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0732 - Schattenreiter

0732 - Schattenreiter

Titel: 0732 - Schattenreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sagte sie und streichelte das Kreuz. »Ja, es ist etwas Besonderes, John Sinclair. Ich habe noch nie etwas berührt, das mit einer derartigen Kraft angefüllt gewesen ist. Es ist das genaue Gegenteil zu der Kraft, die ich in meinen Träumen erlebt habe. Es ist einfach wunderbar, es ist nicht zu erklären. Sie dringt in mich ein, und sie schafft es, mir Mut zu geben und die Finsternis zu vertreiben. Ich freue mich für dich, ich freue mich für mich, ich freue mich für uns alle. Denn jetzt glaube ich, daß wir eine Chance haben, die Schatten zu vertreiben. Ja, ich glaube fest daran.«
    Von mir hörte sie keinen Widerspruch. Ich wollte nur wissen, was sie genau damit gemeint hatte.
    Woher die Schatten kamen, das war für mich das Problem.
    Sie bewegte beide Arme. »Sie kamen aus dem Nichts. Sie kamen aus einer Welt, die ich dir nicht erklären kann. Sie waren einfach da, wenn du verstehst. Man kann sie nicht fassen, sie steigen hoch, sie kommen von rechts von links, sie erscheinen einfach überall. Es ist das Böse, das seine Schwingen ausbreitet.«
    »Über uns?«
    Ihre Augen nahmen an Größe zu. »Natürlich über uns«, flüsterte sie.
    »Aber jetzt bist du hier.«
    »Rechnest du damit, daß du die Schatten stoppen kannst?«
    »Ich wünsche es mir. Ich bin mir fast sicher! Einer muß es tun.« Sie hatte bisher die Ruhe bewahrt, was sich aber änderte, denn nun sprach sie relativ hektisch. »Es ist schon lange so, etwas hat in der Tiefe gelauert. Ich weiß es, ich weiß das sehr genau. Ich bin fest davon überzeugt. Ich habe es gespürt. Es drang ein in meine Träume, es wurde von Tag zu Tag schlimmer. Es war nicht mehr zu fassen. Ich… ich kam überhaupt nicht mehr klar. Ich bin völlig durcheinander. Es stieg aus einer Tiefe hoch, die keinen Anfang und kein Ende hat. Sie war einfach nur furchtbar schwarz.« Mit beiden Händen wollte sie eine Welt darstellen, die nicht darzustellen war, denn ich wußte genau, was sie damit meinte.
    Es war die Welt des Spuks!
    Ebenso amorph wie er selbst. Gestaltlos, aber dennoch vorhanden. Etwas absolute Finsternis, ein Stück dämonisch regiertes Weltall, das kalte Grauen an sich. Zum erstenmal spürte ich den Schauer, der sich auf meinen Rücken gelegt hatte.
    Ich senkte den Blick nicht und schaute zu, wie die Frau aufstand. Zum erstenmal sah ich, daß sie einen langen, dunklen Rock trug, der ihr bis zu den Knöcheln reichte. Sie ging zum Fenster, mußte einen gekräuselten Vorhang zur Seite schieben, um nach draußen schauen zu können. Etwa eine halbe Minute verstrich, ohne daß sie einen Laut von sich gab. Dann flüsterte sie: »Der Nebel ist noch vorhanden. Ja, er ist noch da, ich sehe ihn. Aber er wird schwächer, und die Dunkelheit bricht hervor. Die Schatten kommen, John.«
    »Es sind die normalen.«
    Sie drehte sich nicht um. »Was ist schon normal, was ist nicht normal, John?«
    »Der Tag neigt sich dem Ende entgegen.«
    »Du hast recht, aber ich weiß auch, daß sich alles miteinander vermischen wird.«
    »Gut, dann kannst du mir auch verraten, wo ich auf diese seltsamen Schatten treffen kann.«
    »Überall hinter den Wänden.«
    Ich dachte kurz nach. »Im Schloß selbst?«
    »Dort ist das Zentrum.«
    Sie hatte den Satz mit einer derartigen Bestimmtheit gesprochen, daß ich nicht daran zweifeln konnte. Aber ich dachte auch an Suko und Bill, die das Schloß betreten hatten, und mir wurde schon ein wenig komisch zumute.
    Sie wußte viel, aber hatte sie mir auch alles gesagt?
    Wir schauten uns an.
    Hanita lächelte. Sie strahlte einen großen Optimismus aus. Ich spürte, daß mich diese Frau am liebsten in die Arme genommen und an sich gezogen hätte. Ihre Augen leuchteten derart intensiv, daß ich mich beinahe zu schwach fühlte, um ihre Hoffnungen zu erfüllen. Sie trat dicht an mich heran.
    Mich störte auch nicht der muffige Geruch, der aus ihren Kleidern drang. Es kam mir auf den Menschen an. Als ich gehen wollte, segnete sie mich.
    »Danke«, sagte ich.
    »Die Schatten sind gefährlich. Sie fressen Seelen, sie wollen alles, sie lauern.«
    »Ich weiß.«
    Ihren Blick vergaß ich nie. Er war so wissend und gleichzeitig lauernd. Ich legte meine Hand auf die Klinke und drückte sie nach unten. Die Tür öffnete sich mit einem saugenden Geräusch. Ich verließ den Wagen und hatte kaum den Boden betreten, da zuckte der dort wartende Mann zurück, als hätte er ein schlechtes Gewissen.
    Wir schauten uns an. Ich mußte nach unten sehen, um sein Gesicht zu erkennen.
    »Oh,

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