0736 - Mosaik des Todes
musst du mit mir Vorlieb nehmen«, sagte Sid Amos.
»Merlin hatte es doch so eilig mit diesen k'oandarischen Fundstücken«, warf sie ein. Sei es, dass die drei Gläser Wein ihr zu Kopf stiegen, oder dass ihr Amos' Anwesenheit nicht recht war. Sie sagte in ironischem Tonfall: »Dann sollte er auch schon persönlich anwesend sein, wenn ich ihm Vollzugsmeldung erstatte.«
Amos' Antwort sorgte dafür, dass sie blitzschnell wieder nüchtern wurde.
»Das schon«, sagte er, »aber mein Bruder ist seit drei Tagen verschollen.«
***
Avenge war enttäuscht. Es hätte alles so gut klappen können. Bisher war alles gut gelaufen. Der Angriff der Lakxas und der Ta'sean diente nur dazu, Zamorra und Teri abzulenken und aufzuhalten.
In der Zeit, in der sie sich mit den Tieren befassen mussten, konnten sie ihm nicht gefährlich werden.
Und ausgerechnet jetzt, da sie den ersten Kampf überstanden hatten, mussten vier Fremde auftauchen. Es passierte genauso wie bei einem zeitlosen Sprung, den auch Avenge als ehemaliger Silbermond-Druide beherrschte. Er machte sich keine großen Gedanken darüber. Nicht nur er verwendete Magie. Es gab viele Wesen im Multiversum, die sich mehr oder weniger stark mit Zauberei befassten.
Nur geschieht das selten so stark, wie auf dieser Welt, erkannte er.
Es schien also doch etwas dran zu sein an dem Gefasel von einer sogenannten Schnittstelle der Dimensionen. Dieser Begriff erschien Avenge irgendwie sinnlos.
Was haben Dimensionen mit Magie gemeinsam?
Ganz sicher stellte diese Bezeichnung nur eine Art geistige Krücke dar, eine Umschreibung für etwas, das sich sonst nicht in Worte fassen ließ.
Er war nicht sicher, ob ihn die vier Neuankömmlinge bemerken würden. Eine von Avenge's bemerkenswertesten Eigenschaften hieß Vorsicht. Dieses Gefühl war dermaßen in der Seele des Heeders eingeprägt, dass die sinnbildliche Verbindung von Vorsicht zu Feigheit nahe lag.
Bestimmt hatten auch die Ereignisse, die zu seinem Tod geführt hatten, damit zu tun.
Lieber ein lebender Feigling als ein toter Held, hieß einer seiner Wahlsprüche.
Luc Avenge sprang zu der Stelle, an der er auf K'oandar herausgekommen war. Ein Schmerz durchzuckte ihn, wie ein Stich mit einer Nadel.
Was war das?, überlegte er. Besser, ich verschwinde von hier!
Sofort versuchte er, das magische Tor wieder aufzubauen. Es ging nicht!
Noch mal!
Wieder nichts!
Erst beim dritten Versuch klappte es. Luc beendete den Standby-Modus und konzentrierte sich darauf, das Weltentor wieder zu öffnen. Er hatte Angst davor, auf diesem Planeten bleiben zu müssen. Er wusste, dass es eine Regenbogenblumenverbindung geben musste, doch kannte er sich mit den magischen Blumen nicht aus.
Avenge öffnete die Verbindung zwischen Erde und K'oandar, trat in das Tor, dachte an seine Ausgangsstelle in Nordschottland und war verschwunden.
Und auf der Erde erwartete ihn eine Überraschung…
***
»Wir sind auf der Suche nach einem Mann mit Namen Luc Avenge«, antwortete Teri Rheken mit eisiger Stimme auf Seanzaaras Frage.
Die Hexe hob leicht die Augenbrauen und blickte spöttisch auf Teri und Zamorra. Es schien ganz normal für sie zu sein, dass Fremde ankamen und in ihrer Sprache mit ihr kommunizierten, ohne irgendwelche Verständigungsprobleme zu haben.
»Kennen wir nicht, haben wir nicht bei uns«, sagte sie im gleichen Tonfall wie eine Verkäuferin, die Kunden abwimmeln will.
»Bei euch vielleicht nicht«, mischte sich Zamorra ein. »Aber bestimmt irgendwo auf K'oandar.«
»Aha«, machte Seanzaara betont lässig. »Und woher habt ihr eure Weisheit, wenn ich ganz unschuldig fragen darf?«
Teri sah Zamorra in die Augen. Vorsicht, Alter. Die nimmt uns nicht für voll und will uns in die Pfanne hauen, bedeutete ihr Blick.
Der Meister des Übersinnlichen lächelte. Er wusste, dass seine Erklärung wie eine Bombe einschlagen würde.
»Das haben uns zwei von…«, er legte eine Kunstpause ein, »D'Halas Seelen-Tränen geflüstert, die wir gefun…«
»Lüg mich nicht an!«, ereiferte sich Seanzaara. Zamorra registrierte zufrieden, dass die Hexe nicht uns sagte, sondern ich. Seine erster Eindruck war also der richtige gewesen.
»Es kann sein, dass ich viel nötig habe«, sagte er betont ruhig und verschränkte die Arme vor der Brust. »Aber Lügen gehört nicht dazu.«
»Was wahr ist, bleibt wahr, auch wenn es von den falschen Leuten gesagt wird«, dozierte die Silbermond-Druidin.
Seanzaara verengte die Augen zu schmalen Schlitzen, ihr Atem
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