang Shado. »Er ist ein Weißbursche.«
    Er muss die Traumzeit nicht verstehen, aber die Traumzeit versteht ihn, erwiderte der Regenbogenmann.
    Weißt du nicht, dass alles eins ist, so verschieden es sich auch zeigen mag? Das Wasser im Fluss weiß nichts vom Ozean, in den es fließen wird, und doch existiert der Ozean, und weil er existiert, ist sein Wasser wie das des Flusses: kühl und erfrischend, und voller Leben,
    »Ich werde deine Worte bewahren«, versicherte Shado. »Wirst du mich an deiner Kraft teilhaben lassen?«
    Nein, denn sie ist doch schon in dir, Shadongooro. So, wie es bestimmt ist einst und jetzt.
    Und Kanaula, der Regenbogenmann, ging wieder seines Weges.
    Shado sang sich zurück aus der Traumzeit in seine Wohnung in Sydney.
    Und öffnete Zamorra die Tür…
    ***
    T'Carra starrte die Bäume an.
    Sie waren nicht mehr tot, nicht mehr abgestorben, verdorrt. Sie bewegten sich…
    »Nein«, flüsterte das Schmetterlingsmädchen.
    Da war nicht nur Bewegung, sondern auch Verfärbung.
    Einige der Bäume waren schwarz.
    Aber wie war das möglich?
    Schwarzes Holz - das konnte T'Carra sich noch einigermaßen vorstellen. Aber schwarze Knospen, aus denen schwarze Blätter und schwarze Blüten entsprangen?
    Das war nicht normal, das konnte es einfach nicht sein. Die Erweckung der Bäume lief aus dem Ruder.
    Aber warum? Hatte Gevatter Tod einen Fehler begangen?
    Oder Eeek Norr? Oder sogar Julian selbst?
    Konnte Julian überhaupt einen Fehler machen?
    Und was war falsch?
    T'Carra war ratlos. Sie wollte helfen und konnte es nicht. Niemals hatte einer der drei darüber gesprochen, in all der langen Zeit nicht, die verstrichen war! Und T'Carra hatte auch keine Neugier gezeigt, weil sie Julian damit nicht belästigen wollte, und auch keinen der beiden anderen. Vielleicht war das ein Fehler.
    Aber nichts ließ sich mehr ändern.
    Und die schwarzen Bäume bewegten sich…
    ...lösten ihre Wurzeln aus dem Boden...
    ...kamen näher heran...
    .. .unaufhaltsam…
    …hungrig…
    ***
    Shado war nackt. Seine fast schwarze Plaut war mit einer Unmenge an weißen Zeichen bemalt. Rasch schloss er die Tür hinter Zamorra. »Bist du bereit?«, fragte er.
    Der Parapsychologe und Dämonenjäger nickte.
    »Bist du wirklich bereit?«, wollte Shado wissen. »Hast du von deinen Freunden Abschied genommen?«
    Es klang seltsam, und Zamorra entsann sich, dass der Yolngu vor Stunden am Telefon von einer »Bestimmung« Zamorras gesprochen hatte, Aber obgleich er den Aborigine danach fragen wollte, schaffte er das seltsamer Weise irgendwie nicht. Stattdessen nickte er nur.
    »Du weißt, dass es vielleicht nicht funktioniert?«, hakte Shado nach. »Du weißt, dass es vielleicht den Tod ist?«
    Zamorra runzelte die Stirn. »Was soll das heißen?«
    »In den Traum eines anderen zu greifen, ist immer ein Risiko«, sagte Shado. »Du willst es dennoch?«
    Unter diesen Voraussetzungen eigentlich nicht mehr, dachte Zamorra, nickte aber dennoch.
    »Dann leg dich dorthin und entspanne dich«, verlangte Shado. Erwies auf eine der Decken auf dem Boden. »Und denke daran: du musst dich auf alles konzentrieren, was du mit dir nehmen willst - ansonsten bleibt es hier.«
    Zamorra nickte.
    Damals, bei seinem ersten Versuch, sich von Shado an einen anderen Ort träumen zu lassen, war er nackt am Ziel angekommen, ohne Kleidung, ohne Hilfsmittel. Das sollte ihm kein zweites Mal passieren! [3]
    Er hatte sein Amulett bei sich, die beste magische Waffe, über die er verfügte, wenn man einmal von den Dhyarra-Kristallen absah. Er war sicher, dass das ausreichte. Er wollte ja lediglich feststellen, ob dieser Weg zum Silbermond funktionierte, und wenn, was mit Julian Peters los war.
    Immerhin hatte der sich seit langer Zeit - waren es nun schon mehrere Jahre? - nicht mehr auf der Erde gezeigt. Es waren viele Dinge geschehen, bei denen seine mächtige Traummagie hilfreich gewesen wäre. Doch er war unerreichbar.
    Warum?
    Und weshalb hatten Nicole und auch die Zwillinge ausgerechnet jetzt von ihm und vom Silbermond geträumt?
    Vermutlich würde er es in Kürze erfahren.
    Er streckte sich auf der Decke aus.
    Der Boden darunter war hart und unbequem.
    Wenn ich zurück komme, werde ich ziemlich steif und unbeweglich sein und wohl auch gewaltige Rückenschmerzen haben , befürchtete er. Ein guter Grund , diesen Ausflug zeitlich recht eng zu begrenzen.
    Shado begann mit seiner seltsamen Zeremonie.

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