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0734 - Dem Wahnsinn nahe

0734 - Dem Wahnsinn nahe

Titel: 0734 - Dem Wahnsinn nahe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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da.
    Mein Geist lebte!
    In diesen Momenten überkam mich ein Gefühl der Ehrfurcht vor einem Menschen und vor der gewaltigen Schöpfung, die nichts tötete, was sie einmal geschaffen hatte, weil ja der Geist blieb.
    Ich trieb weiter.
    Wohin, das wußte ich nicht.
    Aber ich hörte die Musik!
    Zuerst dachte ich an eine Täuschung, dann nahm sie an Lautstärke zu, und wieder vernahm ich das Jammern und Heulen, das leise Kreischen, das dazwischen klang. Ich bekam auch etwas von dem Sog mit, der an mir zerrte.
    War die Reise vorbei?
    Schmerzen peinigten mich. Alles an mir wurde zusammengedrückt und zusammengepreßt. Das Gefühl kehrte wieder zurück, die Spiralen und farbigen Punkte verschwanden.
    Etwas rauschte an mir vorbei.
    Dunkelheit, Schattenfetzen.
    Eine immense Kraft preßte mich zusammen. Ich hob eine Hand - und erschrak.
    Sie war wieder da.
    Ebenso wie die Arme, die Beine, mein Kopf und der gesamte Körper. Ich war wieder ich selbst, ich war wieder John Sinclair, und ich war irgendwo.
    Schattenwesen umflatterten mich. Ich konnte etwas sehen. Zumindest Umrisse, wobei ich sie nicht einordnen konnte, bis ich plötzlich den Druck unter meinen Füßen spürte. Ich konnte mich nicht mehr auf den Beinen halten und knickte ein. Eine seltsame Kraft trieb mich nach vorn. Ich schlug auf einem Boden auf, der nicht hart und auch nicht weich war.
    Aus, vorbei!
    Ich blieb liegen…
    Sekunden, Minuten, Stunden?
    Das wußte ich nicht, denn mein Zeitgefühl war verlorengegangen. Ich lag einfach nur da und schaute in die Höhe, denn über mir malte sich etwas Helles ab.
    Es war ein Himmel…
    Nein, doch nicht, dazu war er zu glatt. Der Gedanke an eine Decke kam mir, denn überlegen konnte ich noch. Mein Intellekt oder mein Geist hatten auf dieser Reise nicht gelitten.
    Ich zog die Beine an.
    Eine Bewegung, die für mich völlig natürlich war, die ich immer getan hatte. In diesem Fall jedoch tat es mir unwahrscheinlich weh, weil ich befürchtet hatte, nicht mehr so auszusehen, wie ich einmal gewesen war. Die Atome und Moleküle hätten sich auch anders zusammensetzen können. Vor den Folgen hatte ich eine irre Furcht.
    Dann versuchte ich es mit den Armen. Auch sie ließen sich normal bewegen, der Kopf ebenfalls, denn ich hob ihn leicht an.
    Ich rollte mich zur Seite, weil ich nicht länger liegenbleiben wollte. Nichts zu tun, war nicht meine Art. Außerdem wollte ich herausfinden, wo ich mich befand.
    Es klappte alles gut. Nach zwei Drehungen stieß ich gegen einen Widerstand.
    Da sich meine Augen an die Lichtverhältnisse gewöhnt hatten - es war nicht ganz finster, denn in meine Umgebung hinein sickerte Graulicht -, ertastete ich den Gegenstand und stellte fest, daß es ein Sessel war.
    Ich lachte.
    Ein Sessel also! Wie wunderbar, wie herrlich normal. Das hätte ich mir nicht träumen lassen. Dieser Sessel gab mir einfach Mut. Ich hob die Arme an und stemmte sie gegen das Polster.
    Es war weich, und ich konnte mich leicht in die Höhe drücken. Meine Kräfte und meine Reaktion hatten nicht gelitten. Nicht einmal Schmerzen verspürte ich.
    Also stand ich auf.
    Es fiel mir so leicht, als hätte ich diese geheimnisvolle Reise überhaupt nicht gemacht. Trotzdem bewegte ich mich nicht normal vor, sondern tappte durch die graue Düsternis.
    Ich kam gut zurecht.
    Unglaublich gut sogar.
    Und das wiederum wunderte mich. Ich wußte plötzlich, wo bestimmte Gegenstände standen, und ich wußte auch, wie ich zu gehen hatte, um das Licht einzuschalten.
    Ungefähr drei Schritte nach vorn, dann mich etwas zur Seite drücken: Da war der Schalter.
    Meine flache Hand erwischte ihn schon beim ersten Zugreifen. Ich kickte den Hebel nach unten.
    Es wurde so hell unter der Decke, daß ich mich im Raum sehr genau umschauen konnte.
    Mein in den letzten Sekunden gehegter Verdacht manifestierte sich zur Gewißheit.
    Ich stand in meiner eigenen Wohnung!
    ***
    Jemand lachte, und das Lachen schallte durch den Raum. Zuerst wußte ich nicht, wer gelacht hatte, bis mir klargeworden war, daß ich dieses Geräusch ausgestoßen hatte.
    Es war kein direkt fröhliches Lachen, denn es hörte sich mehr erleichtert an.
    Ich war froh, ich war aber auch ängstlich, denn wer immer hinter dieser Aktion stand, er hatte mir bewiesen, wie einfach es für ihn war, in meine persönliche Sphäre einzudringen.
    Ich ging durch den Wohnraum auf das Fenster zu und öffnete es. Aus luftiger Höhe schaute ich hinaus, ich atmete tief ein und aus, nahm den Geruch der Millionenstadt

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